1. Startseite
Logo

Freie Fahrt auf der B27 an Pfingsten in Sicht

Ein Bild aus vergangenen Tagen: Die Gumpenbachbrücke auf der Bundesstraße 27 in Kornwestheim ist fertiggestellt und seit heute für den Verkehr freigegeben. Archivfoto: Holm Wolschendorf
Ein Bild aus vergangenen Tagen: Die Gumpenbachbrücke auf der Bundesstraße 27 in Kornwestheim ist fertiggestellt und seit heute für den Verkehr freigegeben. Foto: Holm Wolschendorf
350_0900_41588_12_05_22Wolschendorf_70.jpg
350_0900_41589_12_05_22Wolschendorf_65.jpg
Die Gumpenbachbrücke in Kornwestheim gehört zu den Nadelöhren auf der B27 zwischen Stuttgart und Ludwigsburg – und wird es wohl noch bis Mitte Juni bleiben, etwas länger als zuletzt prognostiziert.

Kornwestheim. Dass alles mit allem zusammenhängt, hat auch Tim Weirich zu spüren bekommen. Der Projektleiter aus dem Stuttgarter Regierungspräsidium steht am Donnerstagmorgen auf der Gumpenbachbrücke in Kornwestheim, er trägt eine orangefarbene Warnweste und Schuhe mit Stahlkappen. Weirich hilft seit mehr als zwei Jahren mit, dass ein Nadelöhr auf der B27 zwischen Stuttgart und Ludwigsburg mit dem Neubau dieser Brücke entschärft wird – allerdings nicht so schnell wie noch im März angenommen.

Da wird an der Bundesstraße, über die täglich mehr als 50000 Fahrzeuge rollen, das rund 4600 Tonnen schwere östliche Brückenteil um gut zehn Meter in seine endgültige Position geschoben. Mit dem Manöver beschreiten Ingenieure in Deutschland neue Wege, die es hierzulande so noch nicht gegeben hat. Das Regierungspräsidium geht in diesem Moment davon aus, dass der Verkehr im Mai wieder ungehindert auf jeweils zwei Spuren Richtung Ludwigsburg und Stuttgart fließen könnte.

Davon ist zwei Monate später keine Rede mehr. Auf einem Baustellenrundgang am Donnerstagmorgen räumt Weirich ein, dass es zu Verzögerungen gekommen sei. Er rechnet nun damit, dass die neue Gumpenbachbrücke im Juni zu Pfingsten fertiggestellt werde. Der Grund: die russische Invasion in der Ukraine. „Sie hat zu Lieferengpässen geführt.“

Betroffen seien etwa Gussteile, die Bitumen-Produktion für Asphalt oder Elemente für Lärmschutzwände. Im Westen der Brücke, wo es Richtung Ludwigsburg geht, können sie wohl erst Ende Juni oder Anfang Juli eingebaut werden. Der Lärmschutz ist hier besonders wichtig, weil die Gumpenbachbrücke an dieser Stelle sehr vielen Anwohnern auf die Pelle rückt. Die Lärmschutzwände müssen daher höher gebaut werden als auf der Ostseite. Wahrscheinlich wird es auch nach der Verkehrsfreigabe zu Tagesbaustellen kommen.

Derzeit sind die Arbeiter auf der rund 100 Meter langen Brücke mit Kanalarbeiten beschäftigt. Die Entwässerung wird vom Mittelstreifen an den Rand verlegt. Darüber hinaus bekommt die B27 auf 400 Metern Länge einen neuen Asphalt. Die Anschlussstelle Kornwestheim-Nord ist dafür aus Ludwigsburg kommend gesperrt worden.

Der Krieg wirkt sich aber offenbar nicht nur auf die Lieferketten aus, sondern auch auf die Preise. „Sie ändern sich jetzt nicht mehr täglich, sondern stündlich“, sagt Weirich. Dennoch ist er guter Hoffnung, dass der Neubau der Gumpenbachbrücke mehr oder weniger eine Punktlandung hinlegt. Derzeit seien für das XXL-Projekt 27,5 Millionen Euro ausgegeben, am Ende rechnet der Experte mit 27,9 Millionen Euro.

„Für mich ist das Vorhaben ein Highlight meines bisherigen beruflichen Lebens“, sagt Weirich. Die jetzt eingetretene Verzögerung sei zu verschmerzen. Als der Neubau im Januar 2020 begann, rechneten die Projektpartner mit einem Ende der Arbeiten gegen Ende September. Derzeit steht auf Baustellenschildern an der B27 August als Fertigstellungstermin. Die Haltbarkeit des neuen Bauverkehrs wird mit 70 Jahren angegeben. „Man wird sehen, wie sich der Verkehr entwickelt“, sagt Weirich dazu.

Unter der Gumpenbachbrücke gedeihen unterdessen Pläne, wie das Areal am besten zu nutzen wäre. Sicher ist, dass die Wege rund um den Klingelbrunnen und Haldenrain wiederhergestellt werden. Zudem ist in Kornwestheim die Rede von einem Sportfeld, Tischtennisplatten, Picknickplätzen oder einem Kneippbecken. Im April versuchte der Kornwestheimer Fachbereichsleiter für Tiefbau, Dirk Maisenhölder, allzu große Erwartungen etwas zu dämpfen. Er sagte: „Es handelt sich noch um grobe Vorplanungen.“