1. Startseite
Logo

Der Holzbach soll nach und nach erlebbar werden

Der Holzbach wird bald weiter von seinem Korsett befreit. Zwischen der Lammstraße und der Mühlhäuser Straße soll das verrohrte Gewässer wieder an die Öffentlichkeit geholt und revitalisiert werden.

Kornwestheim. Für den Ersten Bürgermeister Daniel Güthler hat das Holzbach-Projekt Vorbildcharakter. Nach und nach sollen – wo noch möglich – sauberes Quellwasser und Dorfbäche in Kornwestheim wieder ans Tageslicht kommen, die in dunklen Kanälen verschwanden. Denn bis zu 600000 Kubikmeter reinstes Wasser werden dadurch im Jahr verschmutzt und landen in der Kläranlage, so Karin Wächter von den Stadtwerken. Das reiche, um 13700 Menschen jährlich mit Frischwasser zu versorgen oder 240 wettkampftaugliche Schwimmbecken zu befüllen. „Unsere Vorväter waren sehr fleißig im Vergraben“, sagte Güthler am Dienstagabend im Ausschuss für Umwelt und Technik des Gemeinderates. Das wolle die Stadt Zug um Zug rückgängig machen. Und davon verspricht er sich viel: Das Kanalsystem und damit die Kläranlage werde entlastet, Oberflächenwasser könne verdunsten, natürlich abgeleitet werden und versickern. Das verringere auch die Überflutungsgefahr nach Starkregen, weil das Wasser Platz zum Abfließen bekomme.

Außerdem trage so ein Bach zur Erholung in der Umgebung bei. Tiere und Pflanzen würden sich ansiedeln, ergänzte der planende Landschaftsarchitekt Peter Geitz aus Stuttgart-Möhringen. „Insekten und Amphibien werden kommen“. Der Bachlauf biete mit seinen vielfältigen Strukturen wie Steinschüttungen, Wurzeln und Röhricht für Flora und Fauna unterschiedlichste Lebensräume. Durch die gezielte Pflanzung neuer Gehölze und Sträucher werde die bestehende und die neue Bebauung mit dem Gewässer verzahnt und biete vom neuen, beleuchteten Weg aus ein qualitätsvolles Wohnumfeld. Die mächtigen Nussbäume sollen erhalten bleiben.

Der frühere Kornwestheimer Ortsbach soll so wieder erlebbar werden. Geitz ist überzeugt, dass es die Menschen ans Wasser zieht. Dieser natürliche Drang müsse bei künftigen Bauplanungen viel stärker berücksichtigt werden. Bäche würden das Kleinklima zudem positiv beeinflussen. Eine Schnakenplage befürchtet er nicht, solange das Wasser fließt. Das Potenzial dazu habe der Holzbach. Und sein Bett soll so gestaltet werden, dass auch in heißen Sommern immer ein paar Tropfen vorhanden sind. Auf mindestens fünf Liter pro Sekunde werde der Holzbach es bringen und könnte sogar bis zu 25 Liter erreichen. Voraussetzung: Das Wasser wird ihm nicht abgepumpt. Geitz sagte, er habe einige verbotene, fest installierte Pumpstationen mit Absaugrohren entdeckt, die am oberen Lauf zur Gartenbewässerung eingesetzt würden. „Wahrscheinlich kostet der Strom mehr als das Wasser aus der Leitung“, sagte er und warnt davor, damit das ganze System zu töten. Anfangs bedarf es intensiver Pflege“, beantwortete Geitz eine Frage aus dem Gremium. Zwei bis drei Durchgänge pro Jahr empfiehlt er und zusätzlich situationsbedingt – zum Beispiel nach einem heftigen Gewitter. Der Aufwand reduziere sich nach zwei Jahren.

Ein erster Teilabschnitt des Holzbachs wurde in Zusammenhang mit der Bebauung „Wohnen am Bächle“ bereits im Jahr 2007 auf 40 Metern offen gelegt. Zusammen mit der aktuell anstehenden Entwicklung der Grundstücksflächen des ehemaligen Rothacker-Areals soll jetzt die Maßnahme nach Osten hin auf einer Länge von 200 Metern fortgeführt werden. Das dient auch der Entwässerung der künftigen Bebauung durch die Firma Pflugfelder im Wiesengrund. Rinnen und Becken durchziehen das Gebiet hin zum Holzbach. Der verläuft künftig nördlich des neuen Abwasserkanals in einem offenen Gerinne und schlängelt sich später entlang des öffentlichen Fußwegs, bis er bei der Mühlhäuser Straße wieder in einer Quellleitung verschwinden wird. Rund 620000 Euro wird die Maßnahme kosten. Ende 2022 könnte sie abgeschlossen sein.

Langfristig ist vorgesehen, den offenen Bachlauf in östlicher Richtung bis zur Hammerschmiede und von dort aus weiter bis zur Kläranlage fortzusetzen. Nach Fertigstellung der Gumpenbachbrücke bezahlt und realisiert das Regierungspräsidium Stuttgart die Freilegung und naturnahe Gestaltung von 100 Meter Holzbach als Ausgleichsmaßnahme für den Brückenbau.