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Heimstiftung will in großem Stil bauen

Erster Entwurf: In den beiden quer stehenden Gebäuden rechts oben will die Heimstiftung Pflegeplätze, Pflegewohnungen, klinische Nachsorge und Tagespflege unterbringen; in den fünf kleinen Gebäuden sollen betreute Seniorenwohnungen entstehen. Links a
Erster Entwurf: In den beiden quer stehenden Gebäuden rechts oben will die Heimstiftung Pflegeplätze, Pflegewohnungen, klinische Nachsorge und Tagespflege unterbringen; in den fünf kleinen Gebäuden sollen betreute Seniorenwohnungen entstehen. Links am Bildrand sind das Krankenhaus und der Waldorfkindergarten zu sehen.Visualisierung: Büro KMB
Die Evangelische Heimstiftung (EHS) hat erstmals öffentlich ihre Pläne für die „Residenz Marbach“ oberhalb des Krankenhauses vorgestellt. Dort könnten Dauer- und Kurzzeitpflegeplätze, eine Tagespflege sowie betreute Seniorenwohnungen entstehen.

Marbach. Die „Residenz“, so der Titel der Machbarkeitsstudie, wäre Teil des künftigen Gesundheitscampus, der nicht zuletzt das Ziel hat, das Ende des Marbacher Krankenhauses in seiner bisherigen Form zu kompensieren. Bislang ist allerdings die Planung des Pflegekomplexes mit insgesamt sieben Gebäudeteilen der einzige Baustein mit konkreten Formen; dass es im medizinischen Bereich keine erkennbaren Fortschritte gibt, war in der Sitzung des Marbacher Gemeinderats am Donnerstagabend Gegenstand heftiger Kritik..

Die Präsentation der EHS stieß dagegen überwiegend auf Wohlwollen. Laut Peter Hettig, Regionaldirektor Heilbronn der Heimstiftung, will die diakonische Einrichtung 30 Dauerpflegeplätze sowie 15 Kurzzeitpflegeplätze bauen. Dazu kommt das sogenannte Pflegewohnen. Laut Hettig leben die betagten Menschen in einer Wohnung, können aber mobile Dienste und vor allem einen Nachtservice in Anspruch nehmen. Insgesamt sind 32 solcher Wohnungen für ein bis zwei Personen vorgesehen. Hinzu kommen insgesamt 35 betreute Wohnungen, die in erster Linie für Menschen mit einem geringen Bedarf an Unterstützung ausgelegt sind. Sie werden laut Hettig nicht verkauft, sondern vermietet.

Ein im Landkreis bislang einmaliges Angebot werden schließlich zwölf Appartements für die sogenannte klinische Nachsorge sein. Sie sind als Übergang für Patienten gedacht, die aus dem Krankenhaus entlassen werden, sich aber noch nicht wieder selbstständig zu Hause versorgen können. Eine Tagespflege mit 15 Plätzen vervollständigt das Konzept.

Die EHS, die sich mit 145 Einrichtungen und mehr als 9000 Mitarbeitern selbst als „größten Anbieter von Pflege in Baden-Württemberg“ bezeichnet, sieht Marbach als interessanten Standort an. Im Landkreis betreibt die EHS bereits elf Einrichtungen, zum Beispiel das Walter und Emilie Räuchle-Stift in Poppenweiler oder das Haus am Remsufer in Remseck.

Für die Architektur verantwortlich zeichnet das Ludwigsburger Büro KMB, das die verschiedenen Angebote und Dienstleistungen in zwei großen Gebäuden konzentriert, die nordwestlich und oberhalb des bestehenden Krankenhauses mit Blickrichtung Altstadt angeordnet sind. Darin werden laut Architekt Michael Kerker die Pflegeplätze und -wohnungen sowie die klinische Nachsorge und die Tagespflege untergebracht, während in fünf längs dazu stehenden Gebäuden die Seniorenwohnungen entstehen sollen. Kerker sprach von einer „sensationellen Aussichtslage“; man wolle einen „modernen Architekturanspruch“ umsetzen, mit viel Glas und Holzelementen arbeiten und damit eine transparente Wirkung erzielen.

Für diese Planung ernteten Heimstiftung und Architekt überwiegend Lob aus den Reihen der Gemeinderäte. Michael Herzog (Freie Wähler) sprach von einem „rundum schlüssigen Konzept“, Heike Breitenbücher (CDU) zeigte sich beeindruckt vom „guten Angebotsmix“ und Hendrik Lüdke versprach für die Gruppe Puls, „alles zu tun, damit Sie Ihr Konzept in Marbach verwirklichen können“.

Erklärter Wunsch der Stadträte ist es aber auch, dass der neue, große Anbieter nicht zur (übermächtigen) Konkurrenz für den bestehenden kleinen, nämlich das Seniorenstift Schillerhöhe, wird. Mit Blick auf den Personalmangel in der Pflege sagte Herzog explizit, es dürfe nicht zu „unfairen Abwerbeversuchen“ in Marbach kommen; in diesem Kontext nannte er auch die Diakoniestation. Sebastian Engelmann (Grüne) bezeichnete es als „Fehler“, die Leitung des Seniorenstifts nicht in die bisherigen Gespräche eingebunden zu haben; er lehnte als einziger Stadtrat das Konzept der EHS ab.

Von der Qualität des Entwurfs zeigte sich auch Ernst Morlock als Fraktionschef der SPD überzeugt; er könne ein positiver Beitrag zum Gesundheitscampus sein. Morlock, Herzog und Breitenbücher betonten aber auch, dass das seit Jahren im Raum stehende zweite Ärztehaus kommen und auch Kooperationspartner für die Pflegeeinrichtung sein müsse.

Ob die Pläne der EHS verwirklicht werden können, hängt nun nicht zuletzt an der Regionalen Kliniken-Holding (RKH), der das gesamte 4,2 Hektar große Areal rund um das Krankenhaus gehört; die Heimstiftung benötigt für ihr Vorhaben knapp 6800 Quadratmeter. Ein Bestandteil des Gemeinderatsbeschlusses vom Donnerstagabend war, nun den Bebauungsplan abgestimmt auf das EHS-Konzept anzupassen. Die bislang bestehende Verknüpfung mit dem Bau des zweiten Ärztehauses wurde aber gelöst.