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Er treibt die Klimaneutralität voran

Georg Stamatelopoulos arbeitet seit 2010 beim Energiekonzern EnBW.Foto: Catrin Moritz/p
Georg Stamatelopoulos arbeitet seit 2010 beim Energiekonzern EnBW. Foto: Catrin Moritz/p
Georg Stamatelopoulos gilt als Energiewendemacher – Verantwortlich für Kraftwerkstandorte in Marbach und Walheim

Karlsruhe/Kreis Ludwigsburg. Geradlinigkeit ist ein Charaktermerkmal von Georg Stamatelopoulos. Der 51-jährige Vorstand der Energie Baden-Württemberg (EnBW) hat das feste Ziel vor Augen, den Energieversorger schrittweise zum klimaneutralen Unternehmen bis zum Jahr 2035 umzubauen. Der Manager verantwortet seit Sommer das Ressort Erzeugungsinfrastruktur mit allen Themen rund um die erneuerbare, konventionelle und der auslaufenden nukleare Energieerzeugung. Als oberster EnBW-Kraftwerker ist er somit für rund aktuell 12500 Megawatt Erzeugungsleistung zuständig.

So auch in Marbach am Neckar. Hier baut die EnBW im Auftrag des Übertragungsnetzbetreiber TransnetBW einen kleineren Kraftwerksblock auf dem Gelände des Kraftwerks in Marbach. Es soll wie ein Notstromaggregat einspringen, wenn es Engpässe im Stromnetz gibt. Und auf dem Gelände des Kraftwerksstandorts Walheim plant das Unternehmen ein Klärschlammheizkraftwerk, das zwei Funktionen erfüllt: die Verbrennung von Klärschlamm, die bisher in Kohlekraftwerken erfolgte (was ja nach dem Kohleausstieg nicht mehr geht) und daraus ausgekoppelt die Fernwärmeversorgung von bis zu 300 Haushalten. Das Vorhaben wird derzeit mit den Kommunen und den Bürgern diskutiert. Und die Neckarstaustufe am Wasserkraftwerk Aldingen soll in den nächsten Jahren modernisiert werden.

Der Weg des gebürtigen Griechen nach Deutschland ist ungewöhnlich. Er besucht in Athen die Deutsche Schule. Die habe einen guten Ruf und sei bekannt für ihre gute Ausbildung. „Und die war meinen Eltern immer wichtig.“ Anschließend studiert er dann in der griechischen Hauptstadt Maschinenbau mit der Fachrichtung Energie- und Verfahrenstechnik. „Ich habe gespürt, mir fehlt noch etwas und deshalb bin ich 1993 zur Promotion nach Deutschland gekommen.“ Seinen Doktortitel macht er in Braunschweig. Doch der Diplom-Ingenieur bleibt vorerst nicht in der neuen Heimat, sondern es zieht ihn zunächst wieder zurück nach Griechenland, um für wenige Jahre bei einer Tochterfirma des staatlichen griechischen Energieversorgungsunternehmens zu arbeiten. Stamatelopoulos startet somit seine Karriere zunächst in der konventionellen Energieerzeugung und war für mehrere internationale führende Großanlagenbauer in Führungspositionen tätig, bevor er 2010 bei dem baden-württembergischen Unternehmen in Karlsruhe anheuert.

„Ich wollte schon immer etwas bewegen“, sagt er. Und es habe ihn schon immer interessiert, wie gehe es mit einer Anlage nach ihrer Inbetriebnahme weiter. „Ich wollte das weitere Leben von solchen Großprojekten verfolgen.“ Und da mischt er nun mitten in der Energiewende mit. So befasst er sich unter anderem mit dem geplanten größten deutschen Hochseewindpark in der Nordsee, dem Projekt mit dem Namen „He Dreiht“. Die Investitionsentscheidung für den Offshore-Windpark mit 60 Windturbinen solle bis 2023 fallen. „Der Park mit einer Leistung von 900 Megawatt soll bis 2025 an den Start gehen.“ Das Großvorhaben ist ein Baustein auf dem Weg zur Klimaneutralität, den die EnBW wesentlicher früher erreichen will als andere Energieversorger in Deutschland. RWE oder Eon streben sie jeweils erst bis 2040 an.

