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Gesundheitsamt spricht von „diffusem Geschehen“

Gebannt schaut ganz Deutschland auf die Infektionszahlen in Sachen Covid19. Da geht es um bestätigte Fälle, um die 7-Tage-Inzidenz oder Geheilte, alles reichlich kompliziert. Wie wird das gerechnet, und warum schwanken die Zahlen teils so heftig? Ein Erklärungsversuch.

Ludwigsburg. Das Kreisgesundheitsamt spricht angesichts der weiter steigenden Corona-Infektionszahlen von einem „diffusen Geschehen“, und wer die aktuellen Infektionszahlen im Kreis wie auch in der Stadt Ludwigsburg anschaut, wird nicht ganz schlau aus dem Rauf und Runter der Zahlen.

Nachträgliche Meldungen

Wichtigster Indikator sind neben den Toten die neu Infizierten – die Geschwindigkeit drückt sich mit der sogenannten 7-Tage-Inzidenz aus. Die wiederum errechnet sich nach einer bestimmten Formel (siehe rechts unten), die tagesaktuell angewandt wird. Weil nur das Kreisgesundheitsamt weiß, wie viele Nachmeldungen für welche Tage kommen, ist hier eine eigene Rechnung nicht möglich. Die Zahlen lassen sich nicht einfach aufaddieren. Mit den nachträglich korrigierten Zahlen sieht das Ergebnis jeweils anders aus. Mehrere LKZ-Leser hatten ihre eigenen Berechnungen angestellt und sich über abweichende Zahlen beklagt.

Ein Trend lässt sich aus dem Dashboard des Landkreises ( www.landkreis-ludwigsburg.de) aber auch ablesen. Liegt die Zahl der Neuinfizierten längere Zeit unter der Anzahl der Geheilten, ist ein Abwärtstrend der Infektionszahlen zu erwarten.

In Relation liegt Bietigheim vorn

Mit 93500 Einwohnern steht die Stadt Ludwigsburg mit 2858 laborbestätigten Covid19-Fällen (Stand Montag) bei den 36 Kreiskommunen natürlich ganz vorne vor Bietigheim-Bissingen (1430) und Kornwestheim (1011). Aber: In Relation zur Einwohnerzahl liegt Bietigheim-Bissingen mit 3,3 Prozent bestätigter Covid19-Fälle vorne, gefolgt von Ludwigsburg (3,1 Prozent) und Kornwestheim (3 Prozent). Wer will: Mit der Gesamtzahl bestätigter Covid19-Fälle und der Einwohnerzahl kann diese Relation errechnet werden.

Ablesen lässt sich mit einiger Verzögerung eigentlich auch, welche Wirkung Maßnahmen wie die Ausgangsbeschränkungen haben. Doch wie die bundesweite Diskussion und die für morgen erwartete Neujustierung von Corona-Regeln zeigt, schlägt die Ursachenforschung Wellen. FFP2-Maskenpflicht, härtere Ausgangssperre, Recht auf Home Office? Warum die Zahlen weiter steigen respektive nicht schnell sinken, ist noch unklar. Das Kreisgesundheitsamt sagt: „Wir haben im Landkreis keine Hotspots.“ Ein Erklärungsversuch: „Vielfach sind es Familien, die sich im privaten Umfeld anstecken.“

„Es gibt keine Alternative“

Ähnlich hatte sich Oberbürgermeister Matthias Knecht geäußert, der die Gefahr unter anderem im privaten Bereich sieht: „Ich weiß, dass es vielen nach der langen Zeit unendlich schwerfällt, die persönlichen Kontakte jetzt noch einmal auf das absolute Minimum zu reduzieren. Aber es gibt keine Alternative dazu.“

Das Kreisgesundheitsamt bittet darum, die aktuell geltenden Bestimmungen – die Treffen von einem Haushalt mit einer zusätzlichen Person erlauben – nicht auszureizen. „Die Kontaktbeschränkung sollte auch nicht dadurch umgangen werden, dass sich Person 1 zuerst mit Person 2, später mit Person 3 und so weiter trifft.“

Laut Landratsamt gibt es derzeit 40 Prozent mehr Individualkontakte als im ersten Lockdown im Frühjahr. „Jede Person soll die AHA-Regeln einhalten und alle Kontakte auf ein wirkliches Mindestmaß reduzieren, insbesondere auch im privaten Umfeld.“