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Geflüchtete kommen privat unter

Aus der Ukraine flüchten vorwiegend Frauen und Kinder: Der Landkreis Ludwigsburg macht sich Gedanken, wie die Menschen untergebracht und betreut werden können. Archivbild: dpa
Aus der Ukraine flüchten vorwiegend Frauen und Kinder: Der Landkreis Ludwigsburg macht sich Gedanken, wie die Menschen untergebracht und betreut werden können. Archivbild: dpa
Das Gros der Geflüchteten aus der Ukraine, die im Landkreis Ludwigsburg leben, ist bei Freunden und Bekannten untergekommen. Die Nachfrage nach Deutsch- und Integrationskursen bei der Volkshochschule steigt.

Kreis Ludwigsburg. Der Landkreis Ludwigsburg hat vorgesorgt und 500 Plätze angemietet, um bei Bedarf kurzfristig Geflüchtete unterzubringen, erklärte der zuständige Dezernent im Ludwigsburger Landratsamt, Jürgen Vogt, in der Sitzung des Kreistages am heutigen Freitagnachmittag im Bürgersaal des Forums am Schlosspark in Ludwigsburg. Die Geflüchteten, vorwiegend sind es Frauen und Kinder, könnten demnach in einem Hotel in Ditzingen, in einem Apartmenthaus in Bietigheim-Bissingen sowie dem ehemaligen Krankenhaus in Marbach unterkommen. Allerdings seien derzeit nur 124 Personen auf diese Unterkünfte des Landkreises angewiesen. Die meisten der offiziell 3192 registrierten Ukrainer und Ukrainerinnen im Kreis seien bei Bekannten, Freunden sowie in kommunalen Unterkünften untergebracht, so Vogt. „Die Hilfsbereitschaft und Solidarität ist sehr groß“, meinte er. Der Landkreis wäre auf einen größeren Andrang mit der Belegung von Sporthallen vorbereitet. „Wir hoffen, dass das nicht nötig wird“, sagte Vogt.

Offiziell seien 46250 Geflüchtete in Baden-Württemberg registriert und gemeldet (Stand: 4. April), die Zahl sei allerdings deutlich höher. Denn ukrainische Staatsangehörige können visumfrei nach Deutschland einreisen und sich dort bis zu 90 Tage aufhalten. Der Landkreis habe die Zuteilungsquote, die sich nach der Bevölkerungszahl richtet, aktuell „übererfüllt“. Deshalb mussten in dieser Woche keine neuen Flüchtlinge aufgenommen werden. Das könne sich aber schnell wieder ändern, wenn andere Kreise ihre Zahlen nachmeldeten beziehungsweise die Geflüchteten in einen anderen Landkreis ziehen. Es gebe für sie keine Wohnsitzauflage. Ukrainerinnen und Ukrainer dürfen hier auch arbeiten. Bisher seien dem Landratsamt nur Einzelfälle bekannt, beispielsweise wenn Lohn oder Gehalt auf Hilfeleistungen angerechnet werden.

Neben der Unterbringung sprach Dezernatsleiter Vogt auch über die Betreuung der Geflüchteten. Ansprechpartner sei der Flüchtlingssozialdienst, aber auch Integrationsmanager. Ob das Integrationsmanagement weiter ausgebaut werde und wie es mit der Kostenerstattung aussehe, darüber gebe es noch keine konkrete Zusage des Landes. Laut Vogt gebe es bereits Geflüchtete, die in ihre Heimat in der Ukraine zurückkehrten. „Ich gehe davon aus, dass das keine Einzelfälle bleiben“, sagte Vogt.

Die besonderen Fluchtumstände müsstenauch beim Schulbesuch berücksichtigt werden, sagte Andreas Eschbach, Dezernatsleiter zentrale Steuerung und Schulen im Landratsamt. Die Abläufe und Koordination seien nicht ganz einfach, teilweise würden Anfragen direkt an die Schulen gerichtet, teilweise werde das Schulamt angefragt, das die Koordination übernommen habe. Die Suche nach weiteren Lehrkräften erfolge über ein zentrales Portal des Landes, so Eschbach. Die aktuelle Flüchtlingslage an den beruflichen Schulen sei mit der Situation 2015/16 nicht zu vergleichen. Die Ukraine habe „ein funktionierendes Bildungssystem“. Kämen diese Schüler, die in der Regel Englischkenntnisse mitbrächten, in Vorbereitungsklassen, seien sie häufig unterfordert, so Eschbach.

Derzeit seien noch keine Schüler an berulichen Schulen aufgenommen worden. Laut Eschbach sollten sie dann aber gleichmäßig über den Landkreis verteilt werden. Der Dezernent rechnet auch mit einem Anstieg der Schüler an den Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren. Zunehmend gebe es auch Anfragen von Betreuern – nicht von den Geflüchteten selbst – nach Deutsch- und Integrationskursen, wie sie beispielsweise die Schiller-Volkshochschule anbietet. Jeder, der bei der Ausländerbehörde registriert wurde, könne einen Antrag auf Zulassung zu diesen Kursen stellen. Eschbach rechnet mit einer steigenden Nachfrage und zusätzlichen Kursen.