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Einzelhandel
Hamsterkäufe führen zu Engpässen

Wie hier in Göppingen sind auch im Kreis Ludwigsburg in vielen Läden manche Regale leer. Grund zur Panik ist das aber nicht, sagt der Handelsverband Baden-Württemberg. Foto: Tom Weller/dpa
Wie hier in Göppingen sind auch im Kreis Ludwigsburg in vielen Läden manche Regale leer. Grund zur Panik ist das aber nicht, sagt der Handelsverband Baden-Württemberg. Foto: Tom Weller/dpa
Auch im Kreis Ludwigsburg stehen Kunden vor leeren Regalen – Handelsverband: Versorgung ist aber gesichert

Ludwigsburg. Nur wenige Menschen gehen an diesem Nachmittag durch die Gänge eines Supermarktes in Ludwigsburg, eine ältere Frau trägt einen Mundschutz. Vor dem ausgelesenen Regal mit Tütensuppen steht ein Mann und sucht sich ein paar Päckchen aus. Eine Mitarbeiterin schiebt eine Palette mit Gewürzgurkengläsern durch den Laden. Das öffentliche Leben in Deutschland ist wegen der Coronakrise beinahe stillgelegt. Doch in den Lebensmittelgeschäften herrscht weiter Hochbetrieb. Jeder möchte sich mit den wichtigsten Dingen versorgen. Gerade Bilder von leeren Regalen lösen bei manchen Menschen eine Panik aus, man könnte irgendwann zu kurz kommen und keine Lebensmittel mehr kaufen können.

Eine Angst, die völlig unbegründet ist, sagt Hilmar Pfister, Sprecher des Handelsverbands Baden-Württemberg. „Wir stehen nicht vor einer Versorgungskrise“, beruhigt er. Es sei nicht so, dass es von jetzt auf gleich nichts mehr zu kaufen gebe. Und dennoch: Die Regale, in denen normalerweise Nudeln, Konserven oder Klopapier stehen, sind häufig leer. „Ich bekomme nicht alles, was ich möchte“, sagt eine Kundin aus Kornwestheim. Gerade die gängigen Lebensmittel wie Mehl, Nudeln, Trockenhefe, Tomatenkonserven und passierte Tomaten suche sie oft vergebens. Eine Kundin aus Möglingen berichtet, dass sie derzeit schwierig an laktosefreie Produkte komme. „Zumindest die haltbaren sind oft weg“, sagt sie. Die frischen Produkte vertrage sie nicht so gut.

Wie kommt es also zu den leeren Regalen, obwohl keine Knappheit bestehe? „Der Einzelhandel hat jetzt logistische Herausforderungen zu bewältigen“, so Hilmar Pfister. Der Nachschub komme häufig nicht rechtzeitig – nicht, weil es keine Produkte mehr gibt, sondern weil die Kunden von mancher Ware mehr kaufen als normalerweise. Außerdem sei es nicht so, dass große Lkw ihre Ladung bringen und diese dann sofort in den Regalen des Supermarktes stehen. „Zuerst muss kommissioniert werden“, so Pfister. Die Ware wird entgegengenommen, gezählt, ausgezeichnet und ins Warensystem übernommen, bevor sie in die Regale eingeräumt werden kann.

„Durch den großen Andrang kommen die Mitarbeiter kaum noch nach“, sagt Pfister. Normalerweise würden die Regale zwischendurch eingeräumt. Weil manche Menschen jedoch bestimmte Produkte jetzt viel häufiger und mehr kaufen, kann nicht schnell genug nachgefüllt werden. „Es ist auch eine personelle Herausforderung für den Handel“, so Pfister. Denn es seien nicht plötzlich 20 Mitarbeiter mehr eingestellt worden. Die gleiche Anzahl an Mitarbeitern müsse die enorme Nachfrage bedienen. Doch die Märkte seien auf der Suche nach Helfern, zum Teil auch Menschen, die zurzeit nicht arbeiten können, weil andere Geschäfte geschlossen sind.

„Ich habe Hochachtung vor den Mitarbeitern im Einzelhandel“, sagt ein Kunde nach seinem Einkauf in Freiberg. Diese seien aktuell besonders gefährdet. Wie andere Kunden begrüßt auch er die Sicherheitsmaßnahmen, die die Läden ergriffen haben, um ihre Mitarbeiter zu schützen. Plexiglas vor den Kassen, Kleber auf dem Boden, damit der Sicherheitsabstand eingehalten wird. „Ich finde das einfach mega“, sagt die Kundin aus Möglingen. Ihrer Meinung nach hätten diese Sicherheitsmaßnahmen viel schneller eingeführt werden sollen.

Von den Kunden erwarte der Handelsverband, dass sie „vernünftig und mitdenkend einkaufen“, so Pfister. Das heißt, auch an andere zu denken und nicht alles für sich selbst zu hamstern. Einige Kunden haben bereits ihr Einkaufsverhalten geändert. „Ich versuche, nur noch zweimal in der Woche einkaufen zu gehen“, sagt eine Kundin. Normalerweise gehe sie jeden zweiten Tag in den Supermarkt, um das zu kaufen, auf das die Familie Lust habe. „Jetzt planen wir ein bisschen mehr“, sagt sie. „Ich überlege mir jetzt viel genauer, was ich wirklich brauche“, erläutert der Freiberger.

Beim Bezahlen achte er nun darauf, alles mit Karten zu bezahlen, um den Kontakt mit den Kassierern zu minimieren. „Kleinbeträge kann man ja mittlerweile kontaktlos und ohne Pin bezahlen, das ist jetzt praktisch“, sagt eine Kundin. Die Kundin aus Kornwestheim erzählt, dass sie weiterhin mit Bargeld bezahle. Da sie nur ein begrenztes Budget zum Einkaufen habe, könne sie so den besseren Überblick bewahren. „Ich würde das wegen Corona auch nicht ändern, wenn ich könnte“, sagt sie. Ihrer Meinung nach müsste das ja sonst auch bei Magen-Darm-Wellen und Erkältungen so gemacht werden.

Vereinzelt kommt es auch im Kreis Ludwigsburg vor, dass Läden nur eine begrenzte Zahl an Kunden ins Gebäude lassen. „Meinem Freund ist das am Montagnachmittag in Markgröningen passiert“, erzählt eine junge Frau. Vor dem Laden habe sich eine längere Schlange gebildet, ihr Partner sei wieder gegangen. „So dringend war der Einkauf nicht.“ In wie vielen Läden es bereits eine Einlassbeschränkung gibt, kann der Handelsverband nicht sagen. Dass es vorkommt, sei aber nicht verwunderlich, so Pfister. Es sei Teil der Hygienevorschriften des Landes, dass der Zutritt begrenzt wird, sollte der Mindestabstand von 1,5 Metern nicht gewährleistet werden können.

Entscheiden, ob er den Zutritt beschränkt, müsse jeder Markt selbst. „Ich finde das super“, sagt die Möglingerin. Sie hat es bisher noch nicht erlebt, dass sie vor dem Supermarkt auf Einlass warten musste, aber würde eine Beschränkung begrüßen. „Die meisten Kunden sind einfach noch nicht aufgewacht und gehen sehr nah an mir vorbei – echt schlimm.“