Dass der Anteil der erneuerbaren Energie weiter nach oben geht, zählt auch mit zu den Aufgaben des 51-Jährigen. „Das Unternehmen hat inklusive aller Laufwasserkraftwerke heute bereits schon fünf Gigawatt grüne Leistung. Das sind rund 40 Prozent“, sagt Stamatelopoulos. Er übt auch Selbstkritik, wenn er über die Entwicklung der Branche und der damit verbundenen Industrie in der Vergangenheit spricht. „Wir sind in einer schnelllebigen Zeit. Früher galt das Treibhausgas CO nicht als primäre Emission; das waren Stickoxide, Schwefeldioxid und Staub. „Die Industrie liefert, was der Kunde fordert. Erst durch die Diskussionen der letzten Jahre und dem allgemeinen Wandel der Branche durch die Energiewende fokussiert sich alles auf CO. Und das ist richtig so. Die Auswirkungen von CO wurden lange Zeit unterschätzt“, konstatiert er.

Der Vater von drei Kindern setzte sich auch für den wissenschaftlichen Nachwuchs ein. Nach der Geburt seiner Tochter habe er an der Universität Stuttgart an einem Mentoring-Programm für Frauen in der Technik mitgemacht. „Dazu komme ich leider schon lange nicht mehr. Es freut mich daher, zu beobachten, dass sich in der Förderung von Frauen in den letzten Jahren einiges zum Positiven getan hat.“

Die EnBW ist natürlich nicht mehr das Unternehmen, zu dem der Manager vor über zehn Jahren gekommen ist. „Bis 2030 wollen wir den CO-Ausstoß halbiert haben und bis 2035 soll er dann insbesondere durch den Ausstieg aus der Kohleverstromung auf null gesenkt werden. Die letzte Etappe wird sicherlich sportlich und sich, wenn Sie so wollen, zu einem Sprint entwickeln.“ Deshalb werde der Anteil der installierten Leistung aus Wind und Sonne bis 2025 weiter massiv erhöht. „Da sind wir gut unterwegs.“ In den kommenden Jahren – von 2021 bis 2025 – sollen nochmals rund vier Milliarden Euro in erneuerbare Energien investiert werden.

Die EnBW hatte früh auf den Bereich Windkraft und Sonnenenergie gesetzt. Der Konzern hatte vor Fukushima unter den großen deutschen Energieversorgern den höchsten Atomstromanteil an der Erzeugung. Beim Ausstieg aus der Kohle setzt Stamatelopoulos wie die gesamte Branche als Zwischenschritt auf Gas. Zunächst soll Erdgas bei der Erzeugung zum Einsatz kommen und dann nach und nach auf grüne Gase umgestellt werden mit dem Ziel, letztendlich Wasserstoff zu verwenden. „Gas ist eine Überbrückungstechnologie in eine klimaneutrale Zukunft.“ Denn klar ist in der Branche: Ohne die sogenannte disponible Leistung ist die Energiewende nicht zu schaffen. Darunter versteht man die Möglichkeiten zur Stromerzeugung, die – anders als Sonne und Wind – jederzeit zur Verfügung stehen.

Bisher übernehmen konventionelle Kraftwerke diese Rolle. Der Ausbau von Photovoltaik und Windkraft geht dem 51-Jährigen zu langsam. Er undandere monieren die sich über Jahre hinziehenden Genehmigungsverfahren. Der EnBW-Vorstand spricht sich für eine Vereinheitlichung der Regeln aus. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Fledermäuse oder Auerhühner von Kreis zu Kreis andere Lebensgewohnheiten und Bedürfnisse haben.“

Der Diplom-Ingenieur rechnet damit, dass die Subventionen für neue Photovoltaikanlagen und Windräder teilweise bald fallen werden. „Ich halte es durchaus für realistisch, dass man ab den Jahren 2025, 2030 auf die staatliche Förderung von Windrädern und Solaranlagen im großen Stil verzichten kann.“ Doch auch dann werde es immer Regionen geben, in denen eine staatliche Förderung aufgrund der individuellen Rahmenbedingungen hilfreich und notwendig sein werde.

Als ein Beispiel nennt er Baden-Württemberg. „Hier gibt es im Vergleich zu anderen Regionen auch windschwache Gebiete, die dennoch vor Ort auf eine regenerative Energieerzeugung angewiesen sind.“ Grüner Strom wird auch oftmals bei den Ladesäulen für E-Autos verwendet. Der Konzern betreibt im Kreis Ludwigsburg sieben Schnellladestandorte. Darüber hinaus noch 27 Standorte mit den etwas langsameren AC-Ladesäulen. Im Segment der Schnellladesäulen ist EnBW bundesweit Marktführer.