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„Flamenco kann jeden treffen“

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„Emociones“, so heißt die Show, die zweimal am Tag im Teatro Flamenco Madrid präsentiert wird.
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„Cuadro flamenco“: Musiker begleiten die Show.
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Antonio Andrade ist in Ludwigsburg aufgewachsen.
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Die Tänzerin und Choreographin Úrsula Moreno.
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Úrsula Moreno präsentiert Flamenco auf höchstem Niveau.
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Auftritte voller Leidenschaft.
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„El Bolero“: der 16-jährige Rafael Fajardo.
Gitarrist Antonio Andrade eröffnet in Spaniens Hauptstadt das erste Theater ausschließlich für den iberischen Volkstanz

Ludwigsburg. „Ich werde nie vergessen, wie ich in meinem kleinen Zimmer hier in Ludwigsburg immer Gitarre gespielt habe und zusammen mit meinem Bruder davon geträumt habe, irgendwann mal ein eigenes Flamenco-Theater zu haben und meine Kunst und meine Gefühle weiterzugeben“, sagt Antonio Andrade. Inzwischen ist er einer der Großen in der Flamenco-Szene und sein Traum ist in Erfüllung gegangen: „Das erste Flamenco-Theater der Welt, wo man jeden Tag die Möglichkeit hat, einen tollen, qualitativ hochwertigen Flamenco zu sehen. Das ist etwas Einzigartiges.“ Zusammen mit seinem Bruder und seiner Frau, der Tänzerin Ursula Moreno, hat Antonio Andrade das „Teatro Flamenco Madrid“ eröffnet, nur wenige Minuten von der Gran Vía entfernt, mitten im Zentrum der spanischen Hauptstadt.

Die Bühne geht auf. Zwei Flamenco-Tänzer, zwei Gitarristen und zwei Sänger entführen die Zuschauer in die tiefste Welt des Flamencos. Es geht um Liebe, es geht um Leidenschaft, um Wut, um Angst, um die ganze Breite der Gefühle. „Emociones“, so heißt die erste und aktuelle Show im Teatro Flamenco Madrid, weil „es darum geht, dass Menschen Gefühlsmomente zu erleben, und das schafft der Flamenco allemal“, sagt Andrade überzeugt. „Jedes Konzert ist nur halb so viel wert, wenn der Funke nicht zum Publikum überspringt. Darauf legen wir großen Wert, wenn wir auf der Bühne sind. Die Menschen, die hierher kommen, nehmen Teil an meinem Traum. Deswegen will ich sie gefühlsmäßig mitnehmen.“

Publikum sitzt an kleinen Tischen

220 Plätze bietet das neue „Flamenco-Theater Madrid“. Zweimal am Tag findet die aktuelle Show statt. Aber das sei nur der Anfang, sagt Antonio Andrade weiter, der sich um die künstlerische Leitung kümmert. „Ziel ist es, in Zukunft auch Workshops, Diskussionen oder Vorträge anzubieten und Innovationen innerhalb der Flamenco-Welt zu erzeugen. Denn Flamenco ist eine Kunst, die immer im Wandel ist.“ Das besondere beim „Teatro Flamenco Madrid“: Das Publikum sitzt nicht wie gewöhnlich auf Theatersitzen, sondern auf Stühlen an kleinen Tischen: „Das erzeugt Nähe zwischen den Künstlern und dem Publikum. Man kann auch etwas trinken während der Show. So mischen wir eine klassische Theateratmosphäre mit einer Art Cabaret-Situation. Anders als gewöhnlich sitzt das Publikum sehr nah an der Bühne und kann jedes kleine Detail sehen, was im Flamenco extrem wichtig ist“, sagt der 54-jährige Gitarrist.

„Das macht dieses Theater besonders und einzigartig. Es gibt viele Theaterbühnen, auf denen immer wieder Flamenco gezeigt wird und auch viele ,Tablaos‘, also kleine Lokale, in denen Flamenco-Shows gezeigt werden, aber es gab bisher kein Theater in dieser Form, das sich ausschließlich der Flamenco-Musik, dem Flamenco-Tanz und dem Flamenco-Gesang widmet. Es ist eine kleine Perle“, sagt Andrade.

Davon ist auch sein Bruder Javier überzeugt. Er hat die Leitung des Theaters übernommen. Elf Jahre lang war er zuvor an der Spitze des berühmten „Museo Flamenco Cristina Hoyos“ in Sevilla. Nun freut er sich auf die neue Herausforderung: „Wir wollen dem Kulturleben in Madrid einen Ort bieten, in dem jeden Tag jeder, also die Madrilenen, die Flamenco-Liebhaber, aber auch Touristen oder Interessierte, eine hochwertige Flamenco-Show sehen können. Dieses Theater soll weltweit alle Menschen verbinden, die diese Kunst mögen und lieben.“ Und das seien Menschen aus aller Welt, sagt Javier Andrade weiter. „Gerade weil wir in Deutschland aufgewachsen sind, wissen wir ganz genau, dass Flamenco jeden treffen kann, dass es eine universelle Sprache der Gefühle ist.“

Seit Jahren tourt Antonio Andrade mit den Produktionen seiner „Compañía Flamenca“ durch Deutschland und die Welt. Er ist in Sevilla geboren und stammt selbst aus einer bekannten spanischen Flamenco-Dynastie. Sein Vorbild war sein Onkel José Menese – eine lebende Legende unter den Flamenco-Sängern. Als Baby kam Andrade mit seiner Familie nach Ludwigsburg. Hier wuchs er auf und begann seine Karriere als Flamenco-Gitarrist. Seit einigen Jahren lebt er nun zwischen Málaga und Sevilla. Er ist aber Ludwigsburg weiter sehr verbunden geblieben, denn hier fing eigentlich alles an.