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„Gemeinsam die Stadt gestalten“

Eberhard Zucker und der neue OB Uwe Skrzypek (rechts) mit der Amtskette des Vaihinger Oberbürgermeisters. Foto: Albert Arning
Eberhard Zucker und der neue OB Uwe Skrzypek (rechts) mit der Amtskette des Vaihinger Oberbürgermeisters. Foto: Albert Arning
Vaihingens neuer Oberbürgermeister Uwe Skrzypek wurde am Mittwochabend in sein Amt eingeführt. Regierungsvizepräsidentin Sigrun von Strauch sieht einen „Neuanfang mit großen Herausforderungen, aber auch mit Chancen“.

Vaihingen. „Ich weiß. Für Vaihingen bin ich eine Herausforderung. Wir müssen uns aber aufeinander einlassen.“ Uwe Skrzypek, der neue Oberbürgermeister der Großen Kreisstadt an der Enz, wirbt am Mittwochabend bei der Sondersitzung des Gemeinderates zur offiziellen Amtseinsetzung eindringlich um ein vertrauensvolles Miteinander. Die rund 600 Gäste in der Stadthalle applaudieren ihm im Stehen.

Der neue OB will für Aufbruch stehen

„Einen Schlüssel zum Rathaus zu haben, ist schon etwas Besonderes“, findet der 51-jährige Nachfolger von Gerd Maisch, der am 24. Juli mit 52,35 Prozent der Stimmen zum OB gewählt worden war. Und zum Amtsantritt am 1. September habe er sich willkommen gefühlt. Ohne Redemanuskript skizziert der Ex-Manager bei Daimler nach der Vereidigung durch Stadtrat Eberhard Zucker vor den Fahnen aller neun Teilorte seine Eindrücke.

Er stehe für Aufbruch, „was aber nicht heißt, dass vorher Stillstand war“, stellt er heraus. Man müsse einen Weg einschlagen, der dem 21. Jahrhundert gerecht werde, optimistisch und fröhlich Probleme lösen. Zurechtgerückt wird eine Aussage aus dem Wahlkampf zum Alter des Gemeinderates: „Ich werfe ihm sein Alter nicht vor. Ich wünsche mir aber, dass sich die Jugend mehr einmischt.“ Der Blick auf die derzeitige allgemeine Lage durfte nicht fehlen. Der Winter werde eine Herausforderung. Er werde dafür werben, dass der Pullover in der Verwaltung Einzug halte.

Fordernd und verständnisvoll

Als Chef der Verwaltung werde er fordernd, aber auch verständnisvoll sein. Und der Hinweis auf die Anrede darf nicht fehlen: „Wie es jeder mag. Mich nicht zu duzen, weil man meinen Nachnamen nicht aussprechen kann, wäre schlimm. Mich Uwe zu nennen, ist keine Respektlosigkeit dem Amt gegenüber.“

Skrzypek bittet darum, „gemeinsam und fröhlich die Stadt zu gestalten. Und ich hoffe, Sie helfen mir dabei.“ Er ruft dazu auf, beim anschließenden Stehempfang „mit jemand anzustoßen, den man nicht kennt“. Die einst vom Jauerniger Heimatbund gestiftete Amtskette sieht er vor dem Hintergrund der aktuell bestehenden Flüchtlingslage als „Verpflichtung gegenüber der Geschichte“.

Die Sondersitzung des Gemeinderates beginnt mit einem Platzkonzert, das die vier Vaihinger Musikvereine mit dem „Bergsteiger Marsch“, Musical-Songs von Peter Maffay und Udo-Jürgens-Titel vor der Halle bestreiten.

Im Saal geht es mit dem Kammerorchester Vaihingen mit Mozart und Verdi weiter. Bürgermeister Klaus Reitze freut sich auf eine „gute und konstruktive Zusammenarbeit“. Er hat am Ende der Sitzung einen überdimensionalen Schlüssel für Skrzypek dabei.

