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Handel mit Rauschgift blüht

In den drei Verfahren geht es um riesige Mengen von Drogen. Foto: Christian Charisius/dpa
In den drei Verfahren geht es um riesige Mengen von Drogen. Foto: Christian Charisius/dpa
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Die Ausschreitungen am Wochenende in Stuttgart eskalierten, als Polizisten ein Drogendelikt überprüfen wollten. In den Kreisen Ludwigsburg und Böblingen steigt die Rauschgiftkriminalität seit Jahren an.

Kreis Ludwigsburg. Nach mehrwöchigen Ermittlungen schlägt die Ludwigsburger Kriminalpolizei am vergangenen Dienstag zu und beschlagnahmt mehr als ein Kilogramm Kokain. Den Straßenwert des Stoffs schätzen Experten auf bis zu 100.000 Euro. Im Fokus der Ermittler stehen zwei Männer aus dem Großraum Herrenberg und ein Stuttgarter. Zum Zugriff kommt es, als einer der Verdächtigen das Kokain aus seinem Versteck holen will, heißt es in einer Mitteilung. Durchsuchungen fördern noch mehr Rauschgift zutage. Dazu Bargeld und eine Schreckschusswaffe. Seit Mittwoch sitzen die Männer in Untersuchungshaft.

Drogendelikte mit Cannabis, Kokain oder Amphetamin halten die Beamten des Ludwigsburger Polizeipräsidiums seit langem auf Trab. „Die Rauschgiftkriminalität stieg auch 2019 dem Trend der vergangenen Jahre folgend weiterhin an“, sagte der Polizeipräsident Burkhard Metzger bei der Vorlage der Kriminalstatistik – und zwar um 85 auf 3466 erfasste Fälle. Das entspricht einem Plus von 2,5 Prozent. Was die Landkreise Ludwigsburg und Böblingen, für die Metzgers Präsidium zuständig ist, gemeinsam haben: einen Zuwachs der Besitz- und Erwerbsstraftaten. Immerhin zeigen die Fallzahlen nach Angaben der Beamten bei den Handels- und Schmuggeldelikten in Ludwigsburg aber nach unten. Hinzu kommt, dass die Zahl der Drogentoten im Kreis unverändert bleibt. Sie liegt bei sechs Menschen.

Besonders herausfordernd sind für die Polizisten offenbar die Delikte des qualifizierten Rauschgifthandels. Davon sprechen Fachleute, wenn es sich um Drogen in „nicht geringer“ Menge handelt, der Täter Bandenmitglied ist oder es um organisiertes Verbrechen geht. „Diese Delikte sind der Hol-Kriminalität zuzuschreiben“, sagt Metzger. „Die Ermittlungen sind sehr vielschichtig und mit einem hohen Zeit- und Personalaufwand verbunden.“ Die Sachbearbeitung erfolge häufig in Ermittlungsgruppen.

Zu den 92 Fällen, die die Polizei 2019 zählte, konnten 112 Tatverdächtige ermittelt werden. Der Anteil der Ausländer liegt bei fast 50 Prozent. An der Spitze befinden sich laut des Ludwigsburger Polizeipräsidiums Menschen aus der Türkei (7), Syrien (6) und Italien (5), gefolgt von Rumänien, Serbien und Afghanistan (je 4).

Insgesamt ermittelten die Beamten für die 3466 Rauschgiftfälle 2750 Tatverdächtige (Plus 171 oder 6,6 Prozent). In den Altersgruppen seien allerdings unterschiedliche Entwicklungen festzustellen: Bei Kindern und Erwachsenen war im vergangenen Jahr eine Zunahme zu verzeichnen, bei Jugendlichen und Heranwachsenden hingegen ein Rückgang. Der Anteil ausländischer Tatverdächtiger lag im Jahr 2019 bei knapp 30 Prozent. Metzger kündigte bei der Vorlage der Kriminalstatistik an: „Wir werden die Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität weiter präventiv und repressiv forcieren.“

Die zuletzt oft geforderte Legalisierung von Cannabis lehnt die Ludwigsburger Polizei angesichts steigender Zahlen ab. Insbesondere im Straßenverkehr beeinflusse der Konsum das Reaktionsvermögen sowie Aufmerksamkeit und die Fähigkeit zum Ausführen von automatisierten Tätigkeiten.

Klar ist, dass die Aufklärungsquote bei Drogendelikten hoch ist. Sie liegt bei 90,5 Prozent. Doch die Dunkelziffer der nicht entdeckten Taten gilt als riesig.