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Eglosheim
Ein Ziel sind bemooste Lärmschutzwände an der B27

Nach drei Jahren werden die Testpaneele an der Frankfurter Straße nun wieder abgebaut. Eglosheim soll von der entwickelten Technik mit einer begrünten Lärmschutzwand am Friedhof profitieren – wenn wieder Geld da ist.
Nach drei Jahren werden die Testpaneele an der Frankfurter Straße nun wieder abgebaut. Eglosheim soll von der entwickelten Technik mit einer begrünten Lärmschutzwand am Friedhof profitieren – wenn wieder Geld da ist.
„Nicht jedes braune Moos ist krank oder tot.“ Hans Müller von der Firma Helix hat in dem Forschungsprojekt Moosarten identifiziert, die mit den harten Anforderungen zurechtkommen. Diese stammen aus der Gattung der Birnen-, der Bärtchen- und der Zacke
„Nicht jedes braune Moos ist krank oder tot.“ Hans Müller von der Firma Helix hat in dem Forschungsprojekt Moosarten identifiziert, die mit den harten Anforderungen zurechtkommen. Diese stammen aus der Gattung der Birnen-, der Bärtchen- und der Zackenmützenmoose. Foto: Andreas Becker
Das Dreijahresprojekt Mooswand in Eglosheim ist laut den Beteiligten erfolgreich abgeschlossen. Die Realisierung der vertikalen Dreck- und Lärmschlucker jedoch wird in Ludwigsburg auf sich warten lassen: Für neue Projekte ist wenig Geld da.

Ludwigsburg. „Es ist nachgewiesen, dass die Mooswand etwas bringt“, sagte Bürgermeister Michael Ilk gestern bei der Vorstellung der Ergebnisse des MoosTex-Projekts (siehe rechts unten). Drei Jahre lang war mit einem Versuchsaufbau an der Frankfurter Straße in Eglosheim getestet worden, ob Moos Feinstaub frisst und welche Arten geeignet sind. Die Forschung an den Tablets, wie der Stadtteil die Paneele schnell taufte, wurde im April beendet. Das Ergebnis laut Christoph Riethmüller vom Deutschen Institut für Textil- und Faserforschurg (DITF) Denkendorf (Kreis Esslingen): „Wir sind jetzt in der Lage, großflächig funktionierende Mooswände einzusetzen.“

In den drei Jahren war das DITF unter anderem dafür zuständig, herauszufinden, welcher Untergrund geeignet ist, um das Moos anwachsen und gedeihen zu lassen. Dabei spielt auch die Jahreszeit eine Rolle. Auch im Winter soll das Moos mit seinem Stoffwechsel Feinstaub und auch CO2 „fressen“, im Sommer muss es vor Hitze geschützt werden. Gleichzeitig muss es gesund gehalten werden, um im Verkehrsdreck nicht unterzugehen.

Dass es wirksam ist, sei mit dem Projekt MoosTex nachgewiesen worden, sagt Hans Müller. Der Geschäftsführer der Kornwestheimer Firma Helix, die auch für die Grüne Wand auf dem Rathaushof verantwortlich zeichnet, hat in der Zeit „drei Generationen“ Moos auf den Paneelen untergebracht. Man habe gelernt, wie sich das Moos effektiv vermehren lasse, drei Arten hätten sich als besonders effektive Feinstaub- und CO2-Fresser erwiesen. Der Dreck von zehn Prozent der Autos und auch aus der Luft seien absorbiert worden, ergänzte Bernd Wenger von der städtischen Abteilung Grünflächen und Ökologie. Im Gegensatz zu anderen Maßnahmen sei der Mehrwert der Grünen Wände enorm, sie sorgten für Kühlung, böten Insekten eine Heimat. Während das Grüne Zimmer laut Wenger mit Regenwasser bewässert wird, seien für die Testpaneele rund 10000 Liter pro Jahr verbraucht worden.

Ein großer Player in dem Projekt, für das Ludwigsburg im Rahmen des Living Lab Standort und Wasser lieferte, ist die Züblin AG. Als Dritter im Bunde, sagte Projektleiter Andreas Kugler gestern, sei Züblin mit seinen Leichtbau-Systemen für Lärmschutz, aber auch für die Herausforderungen Nachverdichtung und Klimawandel gerüstet. Das vertikale Grün nutze auch bestehende Wände, betonte Hans Müller, neben Eglosheim gibt es noch drei weitere Standorte in Stuttgart, Denkendorf und Kornwestheim.

Das Eglosheimer Projekt, da sind sich die Partner einig, habe alle nach vorne gebracht. Kugler kündigte gestern an, bald mit dem Pilotprojekt einer begrünten Lärmschutzwand von 100 bis 150 Quadratmetern zu starten. Der Standort soll im Großraum Stuttgart liegen. Für Ludwigsburg würden die Ergebnisse in einer Lärmschutzwand in Eglosheim münden. Die dortige Holzwand soll schon länger ersetzt werden, nun wird es in Zeiten der Finanzkrise wohl noch länger dauern. Ilk: „Wir fahren die nächsten Jahre mit angezogener Handbremse.“

Über die Projektkosten habe man mit dem Bundesministerium Verschwiegenheit vereinbart – unklar sei auch, was die Wände im Einsatz kosten werden. Klar ist laut Bürgermeister Ilk aber, dass das MoosTex-Projekt im Gegensatz zur Mann&Hummel-Mooswand am Karlsplatz funktioniert habe. Der sogenannte City Tree mit Firmenlogo wurde an die Stadt verschenkt, stand zwei Jahre am Karlsplatz und verschwand dann sang- und klanglos.