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Der GdF-Knoten ist geplatzt, jetzt ist Teamarbeit gefragt

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Jahre-, eher jahrzehntelang haben sich Ludwigsburg und Kornwestheim in Sachen Verkehr gegenseitig Blockadepolitik vorgeworfen. Unter die Lupe gelegt wird die Kooperation am GdF-Knoten auf der Gemarkungsgrenze im Süden, der nun umgebaut wird. Wachsam bleibt man auf beiden Seiten, doch die Einigung wirft ein Schlaglicht auf die Zukunft: Ohne Kooperation wird es nicht gehen.

Ludwigsburg. Es wurde debattiert und gerungen, am Ende jedoch stand ein Beschluss: Ludwigsburg sagt Ja zum Plan Kornwestheims, die Kreuzung zwischen dem alten und neuen Teil von Wüstenrot umzubauen. Mit einer langgezogenen Schleppkurve und der Möglichkeit, vom neuen Campus aus nach links in die Ludwigsburger Straße nach Kornwestheim abzubiegen, gibt es freie Bahn für die Buslinie 415 zum neuen Campus Wüstenrot beim Autokino und zurück. Die Strecke vom Kornwestheimer Bahnhof zu Wüstenrot führt bisher mangels Abbiegemöglichkeit über die B27 nach Kornwestheim.

Entscheidender Satz in dem zur Entscheidung vorgelegten Papier für den Mobilitätsausschuss dürfte gewesen sein, dass „die Freigabe des Linksabbiegers insgesamt nur eine geringe verkehrliche Bedeutung aufweisen dürfte.“ Und: Eine Entlastung der verkehrsbelasteten Hohenzollernstraße sei möglich. Und gewünscht, wie aus den Redebeiträgen der Stadträte klar wurde. Denn die Expansion der Wüstenrot&Württembergischen (W&W) auf Kornwestheimer Gemarkung ließ die bis dahin ungewürdigte Südstadt sichtbar werden. Das vorherrschende Thema: Verkehrs- und Parkdruck insbesondere durch Wüstenrot-Mitarbeiter sowie eine steigende Verkehrsbelastung – auch, weil sich die Elmar-Doch-Straße und -Brücke als Ost-West-Achse für Schleichverkehr etabliert haben.

„Es gab schon unharmonischere Sitzungen mit Ludwigsburg und Kornwestheim“, sagt Daniel Güthler trocken. Der Erste Bürgermeister der Nachbarstadt war live zugeschaltet, als es Ende Januar im Mobilitätsausschuss um den Umbau des GdF-Knotens ging. Und er trug einiges dazu bei, dass aus dem nervösen Misstrauen einiger Ludwigsburger Stadträte ein Kompromiss entstand. Die hatten sich in der Vergangenheit im Schulterschluss mit den Anwohnern vehement gegen eine Aufweitung des Knotens gewehrt. Güthler wiederholte seine Argumente im Gespräch mit unserer Zeitung: Kornwestheim habe kein Interesse daran, Verkehr nach Ludwigsburg zu verlagern. Weiter noch: Kornwestheim teile das Ziel mit Ludwigsburg, den Lkw-Verkehr aus den Städten herauszuhalten.

So wurde der Beschluss, den Umbau des GdF-Knotens zu erlauben, gepaart mit einem Blitzer, der Lastwagen abhalten soll, auf der für sie ohnehin gesperrten Ludwigsburger Straße in Richtung Kornwestheim und dann rechts durch den Domertaldurchlass in Richtung Gewerbegebiet zu fahren. „Das galt schon immer“, so Güthler, „jetzt wird es auch sanktioniert.“ Die einzig richtige Lkw-Route? „Über die Westrandstraße.“ Auf der nördlichen Seite hat Ludwigsburg im Dezember 2019 in der Hohenzollernstraße – seit Jahren eigentlich für Lastwagen gesperrt – einen Lkw-Blitzer aufgestellt, um zu verhindern, dass die Lastwagen ausweichen – seitdem klagen Südstadt-Anwohner über massiven Lkw-Verkehr in den Nebenstraßen.

Der jetzt getroffene Kompromiss kann durchaus als Minimalkonsens begriffen werden: Spätestens mit dem für Ludwigsburg bitteren Umzug von W&W auf die Kornwestheimer Seite wurde klar, dass die südliche Südstadt von Wüstenrot dominiert werden wird. Und so mahnte die Stadt Ludwigsburg vor „zu vielen offenen Rahmenbedingungen“: Wie wird sich die Nutzung auf dem Areal entwickeln? Was plant W&W an der Hohenzollernstraße nach dem Abriss alter Gebäude? Wie kann der geplante Radschnellweg von Bietigheim über Ludwigsburg und Kornwestheim nach Stuttgart eingebunden werden? Und braucht Wüstenrot mit mehr Home Office überhaupt so viel Platz? „Es wird empfohlen, nur die Baumaßnahmen für den Linksabbieger kurzfristig vorzunehmen.“

Die Südstadt-Initiative begrüßt die Planung ebenfalls. Nachhaltige Mobilität und ein gutes Quartiersklima sind Ziele ( www.suedstadtverein.de), die Einführung des Parkraumkonzepts am 1. April wird als Erfolg gewertet. Besonders positiv bewertet Vorstand Martin Wendte, dass die Stadt den Umbau – laut Daniel Güthler für 2022 geplant – flankieren möchte mit Rad- und Fußwegen. So soll die Geradeausspur nach Kornwestheim zum Radweg werden, geplant sind zudem Überwege. Auf seiner Seite will Kornwestheim die Trampelpfade entlang der neuen Hohenzollernstraße zu Fußwegen ausbauen.

Und in einem Punkt liegt ein Konsens in weiter Ferne: Der von Ludwigsburg erhoffte Südanschluss des W&W-Campus, der sogar mit dem Ja zum Ausbau des GdF-Knotens verknüpft wurde. Auch W&W selbst hätte die westliche Zufahrt zu Parkhäusern und offenem Autokino-Parkplatz gerne gehabt. Wie auch im Ausschuss verweist Kornwestheims Erster Bürgermeister Güthler auf die als Naturdenkmal geschützte Lindenallee entlang der Ludwigsburger Straße, die den Campus auf westlicher Seite flankiert. Um dort Bäume fällen zu können, müsse dies gut begründet werden. „Gutachterliche Belege, dass wir die Zufahrt benötigen“, so ein Gutachten in Auftrag gegeben würde, seien nicht zu erwarten.

Info: Unter https://www.instagram.com/ludwigsburg.de/ findet heute um 16 Uhr eine digitale Bürgersprechstunde statt. Die Verwaltung hat unter meinlb.de einen Video-Stadtteilrundgang erstellt, dazu konnten Fragen zur Südstadt gestellt werden. Es ist aber auch möglich, diese heute Nachmittag loszuwerden.