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Ein Förderprogramm für den Klimaschutz

Die Stadt setzt auf 87 Maßnahmen, um klimaneutral zu werden. Foto: stock.adobe.com
Die Stadt setzt auf 87 Maßnahmen, um klimaneutral zu werden. Foto: stock.adobe.com
Stadt will für erneuerbare Energien und Energiesparmaßnahmen finanzielle Anreize schaffen – Ziel bleibt ein klimaneutrales Ludwigsburg

Ludwigsburg. Auch wenn derzeit alles unter einem Finanzierungsvorbehalt steht – beim Klimaschutz will die Stadt vorankommen. 87 Maßnahmen hat sie vor einem Jahr skizziert, um bis ins Jahr 2050 klimaneutral zu werden. Von den Projekten sei der größte Teil bereits in Arbeit, wie Steffen Weeber von der Stabstelle Klima, Energie und Europa im zuständigen Ausschuss berichtete, weitere sollen folgen.

Das auffälligste Vorhaben: In Ludwigsburg soll ein Förderprogramm für Häuslesbesitzer aufgelegt werden, um die Bemühungen um den Klimaschutz weiter anzuschieben. Denn in der Barockstadt liegt man, was Photovoltaik und die Sanierung von Gebäuden angeht, noch weit hinten. Um von dem „niedrigen Niveau“ (Weeber) wegzukommen, soll Geld fließen, wenn jemand in erneuerbare Energien oder die Sanierung investiert.

Wie genau das aussieht, soll noch näher ausgearbeitet werden. Die Verwaltung will dies zusammen mit dem Gemeinderat in dem anstehenden Strategieprozess besprechen, bei dem es um die Leitplanken für die Zukunft geht. Dies müsse derzeit allerdings auf dem Hintergrund der Finanzierung diskutiert werden. Ziel ist, mit dem Programm im Jahr 2022 zu beginnen. Bekanntlich haben andere Städte schon solche Programme aufgelegt, manche geben stattliche Beträge für verschiedenste Maßnahmen.

Wie berichtet, hat Kornwestheim zuletzt eine Förderung beschlossen. Die Reaktionen kamen prompt. „Das Interesse ist super. Wir haben mit dem Förderprogramm offenbar ins Schwarze getroffen“, berichtete Cordula Wohnhas, Leiterin der Stabstelle Umwelt und Klimaschutz, im Juli vergangenes Jahr von zahlreichen Anfragen. Den Reiz des Förderprogramms sieht sie in dessen Vielfalt: Gefördert werden Photovoltaikanlagen auf Dächern ebenso wie kompakte Stecker-Solargeräte, die sich auf dem Balkon anbringen lassen. Das Programm bezieht sich auch auf den Bereich Mobilität: Es werden Lastenräder bezuschusst oder Ladestationen für E-Autos.

Ein weiterer Schwerpunkt in Ludwigsburg liegt im Ausbau der Photovoltaik auf den eigenen Gebäuden, in diesem Jahr soll über die bereits geplanten Investitionen hinaus konkret eine Potenzialanalyse für ein späteres Ausbauprogramm vorgelegt werden (siehe auch Texte unten). Neu aufgenommen wird ein interkommunales Projekt mit Kornwestheim. In beiden Städten soll eine Wärmeplanung entstehen, die aufzeigt, wie Stadtteile klimaneutral versorgt werden können. Nicht überall kann mit regenerativer Energie erzeugte Fernwärme bereitgestellt werden, weshalb über dezentrale Anlagen nachgedacht werden muss: Seien es Biogaskraftwerke oder Wärmegewinnung mit einem Eisspeicher, wie das in Grünbühl vorgesehen ist. Mit der Wärmeplanung soll ein Ingenieurbüro beauftragt werden.

Für dieses Jahr nannte Weeber als wichtiges Anliegen den Aufbau eines Klimaschutzfonds, sofern der Bund dies fördert, und eine klimaneutrale Verwaltung. Dafür möchte die Stabstelle, zu 65 Prozent vom Land gefördert, eine Personalstelle, die aufzeigt, wie Fuhrpark, Gebäude und Materialbeschaffung klimaneutral sein können. Eine weitere Stelle ist für Aufklärungsarbeit an den Schulen vorgesehen, die ebenfalls über eine Förderung gemeinsam mit dem Landkreis finanziert werden soll.

Viel Lob gab es von den Stadträten, weil es mit den vielen Einzelprojekten gut vorangeht. Beim Personal müsse man aber „auf Sicht fahren, auch Fördergelder sind Steuergelder“, so etwa Andreas Rothacker (Freie Wähler), der wie die CDU dafür plädiert, Schritt für Schritt vorzugehen. „Wir wollen keinen Automatismus“, bekräftigte Maik Stefan Braumann. Ein Förderprogramm, um in Richtung Klimaneutralität zu kommen, sei jedoch zentral.

So kurz diese Statements waren, so ausführlich ging Grünen-Stadtrat Florian Sorg auf die Thematik ein. Er begrüßt das Förderprogramm, sieht aber auch Bedarf für einen Topf, um die Klimafolgekosten und Klimaanpassungsmaßnahmen zu bezahlen. „Da können wir nicht bis 2024 warten, der muss jetzt kommen. Die Klimafolgen sind bereits da.“ Für die Verwaltung gibt er ein ambitioniertes Klimaziel bis 2030 aus, auch Beschlüsse des Gemeinderats müssten einem Klima-Check unterzogen werden, um zu wissen, „welchen CO-Abdruck wir hinterlassen“. Auch die Sanierungsquote müsse deutlich erhöht werden. Klimafreundliches Bauen und Sanieren sei dass Gebot der Stunde. Sorg: „Am Ende zählt, was durch die einzelne Maßnahme an CO eingespart wurde, nicht, wie viele Maßnahmen begonnen wurden.“ Er fordert dazu auf, die Maßnahmen entschlossener anzugehen.

Für Dieter Juranek (SPD) sind alle gefordert, die Entwicklungen „stellen das ganze Leben infrage“. Personal und neue Standards würden aber auch ins Geld gehen. Die FDP regte an, auch die Abwärme von Rechenzentren zu nutzen. Dies sollte geprüft werden, so Jochen Eisele. Es gebe bereits Beispiele etwa aus Braunschweig. Die Stabstelle hat dies jedoch bereits im Blick.