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Gleichzeitig auf Gas und Bremse

Gute alte Zeit: der sogenannte Entenmörder im Steinheimer Bahnhof. Foto: privat
Gute alte Zeit: der sogenannte Entenmörder im Steinheimer Bahnhof. Foto: privat
Mit Wohlwollen nehmen Akteure im Landkreis Ludwigsburg die Pläne des Verkehrsministeriums auf, stillgelegte Gleise wie auf der Bottwartalbahn und der Markgröninger Bahn womöglich wieder zu reaktivieren. Allerdings gibt es auch Bedenken.

Kreis Ludwigsburg. Die Bürgeraktion Bottwartalbahn nimmt bereits vor zwei Jahren die mehr als 30 Kilometer lange Trasse zwischen Marbach, Beilstein und Heilbronn genauer unter die Lupe und stellt Zählungen an. „Unsere Berechnungen ergeben, dass schon allein auf einem Streckenast rund 5000 Fahrgäste am Tag unterwegs sein könnten“, sagt Hans-Joachim Knupfer von der Bürgerinitiative. Er prophezeit zudem, dass „die Fahrgastzahlen nochmals massiv ansteigen werden, wenn dort in Zukunft eine Bahn statt Bussen fährt“.

Die Bürgeraktion Bottwartalbahn zeigte sich am Mittwoch „nicht überrascht“ darüber, dass jetzt auch eine Studie des Landes diesem Schienenprojekt ein sehr hohes Nachfragepotenzial bescheinigt (wir berichteten). Es geht im Durchschnitt zwar von einem bescheideneren Potenzial von rund 4000 Fahrgästen täglich aus – wenn die Bahn nicht in Beilstein, sondern Heilbronn endet. Das ist aber immer noch der zweitbeste Wert von 42 untersuchten alten Bahnstrecken. Noch mehr Potenzial wird nur einer Route bei Reutlingen eingeräumt. In der ersten Kategorie wie die Bottwartalbahn landete bekanntlich auch die Markgröninger Bahn nach Möglingen und Ludwigsburg. Das Ziel, das der Verkehrsminister Winfried Hermann in dieser Woche bei der Onlinepräsentation der Studie vor Landräten formulierte: mehr Städte und Gemeinden wieder an die Schiene anzubinden.

Für den Landtagskandidaten im Wahlbezirk Bietigheim-Bissingen, Tayfun Tok, wäre die Reaktivierung der Bottwartalbahn „ein großer Gewinn für die Region“. In einer Pressemitteilung erinnerte der Murrer daran, dass wir Grüne vor Ort schon lange für mehr Schiene kämpfen“.

Für den CDU-Landtagsabgeordneten und Bundestagskandidaten Fabian Gramling sind „Mobilitätsangebote im Norden der Region Stuttgart und zwischen den wirtschaftsstarken Landkreisen Ludwigsburg und Heilbronn sehr wichtig“. Allerdings sieht Gramling auch noch viele Fragen ungeklärt. Im Bottwartal würden, im Vergleich zu anderen ehemaligen Strecken, mit Ausnahme von wenigen hundert Metern, keine Schienen mehr liegen. Zudem seien Fragen der Neuplanung und Genehmigung, samt Artenschutzgutachten, zu beantworten. Unklar sei auch, ob bei einer Betriebskostenübernahme durch das Land vor Ort noch darüber entschieden werden darf, mit welchem Fahrsystem die Strecke betrieben wird. „Der kritische Blick schmerzt im ersten Augenblick“, so Gramling. „Andere Behauptungen wären jedoch blauäugig und unseriös.“

Die Bürgeraktion Bottwartalbahn fordert die Landkreise Ludwigsburg und Heilbronn trotzdem auf, jetzt schnell zu handeln, um in den Genuss von Fördermitteln zu kommen. Im Gespräch sind laut Hermann neben der kompletten Betriebskostenübernahme auch bis zu 96 Prozent Zuschüsse für die Baukosten. „Es gilt aber das Windhundprinzip“, sagt Oliver Kämpf von der Bürgerinitiative.

Der Ditzinger Abgeordnete Konrad Epple (CDU) blickt derweil auf die Markgröninger Bahn, die Teil einer Stadtbahnstrecke bis Remseck werden soll – und ebenfalls auf das Geld. Er sagte am Mittwoch: „Es ist eine gute Nachricht, dass das Land nach einer möglichen Reaktivierung einen Großteil der Betriebskosten dauerhaft übernehmen wird.“