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Ein nimmermüder und autodidaktischer Künstler

Der 43-jährige Walter Sack im Jahr 1963. Foto: LKZ-Archiv
Der 43-jährige Walter Sack im Jahr 1963. Foto: LKZ-Archiv
Am 24. Juni wäre der Ludwigsburger Bildhauer Walter Sack 100 Jahre alt geworden. Als Restaurator, Autor und Dozent machte er sich zeitlebens einen Namen. Auch über seinen Tod im Jahre 1998 hinaus hinterlässt der Künstler Spuren.

Ludwigsburg. Sein Leben war nicht immer einfach und er musste viel Schweres ertragen. Doch eines hat der Künstler Walter Sack niemals verloren: seinen unermüdlichen Ideenreichtum. Am 24. Juni hätte der Ludwigsburger, der am 8. November 1998 starb, seinen 100. Geburtstag gefeiert. „Er hatte ein umfassendes Weltinteresse und war immer auf der Suche nach Möglichkeiten, sich und seine Kunst weiterzuentwickeln“, sagt seine Tochter Regina Hoffmann, die mittlerweile in Bamberg lebt. Das Besondere: Walter Sack war Autodidakt.

Geboren am 24. Juni 1920 in Esslingen, waren die ersten Lebensjahre des jungen Walter Sack wechselhaft. „Seine Eltern haben sich früh getrennt, zwischenzeitlich lebte er auch bei den Großeltern“, sagt seine Tochter. „Ab 1932 wohnte er dann fest bei seinem Vater.“ Zwei sehr harte Kindheitsjahre verbrachte er laut Regina Hoffmann in einem Blockhaus im Fichtelgebirge. Da der Vater beruflich viel unterwegs war, war Walter Sack die meiste Zeit allein. „Er war viel in der Natur unterwegs. So begann auch sein besonderes Verhältnis zu den Bäumen und allgemein zum Werkstoff Holz“, so Hoffmann. „Er hat immer gesagt, dass die Bäume seine Brüder und Schwestern sind.“

Nach dem Tod des Vaters zog es Walter Sack über Umwege nach Teheran. Dort lebte er bei seinem Onkel, bis er 1937 für eine Konstrukteurausbildung nach Deutschland zurückkehrte, die allerdings durch den Beginn des Zweiten Weltkrieges frühzeitig beendet wurde. In Frankreich und Russland kämpfte Sack an der Front und entkam in Russland nur knapp dem Tod. „Nach Kriegsende flüchtete er zu Fuß durch die Wälder und kam über Tschechien nach Ludwigsburg, wo seine Mutter wohnte“, so Hoffmann. Schon während des Krieges setzte er sein künstlerisches Talent ein, zeichnete Karten und Skizzen. „Auch von seiner Flucht hat er Zeichnungen und Fotos mitgebracht, den Rest musste er vergraben“, sagt seine Tochter.

Zurück in Ludwigsburg, richtete er sich auf dem Dachboden seines Wohnhauses ein kleines Atelier ein und begann, sich das Schnitzen beizubringen. „Mein Vater erzählte, dass er in der Zeit nach dem Krieg sehr nachdenklich und in sich gekehrt war“, sagt Regina Hoffmann. „Mit dem Schnitzen hat er ein Stück weit auch die schrecklichen Erlebnisse im Krieg verarbeitet.“ Aus dieser Zeit liegen der Familie von Walter Sack noch wenige, dafür aber „eindrückliche Werke“ vor. Beispielsweise eine Reliefplatte, welche eine Szenerie rund um ein brennendes russisches Dorf zeigt. „Wenn er dazu erzählte, hörte man das Knistern der Flammen, das Quieken der Schweine, das Stöhnen der Sterbenden, nahm förmlich den Geruch nach verbranntem Fleisch wahr“, sagt Regina Hoffmann unserer Zeitung.

Seine künstlerischen Anfänge waren geprägt von sakraler Kunst, Modellen moderner Kirchenbauten und Schnitzereien höchst filigraner Figuren. Später entwickelte sich die Kunst Walter Sacks auch ins Abstrakte weiter. „Er war ein Meister seines Fachs“, so Regina Hoffmann. „Egal ob im Umgang mit Holz, Stein, Gips, Eisen oder Buntmetallen, im Anfertigen von Zeichnungen oder Skizzen, Restaurieren oder Stuckarbeiten.“

Durch Ausstellungen unter anderem in seinem Atelier (1950), der Carl-Schaefer-Schule (1962) oder im Ludwigsburger Schloss (1963, 1977) machte er auf sich und vor allem auf seine Werke aufmerksam. „Außerdem restaurierte er ab 1952 im Schloss Ludwigsburg“, so Hoffmann. Ab 1958 unterrichtet er als Dozent des Kurses „Schnitzen aus Holz“ an der Schiller-Volkshochschule in Ludwigsburg und Steinheim. „Aus diesem Kurs ging die Maskengruppe der Dick- und Tierschädler hervor, die er im Februar 1972 gründete und die noch heute aktiv ist“, wie Regina Hoffmann weiß. 1972 wurde zudem sein erstes Buch mit dem Titel „Holzschnitzen“ veröffentlicht.

„Sein Ideenreichtum war unerschöpflich“, so Hoffmann. „Noch in der Todesphase und körperlich sehr geschwächt entwickelte er neue Pläne und besorgte sich Feinwerkzeug, um vom Bett aus arbeiten und gestalten zu können.“

Walter Sack liegt auf dem Pflugfelder Friedhof unter einem selbst gestalteten Stein begraben.