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Die Parteien starten in den Wahlkampf

Grafik: LKZ
Noch 85 Tage bis zur Bundestagswahl – und die Parteien stehen in den Startlöchern. Mittlerweile haben alle im Bundestag vertretenen Parteien ihre Direktkandidaten für die Wahlkreise Ludwigsburg und Neckar-Zaber aufgestellt. Ein Überblick.

Kreis Ludwigsburg. Vor vier Jahren war die Sache eindeutig. Die CDU holte mit großem Abstand die beiden Direktmandate im Wahlkreis 265 Ludwigsburg und 266 Neckar-Zaber. Eberhard Gienger verteidigte zum letzten Mal die schwarze Hochburg im Nordkreis und Steffen Bilger, mittlerweile Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, machte Ludwigsburg klar. SPD und Grüne hatten keine Chance. Auch die FDP ging leer aus. Die beiden AfD-Bewerber Martin Hess und Marc Jongen sicherten sich mit überdurchschnittlich guten Ergebnissen Mandate für Berlin über die Landesliste. Jetzt werden die Karten neu gemischt.

CDU: Bei der Union hat ein Generationenwechsel stattgefunden. Nachdem Eberhard Gienger nach 19 Jahren nicht mehr in den Bundestag zurückkehren möchte, will der ehemalige Landtagsabgeordnete Fabian Gramling seine Nachfolge antreten. Die Chancen stehen nicht schlecht, hatte die Union zumindest bei den Erststimmen vor vier Jahren mit 40 Prozent ein sensationell gutes Ergebnis eingefahren. Gramling hat deshalb auf eine Absicherung auf der Landesliste verzichtet und setzt voll auf das Direktmandat. „Ich bin optimistisch, als Erster durchs Ziel zu gehen“, so der Politiker aus Bietigheim-Bissingen. Im Wahlkampf will er auf die Themen Arbeitsmarktpolitik, Pflege, Mobilität und Europa setzen. „Aber es wird nicht leicht, die Leute zu erreichen“, verweist er auf die unsichere Pandemielage, die möglicherweise im Schlussspurt vor dem 26. September nur wenig Straßenwahlkampf zulässt. Er ist schon seit Längerem mit einem Dialog-Pavillon unterwegs und will dies auch im Wahlkampf einsetzen.

Steffen Bilger will ebenfalls wieder das Direktmandat in Ludwigsburg holen. Neben der Mobilität will er auch mit dem Ausbau der Digitalisierung punkten. Er „spürt seit einigen Wochen viel Rückenwind, vor allem nachdem alle an einem Strang ziehen“. Für den Wahlkampf stehen Bilger und Gramling ein „mittlerer fünfstelliger Betrag zur Verfügung“.

Grüne: Die Grünen schicken mit der Landesvorsitzenden Sandra Detzer ein echtes politisches Schwergewicht ins Rennen. Auch wenn es vor vier Jahren in Ludwigsburg nicht annähernd für ein Direktmandat gereicht hat, sie „will den Elan aus der Landtagswahl mitnehmen und unser Ergebnis deutlich verbessern“. Im Wahlkampf, für den ihr rund 35000 Euro zur Verfügung stehen, will sie vor allem auf den Klimaschutz setzen. „Die Ludwigsburger wissen, dass die Merkel-Ära vorbei und der Klimaschutz die Aufgabe unserer Zeit ist. Das ist eine Riesenchance für mich als grüne Kandidatin und meine Partei, denn wir stehen für Veränderung mit Augenmaß.“ Dabei sucht sie den Kontakt mit den Bürgern. „Wir setzen–in aller Vorsicht–voll auf Straßenwahlkampf.“

Das sieht auch ihr Kollege Lars Maximilian Schweizer so, der im Wahlkreis Neckar-Zaber antritt. „Als Sportler stehe ich für Teamplay. Politisch gesehen heißt das: gesellschaftlicher Zusammenhalt und der Einsatz dafür, dass wir alle gut leben können.“ Er will den Menschen im Nordkreis ein Angebot machen: „Mehr Lebensqualität an den viel befahrenen Durchgangsstraßen, eine nachhaltige Landwirtschaft, die nicht ihre Flächen durch immer weitere Zersiedelung aufgeben muss.“

SPD: Für die SPD wachsen die Bäume auch im Landkreis nicht in den Himmel. „Ich möchte ein deutlich besseres Ergebnis in meinem Wahlkreis verglichen mit dem Ergebnis der SPD in Baden-Württemberg“, sagt SPD-Kreischef Macit Karaahmetoglu, der erneut in Ludwigsburg antritt. Dafür will er die Themen Klimaschutz, bezahlbares Wohnen und gerechtes Einkommen in den Vordergrund stellen. „Wir sind im Landkreis sehr gut aufgestellt und haben engagierte Mitglieder und sind gut in der Bevölkerung verankert“, so Karaahmetoglu. Für den Wahlkampf, der auch wieder auf der Straße geführt werden soll, werden voraussichtlich rund 30000 Euro zur Verfügung stehen.

Ebenso viel kann Thomas Utz einsetzen, der im Wahlkreis Neckar-Zaber erneut antritt. „Die SPD hat zugegeben eine herausfordernde Ausgangslage.“ Die aktuellen Umfragewerte seien nicht dort, wo er sie sich als Kandidat wünschen würde. „Ich bin aber davon überzeugt, dass die Inhalte und Themen der SPD, die insbesondere auf Fairness, soziale Sicherheit und ein respekt- und würdevolles Miteinander abzielen, viele Menschen ansprechen und überzeugen können.“

AfD: Die AfD setzt darauf, mit Martin Hess (Ludwigsburg) und Marc Jongen (Neckar-Zaber) in den Bundestag zurückzukehren. „Unser Ziel als Partei kann nur sein, das Ergebnis vom letzten Mal zu übertreffen“, so Hess, der sich auf die innere Sicherheit konzentrieren will. Zwar habe die AfD bei den Landtagswahlen „empfindliche Verluste hinnehmen müssen“, aber die Wahlkreise seien bei der Bundestagswahl anders gegliedert. „Und letztlich wird der Bundestrend den Ausschlag geben.“ Marc Jongen will sein „gutes Ergebnis im Wahlkreis von vor vier Jahren übertreffen“. Er konzentriert sich vor allem auf Kultur- und Bildungspolitik. Das Budget lasse sich noch nicht überblicken, das hänge auch stark von den Spenden-Eingängen ab.

FDP: Die Liberalen treten mit Oliver Martin (Ludwigsburg) und Marcel Distl (Neckar-Zaber) an. Martin wünscht sich ein Erststimmenergebnis über dem Zweitstimmenergebnis der FDP und sieht seine Partei in Ludwigsburg bei 14 bis 17 Prozent. Dafür will der Ingenieur die „Wirtschaftspolitik, gerade auch in Vertretung für kleine und mittelständische Unternehmen, stärker in den ‚Berliner Fokus‘ rücken“. Sein Parteifreund Distl will sich vor allem auf Klimaschutz und das Rentensystem konzentrieren.

Die Linke: Andreas Frisch (Ludwigsburg) und Emma Weber (Neckar-Zaber) gehen für Die Linke ins Rennen. „Sechs Prozent plus x“ ist das Ziel. Soziale Gerechtigkeit, Umwelt- und Bildungspolitik sind Schwerpunkte.