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Heizpilze: Am Mittwoch entscheidet der Gemeinderat

Im Sommer konnten die Gastronomen ihre Außenfläche vergrößern und so die reduzierten Plätze im Inneren etwas kompensieren. Doch im Winter wird es unter freiem Himmel schnell kalt. Deshalb wollen Wirte Zelte oder Heizpilze aufstellen.Archivfoto: Ramon
Im Sommer konnten die Gastronomen ihre Außenfläche vergrößern und so die reduzierten Plätze im Inneren etwas kompensieren. Doch im Winter wird es unter freiem Himmel schnell kalt. Deshalb wollen Wirte Zelte oder Heizpilze aufstellen. Foto: Ramona Theiss
In der nächsten Sitzung des Gemeinderats wird besprochen, ob Gastronomen in den Wintermonaten Heizpilze oder Zelte aufstellen dürfen. Die Diskussion könnte in eine neue Richtung gehen, da der Bund nun Wirte bei der Anschaffung von Zelten und Heizstrahlern unterstützen möchte.

Ludwigsburg. Die Ludwigsburger Kommunalpolitik lässt sich Zeit mit ihrer Entscheidung, ob Gastronomen in den kommenden kalten Tagen Zelte und Heizpilze aufstellen dürfen. Andere Städte sind da schneller: In Stuttgart dürfen Heizpilze bereits seit Anfang Oktober wieder genutzt werden, auch Heilbronn, Pforzheim und Karlsruhe machen eine Ausnahme vom Verbot der gasbetriebenen Strahler. Heidelberg hingegen hat sich bereits gegen Heizpilze entschieden. Auch Zelte über den Außenflächen sind in einigen Städten erlaubt.

Stadtverwaltung weicht nicht von ihrem Vorschlag ab

Wie das Bundeswirtschaftsministerium am Montag auf Anfrage mitteilte, soll beim Programm ÜberbrückungshilfeII des Bundes auch speziell die Außengastronomie im Winter unterstützt werden. „Deshalb fördern wir mit der ÜberbrückungshilfeII künftig auch Maßnahmen zur temporären Verlagerung des Geschäftsbetriebs in die Außenbereiche“, so die Behörde. Antragsberechtigt sind kleine und mittelständische Unternehmen mit einem Umsatzeinbruch von mindestens 30Prozent. Die maximale Förderung im Monat beträgt 50000Euro, insgesamt maximal 200000Euro. Das Wirtschaftsministerium bezuschusst damit auch die Anschaffung von zum Beispiel Außenzelten und Wärmestrahlern.

Ein Grund für die Stadtverwaltung, ihren Beschlussvorschlag für die Sitzung des Gemeinderats am Mittwoch zu überdenken? Schließlich steht darin, dass Zelte und Pavillons in Ludwigsburg verboten sind – „aus Gründen des Infektionsschutzes“. Heizsysteme sollen zwar erlaubt werden, aber keine gasbetriebenen. Die Grünen-Fraktion im Gemeinderat möchte alle Heizstrahler verbieten, die FDP hatte einen Antrag gestellt, auch die gasbetriebenen in diesem Jahr ausnahmsweise zu erlauben, um die Gastronomen zu unterstützen. Wie der Gemeinderat am Mittwoch entscheiden wird, ist noch unklar. Beim Wirtschaftsausschuss vergangene Woche herrschte große Uneinigkeit – auch innerhalb der Fraktionen –, weshalb die Entscheidung vertagt wurde. Die Stadtverwaltung teilte auf Nachfrage mit, dass die Förderung des Bundes sicherlich ein Thema in den Beratungen sein wird. Jedoch: „Die Verwaltung beabsichtigt bisher nicht, von den bisherigen Überlegungen abzuweichen.“

Genau das würden sich einige Gastronomen aber wünschen: Adriano und Francesco Moro vom Restaurant „La Signora Moro“ würden am liebsten ein Zelt aufstellen. „Damit wäre uns am meisten geholfen“, sagt Adriano Moro. Die beste Möglichkeit sei ein Festivalzelt. Elektrische Heizstrahler haben sie schon an ihren Sonnenschirmen montiert, gasbetriebene Heizpilze stehen im Keller. „Die bringen aber nur etwas für einen Tisch, nicht für die gesamte Fläche“, so Moro. Drinnen hat das Restaurant wegen der Abstandsregeln 30Plätze verloren. Mit einem Zelt könne dieses Defizit zumindest ein bisschen aufgefangen werden. „Ich würde es nicht verstehen, wenn es abgelehnt werden würde“, so Moro. Ein Zelt über dem Außenbereich seines Restaurants wünscht sich auch Prodan Ilie. „Wok on Fire“ habe im Inneren ebenso einige Plätze verloren.

Peter Buhl vom Restaurant „Post Cantz“ ist der Meinung, dass Heizpilze für Lokale sinnvoll sind, bei denen hauptsächlich kleine Speisen und Getränke angeboten werden. „Wir sind ein Speiserestaurant, im Winter würde draußen das Essen zu schnell kalt werden“, sagt er. Deshalb bewirtet er seine Gäste an kalten Tagen lieber drinnen. „Durch die eingebaute Lüftung ist man drinnen auch besser geschützt als in einem Zelt.“

Die „Feinkost Galeria“ in der Körnerstraße hatte schon vor längerem Heizpilze bestellt, erzählt Serpil Gregorio. Doch als klar war, dass diese in Ludwigsburg wohl nicht genehmigt werden, haben sie sie wieder zurückgeschickt. „Das ging zum Glück“, so Gregorio. Der nächste Schritt sei gewesen, einen Elektriker kommen zu lassen. Doch Kabel nach draußen zu verlegen für Heizsysteme mit Infrarot sei bei ihnen „ein Ding der Unmöglichkeit“. Deshalb habe man jetzt entschieden, sich verstärkt auf das Essen zum Mitnehmen zu konzentrieren. Beim Thema Heizpilze sei die Familie hin- und hergerissen: „Natürlich ist uns die Umwelt wichtig. Aber wir müssen halt auch an unser Einkommen denken.“