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Die Schillerhöhe bleibt in Bewegung

Spannende Einblicke und Perspektiven: Das Drehbuch zum „Blauen Engel“ (links), unten die Schriftstellerin Brigitte Kronauer in einem Entwurf für ein Gemälde von Dieter Asmus. Daniel Kehlmann hält die diesjährige Schillerrede. Foto: DLA Marbach (2), B
Spannende Einblicke und Perspektiven: Das Drehbuch zum „Blauen Engel“ (links), unten die Schriftstellerin Brigitte Kronauer in einem Entwurf für ein Gemälde von Dieter Asmus. Daniel Kehlmann hält die diesjährige Schillerrede. Foto: DLA Marbach (2), Beowulf Sheehan/p
Spannende Einblicke und Perspektiven: Das Drehbuch zum „Blauen Engel“ (links), unten die Schriftstellerin Brigitte Kronauer in einem Entwurf für ein Gemälde von Dieter Asmus. Daniel Kehlmann hält die diesjährige Schillerrede. Foto: DLA Marbach (2), B
Spannende Einblicke und Perspektiven: Das Drehbuch zum „Blauen Engel“ (links), unten die Schriftstellerin Brigitte Kronauer in einem Entwurf für ein Gemälde von Dieter Asmus. Daniel Kehlmann hält die diesjährige Schillerrede. Foto: DLA Marbach (2), Beowulf Sheehan/p
Spannende Einblicke und Perspektiven: Das Drehbuch zum „Blauen Engel“ (links), unten die Schriftstellerin Brigitte Kronauer in einem Entwurf für ein Gemälde von Dieter Asmus. Daniel Kehlmann hält die diesjährige Schillerrede. Foto: DLA Marbach (2), B
Spannende Einblicke und Perspektiven: Das Drehbuch zum „Blauen Engel“ (links), unten die Schriftstellerin Brigitte Kronauer in einem Entwurf für ein Gemälde von Dieter Asmus. Daniel Kehlmann hält die diesjährige Schillerrede. Foto: DLA Marbach (2), Beowulf Sheehan/p
DLA-Direktorin Sandra Richter. Foto: Andreas Becker
DLA-Direktorin Sandra Richter. Foto: Andreas Becker
Neue Projekte, Erwerbungen und Bauplanungen: Das Deutsche Literaturarchiv Marbach stellt sein Jahresprogramm vor

Marbach. In wohl nur wenigen Institutionen knirscht und ächzt es coronabedingt derzeit so sehr wie am Deutschen Literaturarchiv Marbach (DLA). Die Probleme sind dabei allerdings weniger wirtschaftlicher Natur denn vielmehr organisatorischer. Es ist eine Frage des Anspruchs. Vieles soll, darf aber nicht, manches kann gerade so noch – auf der in den vergangenen 24 Monaten deutlich digital-analog-hybrider gewordenen Schillerhöhe ist es so, als würde man gleichzeitig auf Gas und Bremse treten müssen. „Wir arbeiten uns an der Literatur ab – und an Covid“, fasst Direktorin Sandra Richter beim – natürlich online ausgerichteten – Jahrespressegespräch am Donnerstag die Situation trocken zusammen. Der Ausblick für 2022 und darüber hinaus verheißt gleichwohl einige spannende Ereignisse und Entdeckungen.

Ein stets laufender Prozess am DLA ist jener der Selbstverortung. Was kann, was will Marbach leisten? Richter hat sich diese seit ihrem Amtsantritt vor ziemlich genau drei Jahren auf die Fahnen geschrieben. Dazu gehört – nicht zuletzt angesichts der jährlich 1,4 Kilometer Regalmeterwachstum im Archiv – auch stets die Frage, was denn künftig überhaupt gesammelt werden soll. Neben den eher pragmatischen Aspekten gibt es auch inhaltliche, etwa: Soll in Zukunft auch in Deutschland entstandene fremdsprachige Literatur archiviert werden? Dieser „großen Frage“ (Richter) ist ein Projekt mit Tagung im Laufe des Jahres gewidmet.

Was wiederum die dringend benötigte bauliche Erweiterung angeht, weiß der neue Verwaltungschef des DLA, Steffen Schmidt – als Nachfolger der bereits im April 2019, nach bis heute nie öffentlich erklärten internen Verwerfungen, von Richter beurlaubten Dagmar Janson – noch nicht viel Neues zu berichten. Als Standort für die Neubauten favorisiert wird weiterhin das Areal rund um das Hermann-Zanker-Bad. Eine nähere Analyse solle im Laufe dieses Quartals abgeschlossen werden. Doch die Mühlen mahlen langsam: „Der Fahrplan ist noch offen“, so Schmidt. Nun soll zunächst ein neues Interimslager für Archivalien in Fellbach eingerichtet werden. Konkret nötig wird dieser Schritt durch zahlreiche Vor- und Nachlässe, die auch in den vergangenen Wochen und Monaten ihren Weg ins DLA gefunden haben, als Erwerbungen oder Stiftungen. Etwa von Ernst Augustin (1927–2019), Brigitte Kronauer (1940–2019) und Christoph Meckel (1955–2020). Der Bereich sei im Gegensatz zu anderen „nicht durch Corona beeinträchtigt“, stellt Archivleiter Ulrich von Bülow fest, „eher im Gegenteil“.

Ausstellungen im Literaturmuseum der Moderne gibt es natürlich auch. Unter der neuen Leiterin Vera Hildenbrandt wird unter anderem Ende September die Ausstellung „Abgedreht. Literatur auf der Leinwand“ eröffnet. Ein historischer Anknüpfungspunkt ist Josef von Sternbergs „Der blaue Engel“ von 1929 mit Marlene Dietrich und Emil Jannings in den Hauptrollen, der als eine der berühmtesten deutschen Literaturverfilmungen gilt. Gleichzeitig läuft als Langzeitprojekt die Konzeption der neuen Dauerausstellung im Schiller-Nationalmuseum unter dem Motto „SchillerHochDrei“, das nach der Sanierung des Gebäudes im Jahr 2025 wiedereröffnet werden soll. Ein gemeinsames Projekt mit den Bodleian Libraries Oxford und der National Library of Israel wird das Projekt „Kafka global 2024“, mit dem zum 100. Todestag des Schriftstellers ein modernes, virtuelles, transnationales Archiv entstehen soll. Museen seien „Orte der Fragen“, betont Hildenbrandt, die Anfang Januar die Leitung von Heike Gfrereis übernommen hat. Die Schillerhöhe mit all ihren Veranstaltungen solle verstärkt ein „Ort der Begegnung und des Austauschs“ werden – wenn Corona es zulässt, dürften die Aussichten dafür gut stehen.

Der Schriftsteller Daniel Kehlmann hält in diesem Jahr die Marbacher Schillerrede. Kehlmann gehöre zu den bedeutendsten Stimmen der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur, er genieße internationales Ansehen, heißt es in einer Mitteilung des DLA. „In seinem Werk gelingt es ihm, auf ungewöhnlich virtuose Weise Poesie und Wissenschaft zu verbinden.“ Seine Bücher wurden in mehr als 40 Sprachen übersetzt. Die Veranstaltung findet am Sonntag, 13. November, um 11 Uhr in Marbach statt.