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„Der nächste Penalty muss sitzen“

Verärgert, aber zuversichtlich: Steelers-Präsident Christoph Heinzmann. Foto: privat
Verärgert, aber zuversichtlich: Steelers-Präsident Christoph Heinzmann. Foto: privat
Nach dem heftigen Tiefschlag durch die Lizenzverweigerung der DEL 2 geht Eishockey-Zweitligist Bietigheim Steelers schon einen Tag später in die Offensive. Die Reaktionen von Lokalpolitikern und langjährigen Spielern reichen von Erstaunen über Zuversicht bis hin zur Kritik,

Sport. Bietigheim-Bissingen. „Das war schon ein Schlag ins Gesicht“, räumt Christoph Heinzmann ein, als er am Mittwoch davon erfuhr, dass die Deutsche Eishockey-Liga 2 bei den Steelers „die geforderte wirtschaftliche Leistungsfähigkeit innerhalb der vorgegebenen Fristen des Prüfungsverfahrens“ vermisst habe und deshalb keine Lizenz erteilen könne.

Heinzmann, Präsident des Stammvereins SC Bietigheim-Bissingen und zugleich Aufsichtsrat der Steelers Profi-GmbH, will jetzt das eingeschaltete DEL-Schiedsgericht davon überzeugen, dass die Steelers in die DEL 2 gehören. „Wir wollen keine Sonderbehandlung, aber die anderen Clubs in der Liga haben bestimmt kein Interesse, die Steelers zu verlieren. Mit nur 13 Clubs zu spielen macht keinen Sinn“, ist sich Heinzmann sicher. Gestern wollte man sich bei den Steelers mit Anwälten beraten, wie die richtige Strategie bei der Verhandlung, die spätestens bis in zehn Tagen über die Bühne gegangen sein soll, aussehen könnte.

„Uns haben die Altlasten gedrückt, sie sind die höchsten in der Liga“, ging Heinzmann noch einmal auf die Gründe für die Lizenzverweigerung ein. Darum hatte die Liga bei den Steelers am 24. Juni Nachbesserungen angemahnt. Dabei wurden unter anderem 200 000 Euro neues Kapital gefordert, eine Summe, die sonst über Bürgschaften abgedeckt worden war. Heinzmann: „Das. ist in diesen Zeiten natürlich eine echte Herausforderung.“

Ein Bietigheimer Unternehmen stellte dennoch Unterstützung in Aussicht. Bei einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung soll am 7. Juli darüber entschieden werden. Doch die dadurch nötige Fristverlängerung lehnte die Liga ab. „Während aufgrund der Corona-Pandemie in der DEL und in sämtlichen anderen Sportarten in Deutschland und Europa angepasste Regelungen in den Lizenzierungsverfahren vereinbart wurden, blieb die DEL 2 stur bei den vereinbarten Regularien,“ ärgert sich Heinemann.

„Negativ überrascht“ von der Nachricht wurde auch Jürgen Kessing, Oberbürgermeister der Stadt Bietigheim-Bissingen, der sich dennoch zuversichtlich gibt: „Ich hoffe, da tut sich etwas. Statt einer kompletten Absage hätte ich schon einige Nachbesserungsmöglichkeiten gesehen.“ Die Steelers seien gut aufgestellt und hätten mit dem Aufstieg in die DEL ein klares Ziel. Mit Blick auf das Unternehmen, das Unterstützung in Aussicht stellt, hält sich Kessing bedeckt, ist aber optimistisch: „Das ist eine solide Option. Die Hilfe kann aber nicht einer entscheiden, sondern das braucht Zeit.“

Als „langjähriger Steelers-Fan“ wurde auch Daniel Renkonen von der DEL-2-Entscheidung überrascht. „Ich bin aus allen Wolken gefallen. Ausgerechnet den Verein, der als mehrfacher Meister und potenzieller Aufsteiger seit Jahren eine der Vorzeigeadressen im Umland ist, hat es erwischt“, sagt der Landtagsabgeordnete der Grünen, der die Spiele der Steelers regelmäßig verfolgt. Aus Renkonens Sicht argumentiere die DEL-Geschäftsführung zwar den Regularien entsprechend, sie lasse aber die Aspekte der durch die Coronapandemie verursachten Folgen außer Acht. Corona betreffe alle Menschen, insbesondere aber die Sportvereine. So sei bis Ende Oktober ein ordentlicher Spielbetrieb generell verboten. Das brächte Unsicherheit für die Vereine und Einnahmeausfälle etwa durch kalkulierte, aber nicht verkaufte Dauerkarten.

Steelers personell bestens aufgestellt

Dabei seien die Steelers für die neue Saison bereits bestens aufgestellt, der Kader stehe gut da und mit dem neuen Trainer sei der Aufstieg machbar. Hoffentlich, so Renkonen, sei das Schiedsgericht kulant und würde den Verdiensten der Steelers für den Eishockeysport Rechnung tragen. „Ich stehe in dieser Sache ganz klar auf der Seite des Vereins“, betont Renkonen, dem das problematische Verhältnis der Steelers zur DEL 2, aber auch zu anderen Vereinen durchaus bewusst ist. „Wenn es früher nach Landshut ging, hieß es doch „Ohne Porsche wärt ihr gar nicht hier“, erinnert sich der Eishockey-Begeisterte an die Anfangsjahre der Steelers und macht deutlich: „Der nächste Penalty muss sitzen, sonst war’s das mit Eishockey in Bietigheim.“

In der Luft hängen auch die Spieler. Steelers-Urgestein Rene Schoofs, seit 2001 für den Club im Einsatz, ist konsterniert: „Das ist ganz schön heftig. Im ersten Moment realisiert man es gar nicht richtig“, äußerte sich der 35 Jahre alte Allrounder. „Da hängen natürlich auch Existenzen dran. Viele Spieler haben sich ganz bewusst für Bietigheim entschieden.“ Schoofs hofft jetzt auf ein schnelles und gutes Urteil des Schiedsgerichts. „Denn ich wollte schon gerne selbst entscheiden, wann ich aufhöre.“