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Der Charakter des Schlosses bleibt sichtbar

Modernes Ambiente in historischen Räumen: In der alten Pferdescheune trainieren künftig die Patientinnen und Patienten. Foto: Alfred Drossel
Modernes Ambiente in historischen Räumen: In der alten Pferdescheune trainieren künftig die Patientinnen und Patienten. Foto: Alfred Drossel
Im ehemaligen Kesselhaus findet die Sporttheraphie statt. Foto: Alfred Drossel
Im ehemaligen Kesselhaus findet die Sporttheraphie statt. Foto: Alfred Drossel
Blick in die einstige Ochsenbraterei: Hier sind der Empfang und das Patientenmanagement untergebracht. Foto: Alfred Drossel
Blick in die einstige Ochsenbraterei: Hier sind der Empfang und das Patientenmanagement untergebracht. Foto: Alfred Drossel
Klinikdirektorin und Chefärztin Isa Sammet (rechts) stellt das Konzept der Libermenta Klinik in Freudental vor. Foto: Alfred Drossel
Klinikdirektorin und Chefärztin Isa Sammet (rechts) stellt das Konzept der Libermenta Klinik in Freudental vor. Foto: Alfred Drossel
Mitte März kommen die ersten Patientinnen und Patienten: Nach über einem Jahr Umbau- und Sanierungsarbeiten öffnet die psychiatrische Akutklinik im Freudentaler Schloss. Mehrere Millionen Euro hat es gekostet, alle historischen Gebäude zu sanieren und wieder nutzbar zu machen. Einige Arbeiten stehen noch aus.

Freudental. Das gut 300 Jahre alte ehemalige Jagd- und Lustschloss in Freudental hat eine bewegte Geschichte: Wilhelmine von Grävenitz, Mätresse des Herzogs Eberhard Ludwig von Württemberg, ließ es im Jahr 1728 erbauen, später wurde es Sommerresidenz des württembergischen Königs. Zwischenzeitlich diente es als Kreisaltenheim, Kulturstätte und Kulisse für Hochzeiten. Nun wird ein neues Kapitel aufgeschlagen: Am 1. März eröffnet die Libermenta Klinik im Schloss – eine private Akutklinik für Psychiatrie, Sportpsychiatrie und Psychotherapie. Bis zu 84 Patienten können dort künftig stationär behandelt werden, weitere Therapieplätze stehen in der Tagesklinik zur Verfügung. Eine geschlossene Station gibt es nicht (wir berichteten).

Die Umbauarbeiten in den denkmalgeschützten Gebäuden sind nahezu abgeschlossen. Beim heutigen Rundgang für die Presse wird die große hölzerne Eingangstür des Hauptgebäudes auf Hochglanz poliert. Es riecht nach frischer Farbe und neuen Möbeln. Vor allem im Schlosspark ist aber noch einiges zu tun: Hier werden unter anderem noch Patientenhäuser und ein Saunahaus gebaut.

Kaum etwas erinnert an ein typisches Krankenhaus

Zur Eröffnung ziehen allerdings zunächst nur Patienten auf Probe ein, um die Abläufe zu überprüfen. „Die ersten richtigen Patienten erwarten wir am 14. März“, sagt Dr. Matthias Bühler, Vorstandsvorsitzender der Bühler HealthCare AG und Geschäftsführer der Libermenta Kliniken. Wobei die Verantwortlichen lieber von Gästen als von Patienten sprechen. Überhaupt erinnert in der Schlossklinik nicht viel an ein typisches Krankenhaus. Die Patientenzimmer im Haupthaus sind modern und im Stil eines Hotels eingerichtet. Mit viel Liebe zum Detail und einem Gespür für die Historie wurden die acht Gebäude auf dem Anwesen umgebaut und saniert – in enger Abstimmung mit dem Denkmalamt. Und einem hohen finanziellen Aufwand: Einen „ordentlichen zweistelligen Millionenbetrag“ habe man investiert, um aus dem denkmalgeschützten Schloss eine moderne Klinik zu machen, sagt Sabine Schneider, Projektleiterin für Bau und Interior Design. Sie betont: „Uns war von Anfang an wichtig, das Potenzial des kompletten Geländes mit all seinen historischen Nebengebäuden für die Patienten nutzbar zu machen.“ Der Charakter des Schlosses ist deshalb weiterhin sichtbar. Deutlich wird das beispielsweise in der alten Pferdescheune, die künftig für die Sporttherapie genutzt wird: Ein Stück gläserner Boden gibt den Blick frei auf das alte Pflaster, die Fachwerkbalken wurden erhalten, auch wenn sie selbst nicht mehr tragen und gestützt werden müssen. In der ehemaligen Kegelbahn, wo künftig Boutique, Bibliothek und Kosmetik zu finden sind, wurden die Umrisse der Bahn und die Standfelder der Kegel sichtbar gemacht. „Der Aufwand, das alles zu sanieren, war gigantisch“, meint Bürgermeister Alexander Fleig. Für ihn ist besonders wichtig, dass das Schloss Teil der Gemeinde bleibt und wieder greifbarer für die Bürger wird, als das zuletzt der Fall war.

Öffentliche Konzerte und Fachvorträge geplant

Trotz Klinikbetrieb sollen deshalb öffentliche Konzerte im Schloss stattfinden, auch Fachvorträge sind geplant, ebenso wie ein Tag der offenen Tür. Zur Identifikation beitragen werden aber sicher auch die Freudentaler, die im Schloss in den unterschiedlichsten Bereichen arbeiten. Mit bis zu 150 Mitarbeitenden ist die Klinik künftig der größte Arbeitgeber im Ort.

Man stehe der Bevölkerung für alle Fragen offen, betont die Klinikdirektorin und Chefärztin Professorin Isa Sammet: „Es ist uns wichtig, in Freudental integriert zu sein, auch um zu entstigmatisieren.“ 17 Millionen Menschen in Deutschland litten unter psychischen Problemen, so dass sie ihren Alltag nicht mehr bewältigen könnten. Besonders verbreitet: Angststörungen, Depressionen, Suchterkrankungen. Alles Felder, die auch in Freudental behandelt werden. „Es kann jeden von uns treffen. Sich dann Hilfe zu holen, ist stark.“ Sammet verwies auch auf die Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Ärzten und der RKH-Klinik in Ludwigsburg. Besonders akut gefährdete Patienten behandele man in Freudental nicht. Sie würden nach Ludwigsburg überwiesen.

Info: Mehr Bilder unter www.lkz.de