1. Startseite
Logo

Gastronomie: Saubere Luft für Gäste und Mitarbeiter

Für saubere Luft ohne dauerhaftes Lüften in seinem Lokal Zum Badgarten hat sich Nenad Sredan einen Luftreiniger angeschafft.Foto: Holm Wolschendorf
Für saubere Luft ohne dauerhaftes Lüften in seinem Lokal Zum Badgarten hat sich Nenad Sredan einen Luftreiniger angeschafft. Foto: Holm Wolschendorf
In den kalten Monaten können Gastronomen ihre Gäste nicht im Garten oder auf der Terrasse bewirten. Auch dauerhaftes Lüften, wie es zum Schutz gegen die Aerosole empfohlen wird, würde der Gemütlichkeit beim Restaurantbesuch entgegenstehen. Nenad Sredan hat in seinem Restaurant Zum Badgarten deshalb einen Luftreiniger aufgestellt.

Ludwigsburg. Das Gerät sorgt für ein dauerhaftes Hintergrundgeräusch. Leise summt es vor sich hin und filtert Bakterien und Viren aus der Luft. Der Luftreiniger ist die neueste Errungenschaft von Nenad Sredan. Der Sommer sei so gut wie vorbei, so der Inhaber des Restaurants Zum Badgarten. Deshalb müsse man sich nun Gedanken machen, wie auch in den kalten Monaten Gäste guten Gewissens bewirtet werden können. „Wir haben zwar noch keinen Impfstoff“, sagt Sredan. „Aber wir haben die Technologie, um das Virus einzudämmen.“ Zwei, drei Wochen hat er sich informiert, welches Gerät am besten geeignet ist, und sich schließlich für eines entschieden, das laut Hersteller 99,95Prozent der Bakterien und Viren aus der Luft filtert und für einen Raum von bis zu 100Quadratmetern Größe einsetzbar ist. Laut Forschern der Universität der Bundeswehr München können Luftreiniger tatsächlich die Aerosolkonzentration auf einem niedrigen Niveau halten. Die Wissenschaftler empfehlen, das Gerät Tag und Nacht laufen zu lassen. Das macht Sredan, außerdem tauscht er die Filter alle zwei Monate aus. Daher kommen Kosten auf ihn zu, die er bisher nicht ausgeben musste. Das sei ihm die Sicherheit von Gästen und Mitarbeitern aber wert. „Ich glaube, dass wir in der Gastro im Herbst und Winter ein großes Problem bekommen, wenn wir nichts machen“, sagt er.

Als Restaurants im Mai wieder öffnen durften, seien viele Menschen froh gewesen, wieder rauszukommen. Trotzdem hatte Sredan rund 50Prozent weniger Umsatz in den Sommermonaten. Zum einen weil er die Plätze im Biergarten wegen der Abstandsregeln von 300 auf 146Plätze reduzieren musste. Aber auch, weil an kälteren oder regnerischen Tagen kaum Gäste kamen. „Die Menschen sind immer noch zögerlich, wenn es darum geht, in den Innenräumen eines Restaurants zu essen“, fasst er seine Erfahrungen zusammen. Deshalb habe er einen anderen Weg finden müssen.

Der Luftreiniger sei die beste Idee gewesen. „Meiner Meinung nach kommen weder der Einzelhandel noch Schulen, Kitas oder Büros in Zukunft ohne diese Geräte aus“, sagt Sredan. Gegen Aerosole, die durch die Luft schweben und Coronaviren weitertragen können, hilft vor allem, durchgehend zu lüften – am besten auf Durchzug. Doch das schaffe keine gemütliche Atmosphäre, so Sredan. Laut Experten des Umweltbundesamtes sind mobile Luftreiniger kein geeigneter Ersatz fürs Lüften. Die Geräte könnten höchstens zusätzlich eingesetzt werden. Auch er werde sein Lokal weiterhin morgens und abends gut durchlüften, so Sredan. Während des Betriebs könne an kalten Tagen darauf aber verzichtet werden, sagt er.

Den Luftreiniger lässt Nenad Sredan durchgängig auf niedrigster Stufe laufen. Wenn das Lokal voll besetzt ist, gibt es auch die Möglichkeit, auf die zweite Stufe zu schalten. Dann brummt das Gerät jedoch relativ laut. „Wir würden das maximal eine Stunde laufen lassen, wenn viele Leute hier sind“, erklärt Sredan. Die Hintergrundmusik im Lokal werde das Summen des Geräts sicher übertönen.

Der Gastronom ist sich der Tatsache bewusst, dass er im Winter trotzdem nicht die gleichen Umsätze wie in den vergangenen Jahren machen wird – auch, weil große Feste und Weihnachtsfeiern wohl ausfallen werden. Doch mit den Luftreinigern ist er sich sicher, das Bestmögliche für seine Mitarbeiter und Gäste zu tun. „Ich habe das Gefühl, die Luft ist hier im Raum wirklich besser geworden“, sagt er. Ob das nun Einbildung sei oder nicht, das Gefühl zähle. Auch in Zukunft, wenn ein Impfstoff gefunden wurde und die Aerosole keine so große Rolle mehr spielen, soll der Luftreiniger im Lokal bleiben. „Es gibt doch nichts Schöneres als saubere Luft“, so Sredan.

Und nachdem der Innenraum jetzt ausgestattet ist, ist der Gastronom schon an der nächsten Idee: In seinem Biergarten möchte er künftig in den Wintermonaten Gewächshäuser aufstellen, diese mit Lichtern, Deko und einer Infrarotheizung ausstatten und an einzelne Kleingruppen vermieten. „Es gibt einfach Familien oder Freundesgruppen, die gerne essen gehen, aber zurzeit nicht in einem großen Raum mit anderen sitzen wollen“, sagt Sredan. Ein Gastronom aus Amsterdam kam auf die Idee mit den Gewächshäusern, als es darum ging, wie die Abstände beim Restaurantbesuch eingehalten werden können. Bis jetzt kann Sredan die Idee in Ludwigsburg allerdings noch nicht umsetzen: Er wartet noch auf die Genehmigung vom Baurechtsamt.