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Frust bei den Feuerwerkern

Hat seit zwei Jahren ein volles Lager: Matthias Brunner in Hohenhaslach. Foto: Alfred Drossel
Hat seit zwei Jahren ein volles Lager: Matthias Brunner in Hohenhaslach. Foto: Alfred Drossel
Die Krankenhäuser sollen wegen Corona entlastet werden – deshalb darf auch in diesem Jahr kein Silvesterfeuerwerk verkauft werden. Der Frust bei den Feuerwerkern sitzt deshalb tief. Das Unternehmen Zink in Cleebronn hält sich mit Auslandsaufträgen über Wasser; Matthias Brunner aus Hohenhaslach sieht keine Perspektive mehr.

Cleebronn/Sachsenheim. Wie bereits ihm Vorjahr hat der Bundesrat eine Verordnung beschlossen, mit der der üblicherweise in den letzten Dezember- tagen erlaubte Verkauf von Silvesterböllern untersagt wird. Diese Verordnung regelt nur das Verkaufsverbot, das Anzünden von Feuerwerkskörpern ist davon nicht erfasst. Das legen Länder und Kommunen in Eigenregie für bestimmte Gebiete fest – etwa in den Altstädten und auf Plätzen. „Eine unverhältnismäßige Entscheidung“, sagt Arne von Boetticher von Zink-Feuerwerk in Cleebronn.

Alle Hoffnungen umsonst

Das zweite Jahr in Folge macht das Coronavirus den Feiernden einen Strich durch die Rechnung. Das trifft vor allem die Pyrotechnikerbranche bis ins Mark. Auch die Firma Zink-Feuerwerk hatte nach den Umsatzeinbußen aus dem ersten Coronajahr hoffnungsvoll auf den jetzigen Silvesterverkauf hingefiebert. Denn hinter dem Familienbetrieb liegt ein hartes Jahr. Arne von Boetticher musste für seine Mitarbeiter im Januar Kurzarbeit anmelden. Seit Oktober lief der Betrieb endlich wieder normal. Das Verkaufsverbot ist für die Firma ein Schock. Den Beschluss kann der Geschäftsführer nicht nachvollziehen. Er ist überzeugt: Das ist der falsche Weg. „Silvesterfeuerwerk wäre ein schöner Anlass gewesen. Ich denke, dass wir einfach alle langsam coronamüde geworden sind“, sagt er. Umso wichtiger hätte es von Boetticher gefunden, an Silvester wieder etwas Normalität zurückzuerlangen. „Mit den Raketen schießen viele dieses ‚Corona‘ zum Teufel. Insofern hätte ich es psychologisch für sinnvoll gehalten, wenn Feuerwerk erlaubt wäre.“ Für die breite Bevölkerung wäre ein Silvesterfeuerwerk mal wieder ein schöner Anlass gewesen.

Die Feuerwerkerei in Cleebronn hat sich das Jahr über mit Aufträgen aus dem Ausland über Wasser gehalten. Der Familienbetrieb hat Raketen für Großfeuerwerke, pyrotechnische Munition und frei verkäufliche Produkte zu Silvester entwickelt, hergestellt und vertrieben. An drei Tagen vor Silvester öffnet der Betrieb üblicherweise auch seine Tore für Privatpersonen, die zum Jahreswechsel Raketen, Böller und vieles mehr kaufen möchten. Die Vorbereitungen für den diesjährigen Verkauf liefen laut Arne von Boetticher noch nicht. Denn diese hatte der Betrieb im Hinblick auf ein mögliches Verkaufsverbot immer weiter nach hinten geschoben.

Nichts geht über den Ladentisch

Matthias Brunner, der das Angebot seines Handelsbetriebs für Feuerwerkskörper in Hohenhaslach als das größte in ganz Deutschland bezeichnet, ist frustriert. Sein Lager ist seit zwei Jahren voll. Nichts geht über den Ladentisch. „Die Leute kaufen sich ihre Raketen im Ausland, wie etwa in Polen, und feuern sie auf dem eigenen Grundstück ab. Das ist erlaubt. Die Dummen sind dabei die deutschen Händler“, sagt Brunner. Das Verkaufsverbot habe längerfristige Auswirkungen bis in die nächsten Jahre hinein. Coronahilfen könne er nicht erwarten, sagt Brunner. Und: Der erlaubte Verkauf von Kinderfeuerwerk mache keinen Sinn.

Hauptargument des Verkaufsverbots von Feuerwerkskörpern ist die aktuelle Belastung der Kliniken mit Covid-19-Fällen. Der Gesetzgeber argumentiert, es müssten Krankenhauskapazitäten geschont werden, weswegen Unfälle durch unsachgemäßen Gebrauch der Feuerwerkskörper vermieden werden sollten (wir berichteten).

Der Bundesverband Pyrotechnik widerspricht: „Noch immer fehlen valide Daten, mit denen sich plausibilisieren ließe, dass ein signifikanter Teil der Verletzungen in der Silvesternacht durch zugelassenes Feuerwerk entsteht.“ Für den deutschen Markt zugelassenes Silvesterfeuerwerk unterliege strengen gesetzlichen Vorgaben, wodurch ernsthafte Verletzungen praktisch auszuschließen seien. „Mit einem symbolpolitischen Verbot verspielen die Regierungen in Bund und Ländern Vertrauen von Bürgerinnen und Bürgern. Das ist bedenklich, weil die Politik auf das Vertrauen in die Maßnahmen zur Bewältigung der Coronapandemie dringend angewiesen ist“, so der Verband.