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Ein Buddy kann im Notfall helfen

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Wer mit dem Rucksack auf Entdeckungsreise geht, erlebt viel. Jedoch sollten Backpacker auch auf mögliche Gefahren gut vorbereitet sein. Foto: Kzenon/stock.adobe.com
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Warnt die Schüler vor möglichen Gefahren in fremden Ländern: Jan Kestner. Foto: Holm Wolschendorf
Weil viele Schüler nach ihrem Abschluss längere Zeit ins Ausland möchten, gab ein Sicherheitsberater am Lise-Meitner-Gymnasium Tipps zum sicheren Reisen.

Ludwigsburg. Nach dem Abitur heißt es für viele Schüler: Raus hier! Zwölf Jahren lang waren die meisten von ihnen in der gleichen Umgebung, besuchten die Schule, lernten für ihren Abschluss. Ist diese Zeit vorbei, wollen viele die Welt entdecken. Zum größten Teil behütet aufgewachsen, ist ihnen oftmals nicht klar, was es bedeutet, ein fremdes Land zu besuchen.

 

Kestner erzählt von Gefängnisaufenthalten und Überfällen

 

60 Schülern des Lise-Meitners-Gymnasiums in Remseck erklärte jetzt Jan Kestner, auf was man bei Auslandsaufenthalten achten sollte. In seiner lockeren und teils sarkastischen Art beschrieb der Krisensicherheitsexperte Szenarien, von denen sich die Anwesenden wünschten, sie nie erleben zu müssen. Er erzählte von Gefängnisaufenthalten, Raubüberfällen und betrügerischen Taxifahrern. Damit sensibilisierte er die Schüler – und ermahnte zu Aufmerksamkeit.

 

Der ehemalige Marineoffizier Kestner arbeitet als Krisensicherheitsberater bei der Firma „Red 24“ in München. Das Unternehmen hilft weltweit bei Entführungen, Piraterie und anderen Notfällen, deshalb ist Kestner oft in risikoreichen Ländern unterwegs. Normalerweise schult er Mitarbeiter großer Unternehmen vor deren Auslandseinsätzen. An Schulen ist er eigentlich nicht. Doch durch persönliche Kontakte zum stellvertretenden Schulleiter Nikolaus Weiske kam der Termin in Remseck zustande.

 

Vor der Abreise sollte sich jeder gut auf die Reise vorbereiten, rät Kestner den Schülern. „Fragt euch immer: Was ist das für eine Reise – organisiert oder individuell? Kenne ich dort jemanden? Welche Art von Vorbereitung brauche ich?“, empfiehlt er. Die Schüler machen selbst Vorschläge, wo man Informationen zum Reiseland finden könnte. „Im Auswärtigen Amt können sie gute Tipps geben“, sagt ein Schüler. Kestner ist begeistert, wie gut sich die Schüler bereits auskennen. Dennoch sollten sie darauf achten, wie vertrauenswürdig die Quelle ist. „Das Auswärtige Amt ist eine politische Quelle“, so Kestner. „Die Angaben können also durchaus politisch sein.“

 

Ebenfalls vor der Reise sollten sich die Schüler von einem Arzt untersuchen lassen und mit ihm zusammen eine Notfallapotheke zusammenstellen. In diese sollten neben Medikamenten gegen die verschiedensten Krankheiten auch Pflaster und Bandagen. „Es gibt Länder, da möchte man einfach seine eigene Nadel ins Krankenhaus mitbringen“, fügt Kestner hinzu. Das sei kein Witz, er spreche aus Erfahrung.

 

„Etwas, was mir ganz wichtig ist, ist das Buddy-System“, erzählt Kestner. Die Botschaft dahinter sei einfach: Wenn man jemandem regelmäßig schreibt, dass alles gut ist, kann er tätig werden, wenn plötzlich kein Lebenszeichen mehr kommt. „Es müssen nicht eure Eltern sein, wenn ihr das nicht wollt“, erklärt Kestner den jungen Zuhörern. Auch ein Freund könnte diese wichtige Aufgabe übernehmen.

 

Nutzung von Pfefferspray zur Selbstverteidigung will gelernt sein

 

Bei Überfällen empfiehlt der Experte, die Wertsachen auf den Boden zu legen, sobald man merkt, dass man nicht mehr weglaufen oder Hilfe holen kann. Das hindere den Täter am Näherkommen. „Natürlich könntet ihr Pfefferspray oder andere Waffen zur Selbstverteidigung benutzen“, gibt Kestner zu. Allerdings müsse man davor zwei Fragen mit ja beantworten können: Bin ich bereit, einem Menschen wehzutun? Kann ich die Waffe überhaupt bedienen? Denn: „Beim Pfefferspray gibt es immer eine günstige und eine nicht ganz so günstige Seite“, witzelt Kestner. Die Schüler lachen.

 

Doch wohl fühlen sie sich beim Gedanken an Überfälle und Unglücke nicht. „Aber es ist doch nicht Sinn der Sache, total paranoid durch die Gegend zu rennen!“, ruft ein Schüler. Kestner stimmt zu. Dennoch sei es wichtig, sich der Gefahren bewusst zu sein. „Nach ein paar Tagen kommt man da automatisch rein“, verspricht er.