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Fußballfeiern mit Corona-Bremse

Der Autokorso ist in Pandemiezeiten wohl der entspannteste – und gesündeste – Ort zum Abfeiern nach einem Sieg.Archivfoto: Holm Wolschendorf
Der Autokorso ist in Pandemiezeiten wohl der entspannteste – und gesündeste – Ort zum Abfeiern nach einem Sieg. Foto: Holm Wolschendorf
Schon am Freitag sind mit dem Erstrundenspiel Türkei – Italien hoch emotionalisierte Fans zu erwarten: Die Fußball-Europameisterschaft wird im Spagat zwischen Feierfreude und Coronaregeln eine Herausforderung. Die Polizei und die Stadtverwaltung haben sich so gut wie möglich vorbereitet.

Ludwigsburg. „Freiheiten, wo sie möglich sind und Regeln, wo sie nötig sind.“ Auf diesen gemeinsamen Nenner bringen Stadtverwaltung und Polizeipräsidium Ludwigsburg die Maßnahmen, die während der Fußball-Europameisterschaft vom 11. Juni bis zum 11. Juli geplant sind. Einerseits die durch erste Corona-Lockerungen noch gesteigerte Feierlaune der Fans verschiedener Nationen, auf der anderen Seite die Abstands- und Hygieneregeln: Das ist eine Gratwanderung, die mit Sicherheit zu Ausrutschern auf beiden Seiten führen wird.

Apropos Sicherheit: Es solle für die „größtmögliche Sicherheit der Fußballfans, der Anwohnerinnen und Anwohner und der Verkehrsteilnehmenden“ gesorgt werden, so die gemeinsame Pressemitteilung von Polizeipräsidium und Stadt. Und es folgen die ersten Unwägbarkeiten: „Ob und in welchem Umfang Jubelfeiern und Zusammenkünfte stattfinden können, lässt sich vor dem Hintergrund der sich immer noch verändernden Pandemielage derzeit noch schwer prognostizieren.“

Eins ist schon mal sicher: Der Faktor Fan lässt sich so schwer vorausplanen wie auf der anderen Seite vorhersehbar ist, dass die Regel über Ansammlungen von drei Haushalten mit maximal zehn Personen in einem Menschenpulk von fahnenschwenkenden, siegestrunkenen Fans wohl nicht angewandt werden kann. Das wissen auch die für die Sicherheit verantwortlichen Stellen und bitten trotz aller Freude an Fußball und Feiern um Vorsicht. Oberbürgermeister Dr. Matthias Knecht: „Vor allem das Thema Abstand ist ein wichtiges, deshalb müssen wir große Menschenansammlungen verhindern.“ Trotz der Lockerungen dürfe man nicht vergessen, dass „wir die Pandemie noch lange nicht überwunden haben.“

„Uns allen ist klar, dass viele Menschen der EM entgegenfiebern und das Turnier gerade vor dem Hintergrund jüngster Lockerungen als gute Möglichkeit zum gemeinsamen Feiern ansehen werden,“ sagt Polizeioberrat Christian Zacherle, der neue Leiter des Polizeireviers Ludwigsburg. Seine und Knechts Bitte: die Regeln einzuhalten, damit es zu keinen „Fouls“ kommt.

Ludwigsburg hat mit Christian Zacherle einen Mann in seinen Reihen, der gerade solche Großveranstaltungen zum Thema seines Masters of Public Administration und Police Management gemacht hat: Crowd Management. Damals ein bundesweites Novum: Zacherle ist seit Jahren Experte für das Management von Großveranstaltungen und war mit seinen Vorträgen nicht nur in ganz Deutschland, sondern auch in schon in Ungarn, Österreich und der Schweiz unterwegs und hat ein Buch zu dem Thema veröffentlicht.

Aufmerksame Beobachter werden sie schon bemerkt haben: Absperrgitter, die bereits am Tunnel aufgestellt wurden. In Ludwigsburg wird der Tunnel unter der Sternkreuzung dieses Mal rigoros gesperrt für Autos und Fußgänger. In den vergangenen Jahren hatte es mal einen Tunnel für Autos, mal einen für Fußgänger gegeben. Das ist vorbei, so Zacherle: „Wir geben hier ein deutliches Zeichen.“ Früher waren im Tunnel auch Rauchbomben und bengalische Fackeln gezündet worden, Abstände gab es keine. Zacherle lässt keinen Zweifel daran, dass dort keiner reinkommt. „Grenzüberschreitungen durch gravierende Ordnungswidrigkeiten oder gar strafbare Handlungen werden wir weder bei Autokorsos noch bei anderen Jubelfeiern dulden.“ Der Verkehr wird über die Rampen in beide Richtungen über die Sternkreuzung geleitet, die Wilhelmstraße wird als „alternative Fanmeile“ für Fußgänger bei Bedarf zusätzlich abgesperrt.

Da sind Verkehrsbeeinträchtigungen vorprogrammiert – für die Korsofahrer allerdings ist das Stauen und Hupen das Schönste, und alle anderen Menschen sind gut beraten, zu den Zeiten auf ihr Auto zu verzichten. Den Spielplan wurde gut studiert: Auch wenn das erste Spiel erst gegen 23 Uhr zu Ende sein wird: Türkei – Italien ist eine Nagelprobe, deutsche, kroatische, russische oder portugiesische Spiele sorgten bisher in Ludwigsburg auch für große Fanbeteiligung.

Für das Fußballgucken in Kneipen – kommende Woche voraussichtlich ohne Schnelltest im Außenbereich – gelten die Coronaregeln weiterhin, wie OB Knecht betont: „Deren Lockerungen werden allein über die Inzidenzzahlen gesteuert.“