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Haftstrafen für Autozug-Diebe

Zwei 40 und 52-jährige Männer, die als Mitglied einer Autoteile-Diebesbande vornehmlich auf dem Güterbahnhof bereitgestellte Neuwagen aufbrachen und wertvolle Teile stahlen, sind wegen mehrfachen schweren Bandendiebstahls zu drei Jahren und zehn Monaten und drei Jahren und acht Monaten Gefängnis verurteilt worden.

Kornwestheim. Professionelle Autodiebe haben ihr Geschäftsmodell geändert, seit gestohlene Wagen bei der Ausfuhr über die Ost-Grenzen nach Polen und Litauen durch eingebaute Funksender geortet werden können. Jetzt werden nur noch die wertvollsten Teile der Fahrzeuge gestohlen und gewinnbringend verwertet. So hatte eine vielköpfige Bande aus Litauen ganze zwei Jahre lang die frisch verladenen Neu-Fahrzeuge verschiedener Marken auf abgestellte und zur Abfahrt bereitgehaltenen Güterwaggons in den Rangierbahnhöfen Kornwestheim, Heilbronn, Stuttgart, Sindelfingen und im Rhein-Main-Gebiet aufgebrochen und daraus die wertvollsten Zubehör-Teile gestohlen, angefangen von Navigationsgeräten bis hin zu Kompletträdern. Sogar elektronische Türschlösser bauten die Diebe aus, und das innerhalb nur weniger Minuten, wie die Polizei weiß, schafften das Diebesgut jeweils nach Litauen oder nach Polen. Der Wert der Beute liegt bei rund 570000 Euro, der Schaden durch die Zerstörung von Verkleidungen und Verkabelungen im Bereich von weiteren mehreren hunderttausend Euro, so die 8. Große Strafkammer anlässlich der Urteilsverkündung gegen die zwei Männer.

Das Landgericht brauchte nicht die zunächst terminierten 14 Prozesstage, um die Vorwürfe in einer aufwendigen Beweisaufnahme aufzuklären – die beiden 40- und 52-jährigen Männer haben bereits am zweiten Verhandlungstag Geständnisse abgelegt, nachdem ihnen von den Richtern Strafrabatte zugesichert wurden.

Der Ältere der Beiden, der zu Beginn zum Vorwurf des 31-fachen schweren gewerbsmäßigen Bandendiebstahls schwieg, wurde schließlich recht kleinlaut, als er vom Staatsanwalt die vom Gesetz vorgesehenen Strafen erfuhr: „Ein Jahr bis zehn Jahre!“ Daraufhin ergaben er und sein mitangeklagter Kumpel sich und legten die Geständnisse ab, allerdings ohne die Namen der weiteren Mittäter zu nennen.

Für den Staatsanwalt, der den Prozess zwar als Erfolg im Kampf gegen das organisierte Verbrechen wertet, war aber auch klar, dass die Beiden nur ein kleiner Teil der Diebesbande waren. Gegen weitere Verdächtige werde noch ermittelt, sagte er am Mittwoch in einer Prozesspause. Schließlich schlugen die Täter erstmals bereits im Jahre 2013 an einem abgestellten Autotransportzug auf dem Kornwestheimer Güterbahnhof zu und bauten in einer Nacht 100 hochwertige Navigationsgeräte aus. Allein eines dieser Geräte hatte einen Wert bis zu 4000 Euro. Die Serie wurde sodann in wechselnder Täter-Besetzung fortgesetzt auf Güterbahnhöfen und Industrie-Gleisanlagen verschiedener Autohersteller im Großraum Stuttgart, aber auch in Hessen. Die beiden jetzt Verurteilten wurden im Dezember 2020 beim letzten Coup in Kornwestheim ertappt und festgenommen.

Von den angeklagten 31 Einzelfällen stellte das Landgericht einen Teil ein, da die Verfolgung und Bestrafung dieser Diebstähle dabei nicht mehr sonderlich ins Gewicht fallen würde. Von den vom Staatsanwalt beantragten Gesamtstrafen in Höhe von vier Jahren und vier Monate sowie vier Jahre und zwei Monate zogen die Richter aufgrund der Geständnisse einige Monate ab und verhängten gegen den 52-Jährigen drei Jahre und zehn Monate Haft, für den Jüngeren drei Jahre und acht Monate. Weil er zur Tatzeit mutmaßlich alkoholsüchtig war, muss er zusätzlich in eine geschlossene Entzugsklinik.

Besonders bitter für die beiden Verurteilten dürfte sein, dass das Gericht die Einziehung des Erlöses der Beute in Höhe von 225000 Euro und einmal 345000 Euro anordnete, wenngleich die zwei Männer nicht in der Lage sein werden, diese Summe überhaupt aufzubringen.