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Es werden wieder mehr Wohnungen gebaut

Neckarweihingen: •Die ersten Einfamilienhäuser sind bereits fertig, das Mehrfamilienhaus der Wohnungsbau Ludwigsburg liegt vorerst auf Eis. Foto: Holm Wolschendorf
Neckarweihingen: •Die ersten Einfamilienhäuser sind bereits fertig, das Mehrfamilienhaus der Wohnungsbau Ludwigsburg liegt vorerst auf Eis. Foto: Holm Wolschendorf
Vor fünf Jahren ist der Wohnungsbau in Ludwigsburg ins Stocken geraten. Inzwischen zeigt sich wieder eine Belebung – vor allem, weil das nötige Bauland zur Verfügung steht. Hier ein Überblick über die aktuelle Lage und mögliche neue Perspektiven für den Wohnungsbau in der Stadt.

Ludwigsburg. Es war ein historischer Tiefpunkt: Trotz erheblicher Wohnungsnot waren im Jahr 2016 nur 74 neue Wohnungen zur Genehmigung bei den Behörden eingereicht worden. Zum Vergleich: 2010 waren es noch über 600 neu genehmigte Wohneinheiten gewesen, 2012 weit über 500. In den Jahren nach 2016 zog der Wohnungsbau zwar wieder etwas an, erreichte pro Jahr aber nur rund 200 Genehmigungen. Das blieb weit hinter den selbst gesteckten Zielen der Stadt. Ein ganzes Jahrzehnt hatte man im Rathaus als Zielmarke immer wieder „500 Wohneinheiten pro Jahr sind dringend nötig“ ausgerufen. Auch nach dem Wechsel auf dem Posten des Oberbürgermeisters von Werner Spec zu Matthias Knecht im Herbst 2019 hörte sich das zunächst nicht anders an.

Die aktuelle Bilanz für 2020 zeigt eine deutliche Belebung. Das Statistische Landesamt weist für Ludwigsburg 374 neu genehmigte Wohneinheiten aus. Die Zahlen für die erste Hälfte des laufenden Jahres 2021 haben dieses Vorjahresniveau allerdings noch nicht erreicht: Bisher haben die Behörden für Januar bis Ende Juni 119 Wohneinheiten genehmigt.

Beim aktuellen Baugeschehen geht es weitgehend um Projekte und Neubaugebiete, die noch unter OB Spec in die Wege geleitet worden waren. Das gilt auch für jene Gebiete, in denen die Stadt für die kommenden vier bis fünf Jahre den Wohnungsbau in größerem Stil verortet. Diese Baugebiete hat die Stadtverwaltung in einem Überblick zusammengestellt, mit der erwarteten Anzahl an Wohnungen und mit Zeitplänen (siehe die Fotos oben und unten). Zählt man zusammen, was die Stadt präsentiert, kommen 1480 Wohneinheiten zusammen, die in den fünf Jahren bis 2026 in Neubaugebieten auf den Markt kommen werden. Auf fünf Jahre gerechnet sind das knapp 300 Wohneinheiten pro Jahr.

Das ist eine Größenordnung, mit der manche in der Lokalpolitik gut leben können, sie halten das Ziel von 500 Wohneinheiten pro Jahr für überzogen. Mehr wäre allerdings ohne Weiteres möglich, wenn die Stadtverwaltung und der Gemeinderat dies wollen. Schließlich gibt es erheblichen Nachholbedarf. Nach dem Tief bei den Baugenehmigungen im Jahr 2016 sind dann 2018 nur 81 neue Wohneinheiten auf den Markt gekommen, 2019 waren es mit nur 116 Wohnungen nicht viel mehr.

„Wir sind mit unseren Baugebieten auf einem guten Weg“, hat Oberbürgermeister Matthias Knecht kürzlich zum Wohnungsbau erklärt. „Allerdings haben wir auch dringenden Bedarf. Wohnen in Ludwigsburg ist leider für viele Menschen ein unerfüllbarer Wunsch.“ Man werde den Wohnungsbau weiter vorantreiben. Und Bürgermeisterin Andrea Schwarz will vor allem die jungen Familien in Ludwigsburg halten. „Dazu machen wir wohnortnah Angebote zur Kinderbetreuung. Zudem bringen wir auch Wohnungen zu erschwinglichen Mieten auf den Markt.“

Seit Jahren muss die Stadt ansehen, wie junge Familien wegziehen. Auch solche, die sich ihren Wunsch nach Eigentum und einem eigenen Haus nur noch im Umland erfüllen können. Es ist noch unklar, ob die Stadt auch für diese Bevölkerungsgruppe etwas unternehmen wird. Vor ein paar Monaten hatte der Oberbürgermeister zwar laut darüber nachgedacht, ob nicht ein Neubaugebiet auf dem Hartenecker Feld zwischen Schlösslesfeld und Oßweil den Raum unter anderem für solche Wünsche von Familien bieten könnte, seither ist es aber um einen solchen Plan still geworden.

Für ein mehr an Wohnraum über die bestehenden Neubaugebiete hinaus gilt im Rathaus derzeit vor allem die Devise Verdichtung. Man will in bebauten Straßen die Eigentümer von kleineren Baulücken zum Wohnungsbau bewegen. Und zusätzlich darauf hinarbeiten, dass bestehende Mehrfamilienhäuser aufgestockt werden können.

In den kommenden Jahren allerdings, das sind die ernüchternden Ergebnisse erster Analysen, wird hier nicht viel passieren. Zeitnah sind dagegen weitere Neubaugebiete denkbar, vorausgesetzt, die Stadt befördert die Pläne. Ganz neu dazugekommen ist etwa Hoheneck mit dem überraschenden Verkauf des Hotel- und Gaststättenareals an einen Bauträger. Bisher geht es um 4500 Quadratmeter für Wohnbau. Der neue Eigentümer würde am liebsten schon in einem Jahr mit den Bauarbeiten beginnen. Und wäre die Stadt bereit, ein angrenzendes, unbebautes Grundstück, das derzeit baurechtlich als Gewerbegebiet ausgewiesen ist, für den Wohnungsbau frei zu machen, kämen weitere rund 4500 Quadratmeter dazu. Zusammen wären dann rund 100 Wohneinheiten möglich.

Wohnungsbau will auch das Unternehmen Wüstenrot&Württembergische angehen. Mit dem Umzug nach Kornwestheim wird am Stadtrand von Ludwigsburg ein gesamtes bisher für Büros genutztes Areal frei. Das Unternehmen will hier ein neues Quartier hochziehen, mit einem Mix aus Gewerbe und Wohnen. Abstimmungsgespräche mit der Stadt sind schon vor einiger Zeit angelaufen.