Regierungsvizepräsidentin Sigrun von Strauch sieht den Wechsel an der Spitze Vaihingens als Zäsur an. „Der Neuanfang ist mit großen Herausforderungen, aber auch mit Chancen verbunden“, findet sie. Der leidenschaftliche Bergsteiger Skrzypek bringe bei der anspruchsvollen Bergtour die Voraussetzungen mit und könne auf die Erfahrungen der nahezu 700 Kolleginnen und Kollegen der Verwaltung und des Gemeinderates zurückgreifen: „Es können dadurch tolle, zukunftsträchtige Projekte entstehen.“ Sigrun von Strauch attestiert Skrzypek Offenheit und Bürgernähe. An Ideen und Vorhaben mangele es dem OB nicht. Dafür biete das Regierungspräsidium eine gute und vertrauensvolle Partnerschaft an.

100 Tage Schonfrist

Die Stimmen aus der Stadtgesellschaft hat Uwe Skrzypek selbst ausgewählt. Stadträtin Helga Eberle: „Wir wollen Sie nach Kräften unterstützen und räumen Ihnen gerne hundert Tage Schonfrist ein.“ Für den Gemeinderat stehe das Gemeinwohl an erster Stelle. Jugendgemeinderat Richard Elsen-Groeneveld: „Es lohnt sich, für Vaihingen aktiv zu werden.“ Personalratschefin Andrea Garhöfer: „Sie treffen auf motivierte und kompetente Mitarbeiter, die die Stadt in gegenseitiger Wertschätzung voranbringen wollen.“ Benjamin Höschele (junger Mann mit Handicap): „Gemeinsam sind wir stark.“ Gemüsehändler Kamil Korkis: „Vaihingen soll Vorbild für andere werden.“ Pfarrerin Barbara Martin: „Gottes Botschaft ist eine absolut gute Basis.“ Roßwags Ortsvorsteher Rolf Allmendinger: „Gute Führung braucht Vertrauen, aber auch Durchsetzungskraft.“

„Gemeinsam aktiv werden“

Stadtrat Eberhard Zucker, der ehrenamtliche OB-Stellvertreter, nimmt sich die Freiheit, Skrzypeks Wahlkampfslogan („Zeit aktiv zu werden“) etwas umzuformulieren: „Es ist Zeit, gemeinsam aktiv zu werden und aktiv zu bleiben.“ Er lege den Schwerpunkt auf gemeinsam. Der neue OB starte den beruflichen Neuanfang unter schwierigen Vorzeichen. Wo man auch hinhöre: Stichwort Krisen. Allerdings gebe es auch Hoffnungsschimmer. In Vaihingen nähere sich der Leitbildprozess dem Ende zu. Das Leuchtturmprojekt Gartenschau werde die Stadt einen großen Schritt voranbringen. Doch das Tagesgeschäft werfe viele praktische Fragen auf: „Wohin mit den Flüchtlingen? Wie bekommen wir genügend Kinderbetreuungsplätze? Wie finanzieren wir die Pflichtaufgaben?“ Der Gemeinderat sei bereit, mit ihm und der Verwaltung zielorientiert zum Wohle der Stadt zu ringen.

Dass Skrzypek sich im Urlaub mit dem Surfen versucht hatte und dabei wohl öfter mal Wasserkontakt hatte, nutzt Zucker zum Vergleich: „Keiner erwartet, dass Sie alles von Anfang an perfekt beherrschen.“ Es werde sicher bei bestimmten Themen und Aufgaben kräftigen Gegenwind geben, „die eine oder andere Bauchlandung wird dazugehören“. Doch er werde auch nicht alleine alle Aufgaben meistern müssen. Der Gemeinderat werde ihn letzten Endes darin unterstützen, „wieder gemeinsam aufs Brett zu kommen“. Ziel sei es, Vaihingen für alle zu einer noch lebens- und liebenswürdigen Stadt weiterzuentwickeln. Dafür wünsche er viel Kraft, gute Ideen, Ausdauer und gute Nerven.