1. Startseite
Logo

Der Schillerhöhe geht der Atem aus

Die Lungenfachklinik wird bald komplett ausziehen, dann wird auf der Schillerhöhe wohl nur noch der Standort der Schmieder-Kliniken (Haupteingang: rechter Bildrand) bleiben.
Die Lungenfachklinik wird bald komplett ausziehen, dann wird auf der Schillerhöhe wohl nur noch der Standort der Schmieder-Kliniken (Haupteingang: rechter Bildrand) bleiben.
Die Lungenfachklinik wird von Gerlingen zum Robert-Bosch-Krankenhaus an den Pragsattel verlegt. Die 55 Millionen Euro teuren Pläne sollen bis Jahresende abgeschlossen sein – was danach auf der Schillerhöhe passiert, ist noch offen.

Gerlingen/Stuttgart. „Weil atmen Leben ist“ – das ist der Titel einer Imagekampagne, die das Robert-Bosch-Krankenhaus (RBK) nun gestartet hat, um auf sein neues Lungenzentrum und die Behandlungsmöglichkeiten aufmerksam zu machen. Und das künftig an nur noch einem Standort. Denn die Lungenfachklinik auf der Gerlinger Schillerhöhe, seit 2006 Teil des RBK-Verbunds, wird früher als geplant umziehen und am Stuttgarter Burgholzhof mit RBK-Bereichen in einem Neubau fusioniert, zu einer der dann größten Einrichtungen Deutschlands. War dafür ursprünglich 2024 oder später im Gespräch, so ist den Plänen, bedingt durch eine immer schwieriger werdende Vergütungssituation und komplexere medizinische Anforderungen, „die Zeit davongelaufen“, wie es Prof. Dr. Mark Dominik Alscher formuliert, Medizinischer Geschäftsführer. „Eine Fachklinik allein, mitten im Wald, ist nicht lebensfähig.“ Zumal die Klinik renovierungsbedürftig sei, ein dreistelliger Millionenbetrag wäre dafür fällig.

Nun ist ein Teil des Umzugs in das „moderne Hochleistungszentrum“, für das es auch ein eigenes künstlerisches Gestaltungskonzept gibt, gar schon vollzogen, die pneumologische Tumortherapie bereits in Stuttgart. Der Bereich Lungenheilkunde soll im November wechseln, abschließend dann bis Jahresende die Thoraxchirurgie – alles in allem dann ein 1:1-Umzug. Kein Bereich, keine der 500 Stellen oder eines der 150 Betten – davon sechs Intensiv- und 12 im Schlaflabor – gehe verloren. Insgesamt 55 Millionen Euro investiert das Robert-Bosch-Krankenhaus in diese Pläne – die aber vielleicht noch größer werden könnten.

Dazu bedürfe es aber eines Erweiterungsbaus, in den weitere Bereiche des heutigen RBK integriert werden, und das in fünf, zehn Jahren, so Alscher – wenn das Projekt finanziell auch vom Land unterstützt werde. Doch weil man schon 2020 gesehen habe, dass sich dieser zweite Teil des großen Ausbauplans nicht so schnell wie mal gedacht verwirklichen lasse, zog man den ersten Teil vor.

Mit den aktuellen Plänen reagiere man nicht nur auf die Vergütungssituation, die „mehr oder weniger das Ende“ der Klinik Schillerhöhe in ihrem bisherigen Zustand bedeutet hätte, sondern auch auf den demografischen und medizinischen Wandel. Als die Schillerhöhe 1953 gegründet wurde, sei es vor allem um die Behandlung von Tuberkulose gegangen, viele Kliniken deshalb auch relativ isoliert errichtet worden, so Alscher. Heute liege der Schwerpunkt vielmehr auf Lungentumoren – und die Patienten seien älter, selbst an Mukoviszidose Erkrankte erreichten mittlerweile ein höheres Alter. Das bedinge auch die Zusammenarbeit mit anderen Disziplinen, etwa der Diabetologie oder mit Herzspezialisten. Doch auch abseits dessen mussten bislang schon Patienten aus Gerlingen an den Pragsattel verlegt werden, gerade wenn es um Krebserkrankungen ging.

Doch was geschieht nun mit dem Gebäude, direkt neben der neurologischen Fachklinik Schmieder? „Wir sind momentan in Gesprächen mit der Stadt“, so Alscher. Eine weitere Nutzung als Akutkrankenhaus könne er sich aufgrund der Renovierungsbedürftigkeit nicht vorstellen. Letztlich aber ist das RBK nur der Pächter, Gelände und Gebäude gehören der Deutschen Rentenversicherung.

Ebenso noch offen ist derzeit, was mit der Station mit 18 Plätzen für Corona-Quarantäneverweigerer wird, die zweite im Land neben dem Uniklinikum in Heidelberg. „Aber ich hoffe, dass wir die vierte Welle bald abschließen können und das dann ohnehin kein Thema mehr ist“, so Alscher.