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Früheres Schwesternhaus wird Ort der Begegnung

Das ehemalige Schwesternhaus in der Kornwestheimer Johannesstraße ist nach der grundlegenden Sanierung kaum wiederzuerkennen. Pfarrer Franz Nagler freut sich auf die Weihe des Martinushauses am Sonntag. Foto: Holm Wolschendorf
Das ehemalige Schwesternhaus in der Kornwestheimer Johannesstraße ist nach der grundlegenden Sanierung kaum wiederzuerkennen. Pfarrer Franz Nagler freut sich auf die Weihe des Martinushauses am Sonntag. Foto: Holm Wolschendorf
Die katholische Martinusgemeinde Kornwestheim ist um ein Schatzkästchen reicher und das will sie wie ihr Namenspatron St. Martin mit anderen teilen. Das frühere Schwesternhaus direkt an der Kirche wurde umfassend saniert. Am Sonntag wird es geweiht.

Kornwestheim. Von hier aus wirkten bis Ende der 1990er drei Franziskanerinnen aus dem Sießener Orden. Sie arbeiteten im Krankendienst, an Schulen und in der Kinderbetreuung. Hier an der Johannesstraße war bis 2015 eine Kindergartengruppe untergebracht, bevor mit St. Josef zu St. Franziskus fusioniert wurde. Das schaffte Platz für die Kleiderstube und Wohnraum für Geflüchtete.

Außerdem beherbergte das Schwesternhaus unter anderem die Kolpingfamilie, die Katholische Arbeitnehmer Bewegung (KAB) hatte einen eigenen Raum und hier tagte der Kirchengemeinderat. Auch die katholische Bücherei hatte im Schwesternhaus ihren Platz. Es gab ein Zimmer für Religionspädagogen. Mesner und Gemeindereferenten wohnten dort. Die Kirchenpflege mit einem Teil des Archives war untergebracht. Im Untergeschoss befand sich ein Waschraum, der später zu einer Tonwerkstatt umgewidmet wurde. Viele Gemeindeaktivitäten fanden im Schwesternhaus statt, wie Vorbereitungen auf Taufe, Kommunion und Firmung. Das alles zusammen hinterließ in 90 Jahren doch deutliche Spuren.

Vor dem Start der Arbeiten war das Gebäude, Baujahr 1928, nämlich noch weitestgehend im Urzustand. Entsprechend war es heruntergekommen oder wie Pfarrer Franz Nagler es bezeichnet: „Der Anblick war unästhetisch.“ Schon weit vor seiner Zeit 2009 war klar, dass mit dem Haus etwas geschehen muss. „Es traute sich aber keiner an das Großprojekt heran“, erklärt er, warum insgesamt mehr als 20 Jahre ins Land zogen, bis die Pläne ab 2018 endlich umgesetzt wurden. Dabei blieb während der zweieinhalbjährigen Bauzeit so gut wie kein Stein auf dem anderen. Lediglich die Fassade ist unverändert und bekam „nur“ einen neuen Anstrich. Die tragenden Wände stehen der Statik wegen immer noch. Das alte Treppenhaus aus Holz mit den bunten Bodenplatten an den Absätzen wurde restauriert.

Das helle Untergeschoss ist mit einem Außenlift barrierefrei zu erreichen. Hier sind die Regale der Kleiderstube gut gefüllt. Nebenan wartet der Tafelladen noch auf Ware für die Bedürftigen. Jede Woche werden hier 60 bis 70 Kunden mit Berechtigungsschein einkaufen. Darüber wird im Herbst ein Café öffnen, das auch von Gruppen genutzt werden kann. Zudem gibt es einen großen Konferenzraum. Sozialer Wohnraum wird ebenfalls geschaffen für die, die sich die teils horrenden Mieten in Kornwestheim nicht mehr leisten könnten. Drei moderne Wohnungen vom Appartement für Alleinerziehende bis zur Großfamilie und eine WG-taugliche mit Wohnküche und Balkon. Die komplette Haustechnik wurde erneuert und eine Photovoltaikanlage auf dem Dach installiert. Das komplette Vorhaben wird, wenn auch noch die Außenanlagen gestaltet sind, rund zwei Millionen Euro kosten. Finanziert aus Haushaltsmitteln, Rücklagen, Zuschüssen und Spenden.

Am Sonntag, 11. Juli, um 10.30 Uhr wird das ehemalige Schwesternhaus zum Martinushaus geweiht – obwohl es, corona- und ferienbedingt, erst im Herbst seine volle Funktion aufnehmen wird. Wenn das Wetter mitspielt, wird der Gottesdienst von der neuen Terrasse aus gefeiert. Dort steht der Altar, dort spielt die Musik.

Pfarrer Nagler meint: „Es ist eine nicht nur eine bauliche, sondern vor allem eine pastoral-geistliche Sanierung.“ Er und der Kirchengemeinderat wünschen sich einen lebendigen Ort, an dem Generationen sich treffen, um sich über ihren Glauben austauschen zu können. Dabei könnten die Grundfunktionen einer christlichen Gemeinde umgesetzt werden, die Unterrichtung in der Botschaft Jesu, die Feier des Glaubens, die Erfahrung von Gemeinschaft sowie die gegenseitige Unterstützung. „Der Name des heiligen Martinus verpflichtet vor allem, die Nöte der Menschen zu sehen und darauf eine Antwort zu geben.“