Ludwigsburg. Kontinuität kennt John Patrick bei den MHP-Riesen Ludwigsburg kaum – zumindest was den Kader des Basketball-Bundesligisten angeht. Seit 2013 ist der mittlerweile 52-jährige Trainer in der Barockstadt und steht in nahezu jedem Sommer vor der gleichen Herausforderung, ein neues Team aufzubauen. So ist es nichts Neues, dass der US-amerikanische Trainer in der Pressekonferenz vor dem heutigen BBL-Saisonauftakt sagte, „dass es passiert, dass man am Anfang der Saison nicht optimal spielt“.
Das zeigte sein Team bereits im Pokalspiel bei Ratiopharm Ulm vor zwei Wochen, als man mit 72:92 unterging. Schon dort fing der Lernprozess der Mannschaft an. Einen Tag später deklassierte man Brose Bamberg mit 99:72. „Wir haben aus dem Ulm-Spiel gelernt und 24 Stunden später ein sehr gutes Spiel gegen Bamberg gezeigt“, war Patrick zufrieden.
Leistungsschwankungen der MHP-Riesen im BBL-Pokal
Trotz der Leistungsschwankung ist bei den Ludwigsburgern vor dem ersten Spiel der Saison am Freitag (20.30 Uhr) in der MHP-Arena gegen die BG Göttingen bereits mehr Kontinuität zu sehen als in den vergangenen Spielzeiten. Fünf Spieler, die bereits letzte Saison in Gelb-Schwarz aufliefen, stehen auch in der kommenden Spielzeit im Riesen-Kader. „Wir haben jedes Jahr eine neue Mannschaft. Ich bin sehr froh, dass wir nun fünf Spieler aus dem letzten Jahr wieder haben“, sagte Patrick.
Da wunderte es nicht, dass der Coach als Kapitäne zwei der „altgedienten“ Spieler ernannte: Jonas Wohlfarth-Bottermann und Jaleen Smith. „Weil sie unser System am besten kennen. Sie haben die richtige Körpersprache und kommunizieren auf dem Feld“, sagte Patrick über seine Entscheidung. Wohlfarth-Bottermann war bereits beim erfolgreichen Finalturnier in München zum Ende der vergangenen Saison zusammen mit Marcos Knight Kapitän des Teams. Nach Knights Abgang übernimmt nun der 25-jährige Smith dessen Rolle.
„Was sie sagen, hat Gewicht“, sagte Patrick. Hinzu kommt, dass gerade „Wobo“ beim Gewinn der Vizemeisterschaft in seine Rolle als Kapitän hineinwuchs. Leistungsträger Smith, dessen Vertragsverlängerung in der Barockstadt lange auf der Kippe stand, galt schon vergangene Saison als einer der besten Verteidiger der Liga, führte das Team auch ohne seine Kapitänsrolle beispielsweise beim BBL-Pokalturnier in den letzten Wochen an und sammelte dabei die mit Abstand meisten Minuten aller Riesen-Spieler auf dem Parkett.
Ludwigsburg gibt wie gewohnt kein Saisonziel aus
Auch gegen Göttingen wird der US-Amerikaner wohl zwischen 33 und 40 Minuten auf dem Feld stehen – zumindest, wenn die Partie nicht schon lange vor Spielende entschieden ist. „Ich erwarte ein heißes Spiel, einen heißen Kampf. Wir müssen zusammenhalten über 40 Minuten“, kündigte Patrick vor dem Spiel gegen seinen Ex-Club an, den er von 2006 bis 2011 coachte.
Einen ersten Achtungserfolg verbuchten die Göttinger im BBL-Pokal: Drei Siege aus drei Spielen holten die Niedersachsen dort. „Sie waren in einer relativ schwachen Gruppe, haben aber trotzdem alles gewonnen“, sagte Patrick über Göttingens Gegner aus Frankfurt, Vechta und Gießen. Das BG-Team von Roel Moors überzeugte dabei mit einer ausgeglichenen Mannschaftsleistung. „Für unsere Verhältnisse haben wir einen guten Kader. Wir sind unerfahren, haben aber Entwicklungspotenzial. Wir sind schnell und athletisch“, sagte BG-Geschäftsführer Frank Meinertshagen in der Hessische Niedersächsische Allgemeine.
Bleibt bei den Riesen – wie vor jeder Saison – die Frage, wohin die Reise der Gelb-Schwarzen in dieser Spielzeit gehen kann. Und auch das steht ein bisschen für Kontinuität in Ludwigsburg: John Patrick lehnte sich keineswegs zu weit aus dem Fenster und sprach in alter Gewohnheit kein Saisonziel aus. „Wir machen keine Saisonziele. Nicht in einer normalen Saison, und in dieser sind wir erst einmal froh, dass wir überhaupt spielen dürfen.“