Es startete die lange Phase des Ausprobierens. „Wir veranstalteten Misch-Abende mit tütenweise Bioextrakten, Biosäften und einer Diamantenwaage“, sagt Vanessa Frank. Hunderte Varianten hätten sie mit Freunden probiert, bis die Rezeptur feststand. „Auf einmal fanden alle cool, was wir machten, und wollten etwas davon abhaben“, erinnert sich Tobias Weimann. So kam die Idee zur tatsächlichen Abfüllung.
Mit Rücksicht aufs Umweltbewusstsein war die Glasflasche ein Muss, sagen sie. Der Name Libri klinge nach Begriffen wie Freiheit und Natürlichkeit, sie verbanden ihn mit dem Kolibri, der auf der Flasche zu sehen ist – „ein faszinierendes Geschöpf und richtiges Energiebündel“.
Die Zutaten fanden sie zunächst bei Google – und letztlich in der Natur: Koffein bezieht Libri nur über die Guarana-Pflanze und Weißtee. Die Hochgebirgspflanze Rhodiola soll stressauslösende Stoffe im Körper reduzieren. Hinzu kommen Traubenkernmark und Zitronenmelisse. Die Direktsäfte stammten von Äpfeln, Birnen und Holunderbeeren vom Bodensee oder aus Norddeutschland.
Um seriös auftreten zu können, gründeten die drei eine GmbH, mieteten Büroräume in der Friedrichstraße an. „Wir sind der Meinung, dass die Start-up-Kultur in der Region unterrepräsentiert ist. Daran ändern wir lieber etwas.“ Zu den größten Hindernissen gehörten anfangs „undurchsichtige Lebensmittelrichtlinien und Gesetze“, das Zurechtfinden im Mehrwegsystem und die geringen Mengen bei Einkauf und Produktion. Schließlich das Marketing: Produktfotografie, Internetseite, Flyer. Knapp 3000 Flaschen ließen sie zunächst in Rheinhessen abfüllen. Dieser Tage kommen die nächsten 6300. Mit 2,29 Euro pro 0,33-Liter-Flasche ist Libri nicht billig.
Neben dem Onlineshop setzen die Existenzgründer auf regionalen Vertrieb. Derzeit gibt es den Energydrink in Seidel’s Salatbar, dem Blauen Engel und der Saftmanufaktur Rösch (alle Ludwigsburg). Auf weitere Bars, Restaurants und Getränkehändler wollen sie zugehen, vorerst aber in der Nähe bleiben. „Momentan ist die Logistik für eine größere Expansion noch zu schwierig, weil das Ausliefern und Rückführen der Flaschen für uns als Start-up in großem Umfang kaum zu stemmen ist“, sagt Frank.
Ganz entspannt betrachtet jedenfalls Timo Wagner die Existenzgründung. Wagner hatte sich 2008 in Sachsenheim mit Südkola und Zitronenstolz selbstständig gemacht. Ein Energydrink sei letztlich etwas ganz anderes als seine klassischen Limonaden. „Durch derartige Produkte wird die Gruppe der kleinen Hersteller, der wir ja ebenfalls angehören, insgesamt bekannter oder bewusster wahrgenommen“, freut sich Wagner.
Noch haben die Libri-Macher Jobs in anderen Firmen, ob sie irgendwann vom Getränk leben können, steht in den Sternen. Marketing, Vertrieb, Finanzen und Internet – auch wenn jeder „Mädchen für alles“ spielt, die Freundschaften hätten unter dem Projekt jedenfalls nicht gelitten. Und es habe sich eine „Berufskrankheit“ entwickelt: Das eigene Einkaufsverhalten sei extrem kompliziert geworden. „Wir achten immer auf die Zutatenliste.“
Das Problem mit dem Zucker
Und das soll gesund sein? Diese Frage hören die Existenzgründer öfter mit Blick auf den Zucker – elementarer Bestandteil eines Energydrinks, weil er eben Energie liefert. Doch bei Zucker kommt es auf den glykämischen Wert an, der angibt, wie schnell Zucker vom Körper verwertet wird, sagen sie. Raffinierter Zucker gelange schnell in die Blutbahn und werde dort ebenso schnell verwertet. Der für Libri verwendete unraffinierte Bio-Kokosblütenzucker sei da anders, er werde langsam vom Blut aufgenommen und somit blieben Schwankungen des Blutzuckerspiegels aus, die Energie werde nach und nach geliefert. So habe der Körper Zeit, den Zucker richtig einzusetzen.
Internet: www.librienergy.com