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Expertenblick in die Röhre des Grotztunnels

Revision im Grotztunnel: Während in der Schaltwarte die Sicherheitsstandards überprüft werden, sind draußen im Tunnel unter anderem die defekten Lampen auszuwechseln. Foto: Alfred Drossel
Revision im Grotztunnel: Während in der Schaltwarte die Sicherheitsstandards überprüft werden, sind draußen im Tunnel unter anderem die defekten Lampen auszuwechseln. Foto: Alfred Drossel
Die turnusmäßige Revision des rund 640 Meter langen Bissinger Bauwerks läuft wegen der Kälte und der Pandemie diesmal anders ab

Bietigheim-Bissingen. Eigentlich ist alles Routine bei der halbjährlichen Revision des Grotztunnels, der unter Bissingen verläuft. Doch diesmal ging am Freitag und Samstag wegen der Kälte und auch wegen Corona alles etwas anders ab. Wegen eines Schwerlasttransports, der noch durchgelassen werden musste, wurde die Sperrung zunächst um einige Stunden verschoben. Schnee und Frost sorgten dafür, dass eine Umleitung des Transports nicht mehr möglich war. Außerdem wurde auch die Reinigung der Röhre auf einen späteren Zeitpunkt terminiert, weil der Einsatz von Wasser bei den aktuellen Temperaturen nicht über die Bühne gehen konnte. Auch die turnusmäßige Übung der Feuerwehr fiel aus, da die Coronavorschriften solche Aktionen nicht zulassen.

„Dieses Mal stand die technische Überprüfung im Vordergrund“, sagte Thomas Zeh vom städtischen Bauamt unserer Zeitung, der Bauamtsleiter Claus-Dieter Jaisle vertritt. Jaisle gilt als Experte und Pate des Verkehrsbauwerks, weil er den städtischen Tunnel von anfang an über 22 Jahre hinweg begleitet.

Am Freitag und Samstag spielten Techniker des Mischkonzerns Siemens in der Tunnelüberwachungszentrale verschiedene Gefahrensituationen durch, um zu überprüfen, ob die Technik funktioniert. Der Grotztunnel wird mit mehreren Kameras überwacht. Gesteuert wird die Funktion der zehn großen Ventilatoren, die die Luft in der Röhre bewegen. Sie schalten automatisch ein, wenn der Kohlendioxidgehalt zu hoch wird oder ein Fahrzeug brennt. Dann sprint die Entlüftung an, und die Tunneleingänge werden gesperrt. Überprüft wurde auch die Dauernotbeleuchtung, die bei einem Ernstfall den Autofahrer zu den Ausgängen steuert. Weitergeleitet wird jede technische Störung in die Siemens-Leitstelle in München und ins Technische Rathaus in Bissingen.

Darüber hinaus wurde am Wochenende die Geschwindigkeitsmessanlage mit ihrer sogenannten Dunkel- oder Schwarzblitz-Methode getestet, die 2009 für 120000 Euro installiert worden war. Dabei benutzen die Einsatzkräfte statt eines Infrarotfilters vor dem Objektiv eine Infrarotfilterfolie vor dem Blitz. Dadurch wird der Blitz unsichtbar – nur wenn man direkt in den Reflektor schaut, lässt sich ein rötliches Aufleuchten erkennen. Die Daten der Messanlage werden dann automatisch in die Bußgeldstelle der Stadt übermittelt.

Tunnel werden in Europa alljährlich überprüft. Nach Angaben des ADAC ist der Grotztunnel dabei noch nicht negativ aufgefallen. Der Automobilclub attestiert der Stadt, alle Sichervorschriften erfüllt und dazu viel Geld ausgegeben zu haben. Die Kosten belaufen sich für die technische Ausstattung des Bauwerks und die Unterhaltung auf durchschnittlich rund 180000 Euro pro Kilometer.