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Für die Kreisdeponien wird es ernst

AKW in Neckarwestheim: Die EnBW hat am Dienstag Abbruchmaterial aus Block I zur Deponierung im Landkreis angemeldet. Archivfoto: Alfred Drossel
AKW in Neckarwestheim: Die EnBW hat am Dienstag Abbruchmaterial aus Block I zur Deponierung im Landkreis angemeldet. Foto: Alfred Drossel
Die Mülllieferungen aus dem Rückbau des Atomkraftwerks Neckarwestheim auf die Kreisdeponien rücken näher. Am Dienstag hat die EnBW eine erste kleinere Charge aus Block I zur Einlagerung angemeldet. Sie wird wohl auf dem Burghof in Vaihingen-Horrheim landen.

Kreis Ludwigsburg. Es sind erst knappe vier Tonnen Bauschutt aus dem Reaktorgebäude des Kernkraftwerks in Neckarwestheim, den die EnBW loswerden und auf den Deponien im Landkreis Ludwigsburg einlagern will. Am Dienstag meldete der Karlsruher Stromkonzern die Charge beim Umweltministerium und der kreiseigenen Abfallverwertungsgesellschaft AVL an. Gleichwohl wird jetzt ein Prozess in Gang gesetzt, an dessen Ende rund 3350 Tonnen Abfall aus dem Abbruch des Neckarwestheimer Blocks I auf den beiden Deponien Froschgraben in Schwieberdingen und Burghof in Horrheim landen werden.

Der AVL-Chef Tilman Hepperle rechnet aktuell damit, dass die erste Lastwagenladung aus dem AKW in Horrheim ankommen wird – und zwar zu Beginn des nächsten Jahres. Die Begeisterung darüber hält sich beim Vaihinger Oberbürgermeister Gerd Maisch, der für die Freien Wähler auch im Kreistag sitzt, erwartungsgemäß in sehr engen Grenzen. „Uns war aber immer bewusst, dass es irgendwann losgehen würde“, sagte er unserer Zeitung am Dienstag. „Die Entscheidung der EnBW überrascht und erschüttert uns daher nicht.“

Zunächst übernehmen nun die Gutachter des Umweltministeriums und der AVL das Kommando. Sie sollen den Atomschutt unter die Lupe nehmen, so wie es in einer Handlungsanleitung steht, die das Land und der Landkreistag für den Umgang mit dem Abbruchmaterial erarbeitet haben. Sie soll sicherstellen, dass nur zur Deponierung freigegebener Bauschutt aus dem Atomkraftwerk nach Horrheim und Schwieberdingen gelangt – und dort auch nach Jahren wieder auffindbar ist. „Beim gesamten Verfahren wird der Schutz von Mensch und Umwelt durch die vorgeschriebenen Abläufe sicher gewährleistet“, heißt es aus der EnBW-Konzernzentrale.

Die Betreiberin geht davon aus, dass rund 4400 Tonnen Schutt aus dem Rückbau des Reaktorblocks I eine Freigabe erhalten können und damit nicht mehr als radioaktiv im Sinne der Strahlenschutzverordnung gelten. Das wären etwas mehr als ein Prozent der der gesamten Abbaumasse, die unter das Kreislaufwirtschaftsgesetz fallen würde. Der Löwenanteil landet wohl im Landkreis Ludwigsburg, nur etwa 1050 Tonnen wandern nach Heilbronn. Besonders an Block I ist ja, dass er auf der Gemarkung zweier Kommunen liegt – Gemmrigheim im Landkreis Ludwigsburg und Neckarwestheim in Heilbronn.

Gesetzlich ist die AVL dazu verpflichtet, den Atomschutt zur Deponierung anzunehmen. „Die Rechtslage ist glasklar“, sagt der AVL-Chef Hepperle unserer Zeitung. Es gelte der Grundsatz, wonach der Abfall dort eingebaut werden müsse, wo er auch entsteht. Trotzdem ist dem Müllmanager bewusst, dass er sich im Spannungsfeld zwischen Gesetz und Politik bewegt. „Was rechtlich möglich ist, muss nicht zwangsläufig richtig sein“, sagt etwa der frisch wiedergewählte Schwieberdinger Bürgermeister und CDU-Kreisrat Nico Lauxmann – ein Standpunkt, den auch der Vaihinger Maisch und eine Mehrheit des Ludwigsburger Kreistages vertreten. 2017 sprach sich das Gremium deutlich gegen die Lieferungen aus Neckarwestheim auf die Kreisdeponien aus. „Daran hat sich nichts geändert“, sagte der Erdmannhäuser Christdemokrat Horst Stegmaier Ende Oktober im AVL-Aufsichtsrat.

Dass das Land und sein grün geführtes Umweltministerium sich nicht ernsthaft auf die Suche nach alternativen Entsorgungswegen gemacht haben, empfinden viele im Landkreis als enttäuschend. Lauxmann attestiert der Regierung deswegen „inhaltliche Unbeweglichkeit“.