Logo

11 Uhr
Dieses Handwerk verlangt Fingerspitzengefühl

350_0008_2629331_02_06_21Wolschendorf_8
350_0008_2629331_02_06_21Wolschendorf_8
350_0008_2629324_02_06_21Wolschendorf_12
350_0008_2629324_02_06_21Wolschendorf_12
Die Arbeit geht dem Steinmetzbetrieb Kirschler auch im digitalen Zeitalter nicht aus. Restaurierungsbedarf an alten Gebäuden ist schließlich immer vorhanden. Grabmale sind ein weiterer Schwerpunkt des Handwerksunternehmens.
11 Uhr. In der Werkstatt des Steinmetzbetriebs Kirschler in der Schorndorfer Straße wird natürlich auch an einem Vormittag in den Pfingstferien gearbeitet. Einige der 15 Mitarbeiter sind an diesem Tag in der vor drei Jahren eröffneten Filiale in Bietigheim oder auf diversen Baustellen in der Region im Einsatz, aber auch im Ludwigsburger Stammsitz wird geklopft, gehämmert, gespachtelt und gemeißelt.

Die Auszubildende Vanessa Solowy fertigt gerade ein Familienwappen an. Auf einer zuvor abgestrahlten Holzscheibe modelliert sie aus Ton die Vorlage eines Auftraggebers. Vor einer Woche hat Solowy mit der Arbeit angefangen. Jetzt haben das Wappenpferd und die filigranen Ornamente bereits konkrete Züge angenommen, der Auftraggeber wird sich schon bald über das fertige Wappen freuen.

„Diese Arbeit verlangt auf jeden Fall Fingerspitzengefühl“, sagt die Auszubildende. Wer ihre detaillierte Arbeit betrachtet, kann nicht an dieser Aussage zweifeln. Was aber passiert, wenn das Werk schon fast fertig ist und der Steinmetz einmal nicht das besagte Fingerspitzengefühl an den Tag legt? „Beim Aufbau muss ich darauf achten, dass ich ein bisschen mehr Ton auftrage“, erklärt Solowy. „Es ist einfacher, etwas wegzunehmen, als fehlenden Ton aufzubauen.“ Zudem muss die Masse stets feucht bleiben, weil der Ton schnell brüchig wird. Vor dem Feierabend bedeckt die Auszubildende ihr Tagwerk mit einem feuchten Lappen und isoliert die Tonmasse mit Folien – so kann sie ihre Arbeit am nächsten Morgen fortsetzen.

Steinbildhauerin sei nicht unbedingt ihr Wunschberuf gewesen, meint Solowy. Nun aber mache ihr die Ausbildung auch im dritten Lehrjahr viel Spaß, betont sie. „Man kann seine Kreativität ausleben. Der Beruf ist sehr vielseitig und abwechslungsreich. Man arbeitet auch mit Holz und Metall, mal auf dem Friedhof, mal auf der Baustelle, mal in der Werkstatt.“

Der Steinmetzbetrieb Kirschler feiert in diesem Jahr sein 60-jähriges Bestehen. Frank Hintz übernahm das Unternehmen 2004, seit 2011 leitet der Geschäftsführer und Inhaber die Firma gemeinsam mit seinem Partner Jochen Flogaus.

Die Ausbildung ist den beiden Steinmetz- und Bildhauermeistern eine Herzensangelegenheit. In jedem Lehrjahr wird mindestens ein Azubi eingestellt. Derzeit erlernen bei Kirschler vier junge Menschen, übrigens ausnahmslos Frauen, das Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk von der Pike auf.

„Es ist wichtig, die jungen Leute auszubilden“, betont Hintz. „Viele jammern über den Fachkräftmangel, bilden aber nicht aus. Natürlich kann ein Lehrling anstrengend sein – aber nicht, wenn er gut ist. Und unsere Azubis sind gut.“

Ein Standbein des Steinmetzbetriebs sind Restaurierungsarbeiten. Zuletzt beispielsweise war das Team am ehemaligen Wohnhaus von Donato Giuseppe Frisoni tätig, dem einstigen Stararchitekten von Herzog Eberhard Ludwig. Die Firma Kirschler führte an dem denkmalgeschützten Bau Ecke Schorndorfer/Mömpelgardstraße die Natur- und Sandsteinarbeiten aus.

„Wenn wir an alten Gebäuden arbeiten, ist es uns wichtig, den fachlichen und historischen Kontext zu berücksichtigen“, so Inhaber Hintz. „Wir arbeiten dann zum Beispiel mit Werkzeugen, die in der jeweiligen Zeit verwendet wurden.“

Auch eine Figurengruppe auf dem Alten Friedhof und viele weitere Denkmale hat die Firma Kirschler restauriert, etwa den Obelisken am Ludwigsburger Holzmarkt. „Da mussten die Schriftzüge nachgefasst werden“, sagt Inhaber Flogaus. Natürlich werden solche sensiblen Aufträge in enger Absprache mit dem Denkmalamt umgesetzt.

Die Firma Kirschler legt auch Mauern, Treppen, Steinbänke und Sitzplätze an. Neben der Restaurierung alter Gebäude ist aber die Gestaltung von Grabmalen und Urnenplatten ein weiterer Schwerpunkt. Schrift, Bild und Stein bilden dabei stets eine angemessene und würdevolle Einheit. „In diesem Bereich gehen wir so weit wie möglich auf die Wünsche der Hinterbliebenen ein“, betont Flogaus.

Kontakt

Kirschler GmbH
Grabmale – Restaurierungen – Steinbildhauererei – Steinbau
Schorndorfer Straße 119
71638 Ludwigsburg
Telefon: (0 71 41) 99 29 80
Filiale Bietigheim
Pforzheimer Straße 48
74321 Bietigheim-Bissingen
Telefon: (0 71 42) 7 79 97 10

Mehr Infos unter:
E-Mail: wk@steinconnection.de
www.steinconnection.de