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Eine neue Heimat in Hoheneck?

Die Schließung zweier Seniorentreffs nach Corona hat für viel Unmut gesorgt. Mittlerweile sind laut Verwaltung die meisten der Gruppen mit neuen Räumen versorgt, und nun zeichnet sich auch für die Postsenioren eine Lösung ab: Sie suchen Unterschlupf in der Gemeindehalle Hoheneck, wo auch die Sängerlust des KSV ihre Heimat hat.

Ludwigsburg. Sie finden sich zwar noch auf der städtischen Webseite, aber zwei von drei Seniorentreffs – die Villa Ulmer in der Kurfürstenstraße im Westen und der Treff in der Oststraße – sind definitiv Geschichte. Wie berichtet, will die Stadt in der Finanzkrise Geld sparen. Von der Schließung der beiden Seniorentreffs, respektive der Nicht-Öffnung nach dem Lockdown, erwartet die Stadt Einsparungen bis zu 25000 Euro. In der Kurfürstenstraße soll in Verbindung zum dortigen Kifaz ein Kindernest entstehen, in der Oststraße Wohnungen.

Wie Volker Henning, Fachbereichsleiter Bürgerschaftliches Engagement, am Dienstag im Sozialausschuss berichtete, sind von 20 Gruppen, die in der Villa Ulmer eine Heimat hatten, zehn mit neuen Räumen versorgt. Drei hätten eine Alternative abgelehnt, zwei suchten noch und fünf seien geschlossene Gruppen, respektive Betriebsangebote. Die singende Oststadtrunde aus der Begegnungsstätte Oststraße hat laut Henning Platz in der Mehrzweckhalle Oßweil gefunden.

Zu denen, die eine Alternative abgelehnt haben, gehören die Postsenioren. Diese hatten das Angebot der Stadt, mit ihren knapp 20 Chorsängern im Beck’schen Palais an der Stuttgarter Straße12/1 zu singen, abgelehnt. Der Grund: „Es wird keinen Männerchor geben, der nur zur Probe in einen Raum darf und dann sehen muss, wo man noch zu einem Viertele zusammensitzen kann“, sagt der Vorsitzende der Postsenioren, Gunter Pfeiffer. Ein Verzehr ist im Beck’schen Palais nicht erlaubt.

Volker Henning äußerte Verständnis für die Proteste, sagte aber im Ausschuss, die Postsenioren hätten in der Villa Ulmer ein „kleines Vereinsheim“ eingerichtet. Dafür sei die Stadt nicht zuständig: „Das passt mit unseren Konzepten nicht zusammen.“ Wie berichtet, wird einzig das Seniorenbüro in der Stuttgarter Straße 12/1 samt Beck’schen Palais aufrechterhalten, das mit der neuen, barrierefreien Beratungsstelle mit Pflegestützpunkt, der Anlaufstelle Bürgerschaftliches Engagement und der Abteilung Soziales ein Zentrum für Senioren bildet. Erster Bürgermeister Konrad Seigfried hatte mehrmals betont, der Fokus in der Seniorenarbeit liege zukünftig nicht mehr auf Geselligkeit, sondern auf zentralen Angeboten mit Beratung, Hilfs- und Bildungsangeboten.

Dies wiederholte er im Ausschuss, nachdem Hubertus von Stackelberg (SPD) eine Lanze für die Senioren gebrochen hatte. Der „soziokulturelle Gedanke“, sagte er, werde durch die städtische Zentralisierung „ein Stück weit kaputtgemacht“. Daran schloss sich eine muntere Rederunde um den – bereits vollzogenen – Beschluss an. Claus-Dieter Meyer (CDU) erwiderte sichtlich empört, die Schließung sei gemeinsam in Klausur und Gemeinderat beschlossen worden. „Wir werden uns in nächster Zeit noch über viele Sparmaßnahmen unterhalten.“ Damit reflektierte er Seigfrieds Anmerkung, „in einer Zeit, in der es zwickt und zwackt“, müsse man solche Anfragen „mit einer größeren Schärfe beantworten“.

Gabriele Moersch, mit FW-Fraktionskollege Hermann Dengel im ehemaligen Initiativkreis Villa Ulmer aktiv, betonte in ihrer Replik, sie habe gegen die Schließung gestimmt – der Initiativkreis selbst mit Diakon und Ex-SPD-Stadtrat Eberhard Daferner hatte den Beschuss positiv bewertet und erklärt, sich aufzulösen, auch weil es an Nachwuchs mangele. Die Treffs seien „unglaublich wertvoll“, so Moersch weiter, und „ein kostbares Geschenk“, das es zu erhalten gelte. Johann Heer (FDP) wiederum verwies auf Alternativen: leere Schulen am Abend, Vereinsheime oder Kirchengemeindehäuser: „Es gibt Möglichkeiten.“

Und so kommt es wohl nun auch. Wie der Vorsitzende der Postsenioren, Gunter Pfeiffer, gegenüber unserer Zeitung sagte, gibt es erste Kontakte mit dem KSV Ho- heneck, dessen Sängerlust den ersten Stock des Gemeindehauses in Hoheneck für seine drei Chöre nutzt. Dies bestätigt der zweite Vorsitzende des KSV, Günther Keinath. „Grundsätzlich gibt es die Bereitschaft, dass wir uns die Räume für die Proben teilen.“ Die Details, etwa über die Belegung oder die Kosten, müssten noch geklärt werden. Klar ist aber, dass in den Räumen das von den Postsenioren gewünschte Viertele bei den Proben wie auch das gesellige Beisammensein danach gewährleistet wären.

„Wir freuen uns, wenn die Postsenioren eine neue Heimat finden“, sagt Volker Henning auf Nachfrage, die Stadt werde dies auf jeden Fall unterstützen. Dies hatte auch Bürgermeister Seigfried in der Sitzung bekräftigt: „Das bürgerschaftliche Engagement ist im genetischen Code der Stadt angelegt“, sagte er, „es ist toll, wenn sich die Gruppen selbst organisieren.“ Man werde sie unterstützen, aber es sei nicht Aufgabe der Verwaltung, mit jedem Aufwand dafür zu sorgen. Er wendete den Blick in die Zukunft: „Es stehen noch viele Maßnahmen auf dem Prüfstand.“