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Firmenporträt
Einsatz für die Energiewende

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Bringen grüne Energie voran: Hartmut Brösamle (links) und Sebastian Grosch. Daneben eine Anlage in Seubersdorf.Fotos: Oliver Bürkle/wpd
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Bringen grüne Energie voran: Hartmut Brösamle (links) und Sebastian Grosch. Daneben eine Anlage in Seubersdorf.Fotos: Oliver Bürkle/wpd
Das Unternehmen wpd aus Bietigheim-Bissingen plant, finanziert und baut Windparks – Viele Projekte im Südwesten

Ludwigsburg. Bietigheim-Bissingen. Wenn Hartmut Brösamle morgens sein Bietigheimer Passivhaus verlässt und mit dem Elektroauto zur Arbeit fährt, dann tut er dies aus vollster Überzeugung für einen grünen Lebensstil. Nicht nur als Vorbild für seine Mitarbeiter. Schon lange engagiert sich der Vorstand des Windparkprojektierers wpd AG für die Energiewende und leistete schon bei der Errichtung des Windparks Wiesensteig Pionierarbeit, mit sechs Anlagen im Jahr 2000 der erste große Park im Südwesten – gut zu sehen an der A8 beim Albaufstieg.

Der 49-Jährige ist einer von zwei Vorständen der wpd, deren Verwaltung in Bremen sitzt. Das Unternehmen sieht sich als Marktführer in Deutschland, Wettbewerber sind meist kleinere Mittelständler mit regionalem Fokus. „Der Wettbewerb findet um die Flächen statt, da gibt es neben den professionellen Playern auch kleinere, lokale Planungsbüros, Initiativen und Landwirte“, sagt Sebastian Grosch, Leiter der nationalen Projektentwicklung.

In Baden-Württemberg profitiert die wpd davon, dass die grün-rote Landesregierung Windenergie massiv ausbauen will. Und obwohl Brösamle die Euphorie nicht bremsen mag: „Verglichen mit norddeutschen Ländern, die nicht so dicht besiedelt sind, ist die Anzahl wirklich geeigneter Flächen hier begrenzt.“ Vor allem, wenn es um ausreichende Windgeschwindigkeiten geht. Die besten Flächen fänden sich auf der Schwäbischen Alb, im Schwarzwald und im Hohenlohischen. Eine große Herausforderung sei zudem der Artenschutz. „Viele Windkraftplaner schimpfen zwar über die Restriktionen, aber wir haben eine enorme Rotmilan-Dichte, im Schwarzwald kommt das Auerhuhn oft vor“, sagt der wpd-Chef. Auch Genehmigungsbehörden dürften Artenschutzregelungen nicht ignorieren, daher fielen viele Standorte weg. Dass einzelne Fledermäuse durch die Druckunterschiede umkommen, bestreitet Brösamle nicht. „Aber grundsätzlich stehen wir voll hinter dem Schutz bedrohter Tiere. Und Klimaschutz ist der beste Artenschutz.“

Vor allem im Schwarzwald kämen weitere Hemmnisse hinzu: Manchmal scheitern Projekte am Transport der 60 Meter langen Rotorblätter, die häufig nicht durch alte, enge Orte oder Serpentinen passen. Dann die Frage des Stromtransports. Oft müsse die wpd zehn bis 15 Kilometer lange Trassen bauen. Derzeit arbeiten die Bietigheimer an Projekten auf der Alb mit Größen von drei bis zehn Anlagen, aber auch bei Spiegelberg in den Löwensteiner Bergen, wo Windmessungen gute Werte ergaben, sagt Projektentwickler Grosch.

