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Für die Gemeinschaft im Hochhausviertel

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Kennenlernen beim Picknick.Foto: Andreas Essig
Gemeinde organisiert ein Picknick für die Bewohner des Löschers – 3500 Menschen aus vielen Nationen leben hier

Möglingen. Unter dem Motto „Gemeinsam essen in guter Nachbarschaft“ trafen sich am Sonntag alteingesessene und zugezogene Möglinger aus dem Löscher auf dem Pausenhof der Grundschule. Zum ersten Mal organisierte die Gemeinde Möglingen hier ein Picknick zum Kennenlernen.

 

Kein ideales Wetter zum Grillen und Smoothies-Schlürfen: Die Enttäuschung am Mittag ist groß, kaum einer verirrt sich auf den Hof. Am Nachmittag kommen dann doch immer mehr Leute mit Fleisch und Salaten. Manche sind professionell gerüstet mit Fleecejacken und Thermokissen.

 

Vor einigen Jahren endete im Löscher eine Festtradition, die zumindest die Älteren sehr geschätzt hatten: Zuletzt hatte der Arbeitskreis Löscher ein Weißwurstessen organisiert. „Es gab jahrelang nichts mehr, das haben wir sehr vermisst. Gut, dass es wieder da ist“, sagt Heinke Wörz. Sie und ihr Mann Gerhard wohnen gleich gegenüber, „seit ewig, seit 1972, als das Haus gebaut wurde“. Über die Jahrzehnte habe sich das Zusammenleben im Löscher schon verändert, meinen sie. Das Einkaufszentrum, wo man Menschen traf – Geschichte. Dann erschwere die hohe Fluktuation („ein Kommen und ein Gehen“) das Kennenlernen. Zudem beobachte sie, dass es Gruppen gebe, wo man lieber unter sich bleibe. Ganz wichtig finden die beiden, dass die Kinder mit Deutschen zusammenkommen, die Sprache lernen. Überhaupt, dass wieder mehr Gemeinschaft entstehe. „Darum sind wir hier!“, sagt Heinke und packt weiter aus. Gerhard Wörz verzieht sich mit Putenfleisch und „Roter“ an den Grill. Die Enkel haben unterdessen Spaß bei Kinderschminkfee Tina Weise.

 

Gerade kommt Jalil Nassimzada und sein 13-jähriger Sohn Musawer an. Jalil lobt das Fest als Gelegenheit, „um die kennenzulernen, die hier leben“, sagt er. Er und sein Sohn sprechen gut deutsch, haben sich gut eingelebt. Sie sind aus Afghanistan geflüchtet, leben seit drei Jahren im Löscher. „Man muss die Sprache lernen, das ist wichtig“, meint Jalil. Die beiden haben Salat und Lamm-Spieße mitgebracht, der Rest der Familie wird später ebenfalls noch vorbeischauen.

 

Je nachdem, wie weit man den Löscher fasst, leben hier bis zu 3500 Menschen aus vielen Nationen. Die Gemeinde strengt sich an, um das Zusammenleben zu verbessern. Salvador Guardia-Gil, eigentlich als Integrationsbeauftragter eingestellt, kümmert sich darum nicht allein um die Flüchtlinge. 20 Prozent der Einwohner Möglingens haben einen Migrationshintergrund, und viele wohnen im Löscher. „Wir wollen die Leute auch sensibilisieren, dass sie ihr Leben aktiv mitgestalten können“, sagt er.

 

Im Löscher findet langsam ein Umbruch statt, dadurch, dass immer mehr alte Menschen das Wohngebiet verlassen und junge Familien mit Migrationshintergrund zuziehen. Jung und alt sowie die vielen verschiedenen Kulturen zusammenzubringen, ist daher ein wichtiges Projekt.

 

„Es ist eine Herausforderung“, sagt Bürgermeisterin Rebecca Schwaderer. Denn viele erreiche man eben nicht über das Gemeindeleben der Kirchen oder das Vereinsleben. Ein entscheidender Faktor für ein funktionierendes Zusammenleben wird das Familienzentrum mit Kita sein, das sich derzeit in der Planungsphase befindet. Schräg gegenüber markiert ein Bauzaun das Bauareal. Die Höhe des Gebäudes indes gefällt direkten Nachbarn nicht, auch das ist Thema beim Picknick.