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Eltern verursachen mit Hol- und Bringservice selbst das Problem

Die Elternhalte an der Grundschule in der Kernerstraße sind zu den Stoßzeiten belegt, häufig kommt es zu Chaos. Foto: Ramona Theiss
Die Elternhalte an der Grundschule in der Kernerstraße sind zu den Stoßzeiten belegt, häufig kommt es zu Chaos. Foto: Ramona Theiss
„Wenn wir mehr Parkmöglichkeiten schaffen, ziehen wir den Verkehr erst recht an, statt ihn zu reduzieren“, zog Marcel Schwarz vom Ordnungsamt ein Fazit nach der ausführlichen Diskussion um eine Lösung für das Verkehrsproblem rund um die Marbacher Grundschule in der Kernerstraße im Technikausschuss des Gemeinderats. Letztendlich sind aber die Eltern und ihr Hol- und Bringservice das Problem. Ein Phänomen, das überall auftritt.

Marbach. In der Kernerstraße ist inzwischen nicht nur die Grundschule angesiedelt, sondern auch vier Kindergärten. Das bedeutet zum Einen 200 Kindergartenkinder und zum anderen 471 Grundschulkinder, die dorthin laufen müssen beziehungsweise von ihren Eltern gebracht und geholt werden. Außerdem wird die Kernerstraße als Abkürzung zwischen der Poppenweiler und der Affalterbacher Straße genutzt, was vor allem zu den entsprechenden Stoßzeiten zu einem Verkehrschaos führt. Deshalb hatte die SPD den Antrag gestellt, die Kernerstraße in eine Spielstraße umzugestalten.

Dies ist rechtlich aber nicht möglich. Eine Spielstraße muss gerechtfertigt sein, da der Fahrverkehr komplett verboten wird. Auch ein verkehrsberuhigter Bereich kommt nur für Straßen mit überwiegender Aufenthaltsfunktion und sehr geringem Verkehr in Betracht. Diese Vorgaben sehen weder Polizei noch Verwaltung erfüllt, zudem dient die Kernerstraße als Verbindungsstraße zwischen der Poppenweiler und der Affalterbacher Straße.

Weiterer Zebrastreifen rechtlich nicht möglich

„Da kann man alle Verkehrsverstöße beobachten“, bestätigte aber auch Marcel Schwarz in der Sitzung: Parken im Halteverbot, Parken in zweiter Reihe oder auf dem Gehweg – vor allem in den Stoßzeiten sei richtig was los, „da ist nur Stop-and-Go-Verkehr möglich“, so Schwarz. Spreche man die Eltern an, heiße es aber nur, man halte doch nur für kurze Zeit. Regelungen wie Einbahnstraßen oder Einfahrverbote würden andere Probleme mit sich bringen oder den Verkehr in die benachbarte Hölderlin- oder Schulstraße verdrängen, hat Schwarz untersucht. Auch ein weiterer Zebrastreifen hinter der Kurve in Richtung Affalterbacher Straße sei wegen der Vorschriften nicht möglich,

Eine Lösung wäre das Parkplatzprovisorium bei der Sporthalle, wo weitere Elternparkplätze ausgewiesen werden könnten. Auch Schilder „Vorsicht Kinder“ wurden aufgestellt. Viel verspricht sich die Verwaltung von einem Verkehrsinformationsdisplay, das die Geschwindigkeit während der Stoßzeiten misst.

Durch Gespräche mit Anwohnern und Eltern wurde die SPD nicht nur auf die Missstände aufmerksam, sondern leitete auch drei Forderungen ab: 1. die Abschaffung der Elternhalte, die ohnehin nicht ausreichten, 2. eine Verlagerung des Bring- und Abholverkehrs auf das Parkplatzprovisorium und 3. häufigere Kontrollen durch den Vollzugsdienst.

Grundstücke fehlen für größeren Parkplatz

„Das Problem liegt nicht in der Verkehrsinfrastruktur begründet, sondern dass die Verkehrsteilnehmer sich nicht an die Verkehrsregeln halten wollen“, sagte Ordnungsamtsleiter Andreas Seiberling. Als es die Elternhalte noch nicht gab, sei die Straße von Anwohnern zugeparkt gewesen. Wenn die Eltern schnell an- und wegführen, funktioniere es, nicht aber, wenn länger gewartet werde. Einen größeren Parkplatz habe man damals nicht einrichten könne, da die Stadt die Grundstücke nicht kaufen konnte. Den Zebrastreifen beim Kinderhaus sieht Seiberling zudem eher kritisch: Im Kindergarten gebe es eine Hol- und Bringpflicht.

Früher sei man mit dem Rad gefahren, da passiere weniger, argumentierte CDU-Rat Jochen Biesinger. Vielleicht könne man die Attraktivität des „Zu Fuß Gehens“ erhöhen. Was die Grünen-Fraktionsvorsitzende Barbara Esslinger auf das Modell „Bus mit Beinen“ brachte, wo mehrere Kinder von Eltern begleitet gemeinsam den Schulweg absolvieren. So werde das Bringen mit dem Auto vielleicht „uncool“. Ähnlich der Vorschlag von Dr. Martin Mistele (Frerie Wähler): Am Kindergarten müsse man direkt parken, aber bei Schülern sei es durchaus zumutbar, ein Treffpunkt in einer Seitenstraße auszumachen.

Kinder zum Laufen ermuntern

„Eigentlich doktorn wir nur an Lösungen herum, wie man es noch attraktiver macht, die Kinder mit dem Auto zu bringen“, fasste Marcel Schwarz zusammen. Das Thema seien aber die Eltern, die die Verursacher des Chaos seien. Vielleicht sei es tatsächlich eine Chance, zumindest die Schüler gegen den Fahrservice der Eltern aufzubringen und die Attraktivität des Laufens zu erhöhen.