Franzosen achten auf Ästhetik

Generell beobachtet Brösamle seit der Atomkatastrophe von Fukushima ein Umdenken. Windenergie werde immer positiver betrachtet. „Viele denken: Die Anlagen sind nicht superschön. Aber wenn dadurch ein Beitrag zur Energiewende geleistet wird, ist der Eingriff gerechtfertigt.“ Den Landwirten helfe sie durch die Pacht, den Gemeinden bei der Gewerbesteuer. Auch viele Zulieferer, wie Lapp Kabel, profitierten. Und die Anlagen seien rückstandslos abbaubar. Die Gefahr des Infraschalls werde noch am häufigsten von Gegnern genannt. „Dabei gibt es dafür keinerlei Nachweise“, so Brösamle. Auch wenn der Fokus von wpd auf dem Heimatmarkt Deutschland liegt, beobachtet Brösamle von seinen Tätigkeiten in anderen Ländern Unterschiede: So seien in Frankreich zwar die Ziele ähnlich, der Anteil der Atomkraft am Strom soll mit Hilfe Erneuerbarer Energien auf 50 Prozent reduziert werden. Doch spiele im Nachbarland die Ästhetik eine deutlich größere Rolle. Während hierzulande der Vorwurf der Verspargelung immer seltener komme, so dürfe dort kein Blick auf Denkmäler und Monumente durch die Anlagen getrübt werden. „Selbst an Autobahnen mögen die Franzosen Windparks, die sehr geometrisch angeordnet sind“, sagt der Experte.

In Finnland habe der Tourismus ein Wörtchen mehr mitzureden. Aus Ländern wie Bulgarien oder Argentinien habe sich die wpd aber zurückgezogen: „Kein ordentlicher Rechtsstaat, keine Infrastruktur. Die wirtschaftliche Basis fehlt.“

In die Zukunft blickt der Vorstand positiv: „An Windkraft führt kein Weg vorbei.“ Neben der Photovoltaik berge sie bei Erneuerbaren Energien die größten Ausbaupotenziale – und das weltweit. Aber auch trotz der nicht optimalen Bedingungen sei die Entwicklung im Südwesten noch lange nicht am Ende. Brösamle ist sicher: „Selbst bei einem Regierungswechsel werden die Räder nicht zurückgedreht.“ Zumal Planung und Bau von Windkraftprojekten vier bis fünf Jahre dauerten.

 

Das Unternehmen wpd

Das Unternehmen wpd AG (wind project development) plant, entwickelt, finanziert und baut Windparks an den Küsten und an Land. Die Firmenzentrale ist seit der Gründung im Jahr 1996 in Bremen. Seit 2001 existiert der Standort an der Bissinger Rommelmühle. Von hier aus verantwortet die wpd Projekte weltweit, inklusive der Führung der fünf deutschen Niederlassungen sowie sämtlicher Auslandsgesellschaften. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen 450 Mitarbeiter, davon 40 in Bietigheim-Bissingen. Dort sind derzeit vor allem Bau- und Elektroingenieure gesucht. In der gesamten Gruppe mit kaufmännischer Geschäftsführung, technischer Betriebsführung sowie Wartung und Service kommen noch mal mehr als 750 Mitarbeiter dazu. Eine Besonderheit: Die wpd gründet für jedes Projekt eine eigene Firma, derzeit sind es 700. Der wpd-Gesamtumsatz liegt im dreistelligen Millionenbereich. Umsatz wird mit dem Verkauf von Strom erwirtschaftet sowie größerer Projektportfolien an Finanzinvestoren wie Allianz oder Munich Re. Im Gegensatz zu vielen Wettbewerbern stellt die wpd selbst das Eigenkapital an den Projekten, zum Beispiel 20 Prozent am größten Windpark des Landes mit 16 Anlagen, den das Unternehmen in der Gemeinde Lauterstein baut. Insgesamt hat die wpd bislang gut 1700 Windenergieanlagen mit einer Gesamtnennleistung von 3000 Megawatt errichtet. Diese knapp 250 Windparks hierzulande könnten knapp 958 000 Drei-Personen-Haushalte mit Strom versorgen. (mich)