1. Startseite
Logo

Einzug in neue OPS ein Jahr später

Auch wenn die neue Schule immer weiter in die Höhe wächst, verzögert sich die Fertigstellung erheblich. Foto: Andreas Becker
Auch wenn die neue Schule immer weiter in die Höhe wächst, verzögert sich die Fertigstellung erheblich. Foto: Andreas Becker
Die Inbetriebnahme der neuen Oscar-Paret-Schule (OPS) in Freiberg verschiebt sich um ein ganzes Jahr. Wie die Stadtverwaltung am Dienstagabend dem Gemeinderat berichtete, kann die Baufirma Wolfer & Goebel aus Stuttgart den vereinbarten Zeitplan nicht einhalten. Mittlerweile haben beide Seiten Rechtsanwälte eingeschaltet.

Freiberg. Was sich schon vor Monaten abzeichnete, wird jetzt zur Gewissheit. Die Rohbauarbeiten für den Neubau der OPS werden nicht, wie vereinbart, diesen Sommer zum 31. Juli fertig sein. Das Richtfest, das für 17. Juli geplant war, muss verschoben werden. Wie Erster Beigeordneter Stefan Kegreiß im Gespräch mit unserer Zeitung mitteilt, hinken die Arbeiten um etwa ein halbes Jahr hinterher. Schon im Herbst vergangenen Jahres hätten sich auf der Baustelle zunehmend Rückstände im Bauablauf abgezeichnet, die von der Stadtverwaltung mehrfach angemahnt worden seien. Nachdem das Bauunternehmen mehrfach schriftlich zugesichert habe, den vertraglich vereinbarten Fertigstellungstermin einzuhalten, habe Wolfer & Goebel dann mit der Mitteilung überrascht, dass der Rohbau erst sechs Monate später fertig wird. Bei einer Bezahlung von 2,1 Millionen Euro Mehrkosten könne man die Arbeiten beschleunigen und die Verzögerung auf drei Monate reduzieren (wir berichteten).

Doch das kam für die Verwaltungsspitze nicht infrage, da die Ursachen aus Sicht der Stadt von der Firma verschuldet wurden. Anfangs habe weder die Anzahl noch die Qualität der von Wolfer & Goebel eingesetzten Bauarbeiter gepasst, so Kegreiß. Selbst der Geschäftsführer des Unternehmens habe vor Zeugen von „Murks“ gesprochen. Mittlerweile sei wenigstens die Qualität der Arbeiter besser. Doch es sei immer noch zu wenig Personal auf der Baustelle.

„Durch die Verzögerung entsteht der Stadt erheblicher Schaden, da unter anderem Verträge mit den anschließend tätigen Baufirmen nicht eingehalten werden können“, umreißt der Erste Beigeordnete die schwerwiegenden Folgen. Das heißt: Der finanzielle Mehraufwand, der den nachfolgenden Unternehmen entsteht, wird von diesen an die Stadt weitergereicht. „Wir werden daher Schadenersatz einfordern“, macht Kegreiß deutlich. Die Verwaltung habe entsprechend der Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen weitere Schritte eingeleitet und rechtlichen Beistand hinzugezogen.

Laut dem Ersten Beigeordneten ist das Rohbauunternehmen nicht einmal dazu bereit, einen konkreten neuen Fertigstellungstermin zu nennen. Deshalb habe die Freiberger Stadtverwaltung zusammen mit den Planern einen eigenen Zeitplan erstellt, anhand dessen sämtliche nachfolgenden Gewerke neu in den Bauablauf eingetaktet werden müssen.

Das bringt wiederum ein neues Problem mit sich. Da einige Gewerke statt im Sommer nun im Winter an die Reihe kommen, muss dort unter Umständen witterungsbedingt mit weiteren Verzögerungen gerechnet werden. Der Grund: Verschiedene Baumaterialien können nur bei bestimmten Mindesttemperaturen verarbeitet werden.

Für die Verwaltung steht mittlerweile fest, dass der geplante Einzug in das neue Schulgebäude in den Sommerferien 2021 nicht stattfinden kann. Als neuen Zeitpunkt für den Start in der neuen OPS wurde der September 2022 angepeilt. Allerdings seien weitere Verzögerungen – auch wegen der Coronapandemie – nicht auszuschließen. Sie würden am Ende auch den Bau der neuen Sporthalle betreffen.

Für Stefan Kegreiß ist der Schulneubau das größte Projekt seiner bisherigen beruflichen Laufbahn. Doch auch bei kleineren Vorhaben in der Vergangenheit habe er so etwas noch nicht erlebt. „Da schütteln alle – auch die Projektbetreuer und die Rechtsanwälte – nur den Kopf“, sagt der Erste Beigeordnete. Die Verwaltung habe den Eindruck gewonnen, dass sich das Bauunternehmen, das gleichzeitig mehrere Großbaustellen betreibt, übernommen hat. „Für ein solch regionales und renommiertes Unternehmen ist das schon eine seltsame Verhaltensweise“, sagt Kegreiß.