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Die Geschichte des Diaprojektors

Wolfgang Kuttig in seiner Projektoren-Sammlung.Foto: Holm Wolschendorf
Wolfgang Kuttig in seiner Projektoren-Sammlung. Foto: Holm Wolschendorf
Wenn Wolfgang Kuttig etwas macht, dann richtig. Seit Jahrzehnten engagiert er sich für den CVJM. Ebenso ist er im Geschäft mit Diaprojektoren. Rund 1600 solcher Geräte nennt er inzwischen sein Eigen. Er hat ein dickes Fachbuch über Projektoren geschrieben. Jetzt sucht er den Platz für ein Museum.

Kornwestheim. Manche Leute haben einen anderen Umgang mit der Zeit. Zu dieser Art von Menschen gehört auch Wolfgang Kuttig. An seinem Tag hängen sicherlich mehr Stunden, sonst wäre die Arbeit nicht zu erledigen. Kuttig ist zwar Rentner, doch das war er nicht immer. Schon zu Zeiten, als er noch im Berufsleben stand, organisierte er für den CVJM Christbaumaktionen oder Flohmärkte. Allein in seiner Zeit in Kornwestheim hat er den Verein von 90 auf über 200 Mitglieder gebracht.

Doch auch außerhalb der Stadt ist er bekannt, vor allem wegen seiner vielen Diaprojektoren. Rund 1600 solcher Geräte hat er in seinem Keller. Hinzu kommen noch Ersatzteile. Einige Projektoren besitzt er auch doppelt. Die Liebe zum Sammeln der Diageräte hängt zum einen an seiner Liebe zur Fotografie, zum anderen an seiner Erkenntnis, dass sich Menschen mit spätestens 50 Jahren nach einem Hobby umschauen sollten, damit „man auch was im Alter hat“.

„Hinzu kommt, dass Projektoren weniger gesammelt werden. Dadurch sind sie billiger“, erzählt Wolfgang Kuttig vom Beginn seiner Sammelleidenschaft. Aufgewachsen ist er in Tamm. Gelernt hat er Elektrotechniker, zuerst bei SEL, später ging er zu IBM nach Stuttgart. Die Kombination von Elektro und Mechanik, das gefiel dem jungen Kuttig. Bei IBM war er am Anfang daher in der Elektroabteilung, wechselte aber später zur Öffentlichkeitsarbeit. Ihm kam zugute, dass er Englisch sprach, weil er drei Jahre in Australien arbeitete. Und er konnte fotografieren. In der Firma war er zuständig für die Technik der Konferenzräume. Und das hieß, Anfang der 1970er Jahre musste er sich mit der Diatechnik auseinandersetzen. So kamen die ersten Kontakte zustande. Später lernten die Bilder laufen und Wolfgang Kuttig entwickelte die erste Videokonferenz, schließlich war in Stuttgart die Deutschlandzentrale der IBM. Kuttig: „Das lief damals noch alles über Telefonleitungen. Die waren sehr langsam, dafür aber sehr teuer. Doch allemal billiger, als ständig zwischen Stuttgart und den USA hin- und herzufliegen.“

So geriet der Elektrotechniker auch in die Welt der Diaprojektoren. Anfangs gab es ältere Geräte noch umsonst, später dann ging er auf Tour über die Flohmärkte. Inzwischen sucht er auch im Internet, doch das zwischenmenschliche Verhandeln macht ihm am meisten Spaß.

Als die Sammlung im Lauf der Jahre anwuchs, war es an der Zeit, der Sache mal systematisch auf den Grund zu gehen. Er entschloss sich, ein Buch über die Geschichte der Diaprojektoren zu schreiben. Doch die Sache wurde weit umfangreicher als gedacht, denn Projektoren gab es viel länger als die Fotografie. Schon Aristoteles, später dann die Araber, hatten sich damit beschäftigt. Später wurden auf diese Weise Reiseberichte illustriert. Dann kamen sie in der Schaufensterdekoration zum Einsatz, auch das Militär interessierte sich dafür, ebenso wie Firmen. Es folgten Schulen und Universitäten, denn mit Bildern konnte schneller erklärt werden.

Wolfgang Kuttigs Sammlung beginnt mit den ersten Stromgeräten. In den 1920er Jahren waren die Geräte dann endlich bezahlbar und marktfähig. Der Siegeszug begann. Diaprojektoren wurden in Europa und den USA, aber auch in Russland und Japan hergestellt. Es gab einfache und doppelte Projektoren, es gab große und ganz kleine Geräte.

„Allein die Anzahl der Magazine ist enorm. All das Wissen und die Erfahrung von Jahrzehnten der Sammelleidenschaft flossen in das Buch. Nicht nur meine eigenen Geräte wurden hier abgebildet, sondern auch Projektoren aus Katalogen, und diese dann eingeordnet“, berichtet Kuttig.

Im Jahr 2020 hatte die akribische Arbeit dann ein Ende, das Buch erschien. Und es wurde ein Flop, denn das Feld der Diaprojektoren wird nur von wenigen Menschen beackert. Doch das lag Sammler Wittig auch nicht im Sinn. Er wollte etwas schaffen, das bleibt.

Doch die Projektarbeit ist ihm nicht ausgegangen. Jetzt will er einen passenden Rahmen für seine Sammlung schaffen. „Ich könnte mir ein Museum vorstellen, doch Räume für so etwas zu finden, das ist im Großraum Stuttgart sehr schwer“, sagt Wolfgang Kuttig. Rund um Kornwestheim hat er bisher nichts gefunden, auch nicht mit besten CVJM-Beziehungen.

Jetzt hofft er auf Hilfe von außen. Wer etwas weiß, kann sich unter projektor@kuttig.org bei ihm melden.