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Gegen Stress und Denkblockaden

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Den Ball hin und her werfen und dabei noch laut buchstabieren oder zählen: Heidrun Link zeigt, wie es geht. Foto: Holm Wolschendorf
Übungen für Konzentration und Koordination machen den Kopf frei – Interaktiver Vortrag beim MTV Ludwigsburg

Ludwigsburg. Gehirntraining ist mehr als nur am Tisch sitzen und Kreuzworträtsel oder Sudoku lösen. Es hat auch mit komplexen Bewegungsabläufen zu tun und verhindert Burnout sowie Depression. Ihr Konzept für Gehirnfitness stellte die Expertin Heidrun Link aus Stuttgart jetzt im MTV-Bewegungszentrum in Ludwigsburg vor.

 

Wer bei Heidrun Link einen Vortrag besucht, wird gleich zum Mitmachen aufgefordert und merkt dabei sofort, was Gehirnfitness bedeutet. Beispielsweise, wenn beim wechselweisen Schwingen der Arme die vordere Hand zur Faust geschlossen und die hintere geöffnet wird. Eine gar nicht so einfache Koordinationsleistung. Genauso wie die Arme auf Ansage nach oben, unten, rechts, links, hinten oder vorne zu strecken.

 

Das Knifflige: Bei der hinteren und vorderen Variante müssen die Arme auch noch gekreuzt werden. Und schließlich gilt es, immer das Gegenteil des Angesagten zu machen. Also Grips anstrengen und loslegen. Was bei diesen ersten Übungen schnell bemerkbar wird: Sie erfordern viel Konzentration und man denkt an nichts anderes mehr. Doch es geht noch mehr, wie die Übung „Ich und Du“ zeigt. Mit dem Zeigefinger einer Hand auf das Gegenüber und mit dem Daumen der anderen Hand auf sich selbst zeigen. Das geschieht ebenfalls wechselseitig und schwieriger wird es, wenn dazu auch noch die Füße wechselweise nach vorne getippt werden.

 

Das trifft zudem auf das Werfen des weichen Knautschballs von einer Hand in die andere zu. Beim gleichzeitigen Einsatz der Füße und lautem Zählen in Zweierschritten bis 20 ist das ganz schön anspruchsvoll. Oder wenn aus vier Himmelsrichtungen vier Farben werden, die auf Ansage angezeigt werden sollen. Ebenfalls wirkungsvoll: Mit einem Gegenüber immer abwechselnd bis drei zählen. Die nächste Stufe: Aus der „Zwei“ wird ein Klatschen in die Hände und aus der „Drei“ ein Stampfen mit dem Fuß.

 

„Es ist wichtig, dass wir solche Dinge tun,“, sagt Heidrun Link. Denn sie fördern die Konzentration und dadurch kann sich das Gehirn mal entleeren, andere störende Gedanken sind schnell weg. Hohes Arbeitspensum, Zeitdruck, ständige Erreichbarkeit, Technologiestress, Familie, das alles wirkt täglich auf das Gehirn ein und sorgt für eine Reizüberflutung, die Heidrun Link als Hauptstressor bezeichnet. Die Folgen: Die Angstzentrale gewinnt die Oberhand, das Stresshormon Kortisol wird ausgeschüttet, die Gedächtniszentrale lahmgelegt, die Konzentration funktioniert nicht mehr.

 

Es kommt in der Folge zu Denkblockaden sowie zu Burnout und Depressionen. Dabei geschieht der Expertin zufolge vieles im Unterbewusstsein und wenn hier mal aufgeräumt werde, gehe es auch dem Menschen besser. Die von Heidrun Link genannten drei Faktoren für lebenslange geistige Fitness: geistige Aktivität, soziale Kontakte und Bewegung.

 

Sie räumt dabei auch mit der Mär vom Multitasking auf, also der angeblichen Fähigkeit, verschiedene Aufgaben gleichzeitig erledigen zu können. „Das Gehirn ist nicht multitaskingfähig“, macht Link deutlich. Was passiert nun, wenn der Mensch vieles auf einmal erledigen will? Er ist der Expertin zufolge permanent abgelenkt, die Aufmerksamkeit lässt nach. „Eine Minute Ablenkung kostet fünf bis acht Minuten Aufmerksamkeit“, so Link. Der Mensch gerät überdies immer mehr unter Zeitdruck, der Stresspegel steigt. „Wenn eines nach dem anderen erledigt wird, ist das gut für das Gehirn“, so die Expertin. Die 100 Milliarden Nervenzellen wollen der Referentin zufolge stets gefüttert werden. Die Gedächtniszentrale schenke dabei dem Menschen jeden Tag neue Neuronen. Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, also die Datenautobahn im Gehirn frei und nicht verstopft ist. Dafür könne man etwas tun. Und damit neue Neuronen gebildet werden können, sei auch ausreichend Schlaf wichtig. Ihr Tipp, um gerade abends vor dem Zubettgehen zur Ruhe zu kommen: Den kleinen Knautschball in der Hand kneten, das reduziere den Stress. Ein weiterer Rat der Expertin: Nicht immer nur die dominante Seite des Körpers nutzen, was gerade unter Stress verstärkt geschehe, sondern bewusst abwechseln, um beide Gehirnhälften zu aktivieren. Also das Treppensteigen nicht immer mit dem dominanten Fuß beginnen und das Telefon auch mal bewusst in die andere Hand nehmen. Die Verknüpfung der Gehirnhälften funktioniert laut Heidrun Link generell mit Bewegungen über Kreuz. Mit dem von ihr entwickelten Konzept für Gehirnfitness hat die ausgebildete Tanzpädagogin und einstige Bühnentänzerin Erfolg. So bildet sie entsprechende Trainer an der Akademie für Fitness, Wellness und Gesundheit aus, sie gestaltet Teamentwicklungsworkshops und coacht Führungskräfte sowie deren Mitarbeiter. Die Nachfrage sei groß, bestätigt Heidrun Link.