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Helene-Lange-Gymnasium zwischen Bedauern und Befreiung

Ab Fasching ohne Schulleiterin: Das Helene-Lange-Gymnasium, bekannt für sein musisch-künstlerisches Profil, das im ehemaligen Markgröninger Schloss untergebracht ist. Archivfoto: Benjamin Stollenberg
Ab Fasching ohne Schulleiterin: Das Helene-Lange-Gymnasium, bekannt für sein musisch-künstlerisches Profil, das im ehemaligen Markgröninger Schloss untergebracht ist. Foto: Benjamin Stollenberg
Schulleiterin Regina Göldner verlässt das Helene-Lange-Gymnasium in Markgröningen mitten im laufenden Schuljahr. Eltern und Schüler bedauern den Schritt. Aber das ist nur eine Seite der Medaille.

Markgröningen. Wenn in zweieinhalb Wochen die Faschingsferien in Baden-Württemberg beginnen, gehen für Regina Göldner gut drei Jahre an der Spitze des Helene-Lange-Gymnasiums (HLG) zu Ende. Ihre Entscheidung, das Aufbaugymnasium mit dem musisch-künstlerischen Profil zu verlassen, das Schüler aus dem ganzen Landkreis und darüber hinaus aufnimmt, hat sie der Schulgemeinschaft längst mitgeteilt (wir berichteten). Ihre Gründe sind offiziell privater Natur. Ihr Mann lässt sich versetzen und die Pädagogin, Fächer Deutsch und Französisch, will mit ihm gehen. Nach Informationen unserer Zeitung hat die Beamtin zudem darum gebeten, aus dem Landesdienst befreit zu werden.

145 Unterschriften gesammelt

Es gibt Teile der Schulgemeinschaft, die Göldners Schritt bedauern – der Elternbeirat des HLG um den Vorsitzenden Güner Ötzel und die Stellvertreterin Gabriele Radeke gehören dazu oder die Schülersprecher Karlo Winter und Johanna Friedrich. Solidarität bekunden auch die Schulleiter der übrigen Markgröninger Schulen. „Frau Göldner hat aus unserer Sicht in den vergangenen drei Jahren, seitdem sie das HLG als Rektorin leitet, die Schule mit viel Fingerspitzengefühl durch eine bekanntermaßen schwierige Zeit gelotst“, schreiben Ötzel und Radeke unserer Zeitung.

Die Schülersprecher Winter und Friedrich attestieren ihrer Noch-Rektorin in einer Mail, dass sie „für unsere Anliegen stets ein offenes Ohr gehabt“ habe. Winter weiter: „Rückmeldungen zeigen uns außerdem, dass Frau Göldner ein gutes Miteinander schuf und für ein Klima, in dem sich alle wohlfühlen konnten, sorgte.“ Dazu passt auch ein Brief, den 145 ehemalige und aktuelle Schüler unterzeichnet haben. Darin loben sie Göldners „persönliche, freundliche und offene Art, die den Schulalltag erleichtert und verbessert“ habe.

Tischtuch war zerschnitten

Sie reagieren damit auf Recherchen und einen Artikel in unserer Zeitung „Abschied mit fadem Beigeschmack“, der vor einer Woche erschienen ist – und wonach die Anmerkungen der Eltern und Schülersprecher offenbar nur ein Teil der Wahrheit sind. Menschen, die das Helene-Lange-Gymnasium bestens kennen, erzählen unter dem Siegel der Verschwiegenheit, dass sie über Göldners Abgang in erster Linie erleichtert und befreit sind – und dass das Tischtuch zerschnitten gewesen sei. Sie werfen der Noch-Schulleiterin vor, dass es ihr schwergefallen sei, sich an Absprachen zu halten. Im Alltag und bei besonderen Anlässen hätten sie Göldner immer wieder als fahrig und schlecht vorbereitet erlebt. Das habe dazu geführt, dass sie am Ende kaum noch ihr Büro im früheren Markgröninger Schloss verlassen habe.

Auf der Verbandsversammlung vor Weihnachten, an der immer auch der Landkreis und die Stadt Markgröningen als Schulträger teilnehmen und auf der die großen Linien des HLG besprochen werden, war Göldner schon nicht mehr anwesend. Anrufe und eine E-Mail unserer Zeitung mit der Bitte um Stellungnahme ließ sie ebenfalls unbeantwortet. Auch die Schülersprecher zeigen kein Interesse an einem Gespräch.

Derweil stößt bei Fachleuten auf Unverständnis, dass Göldner das HLG mitten im Schuljahr verlässt und unter anderem ihre Abiturienten kurz vor den Prüfungen im Stich lässt. „Das habe ich in meiner Laufbahn so noch nicht erlebt“, sagt ein Insider.

Schwierige Aufgabe

Die Aufgabe, das Gymnasium in ruhigeres Fahrwasser zu manövrieren, geht nun an Göldners Stellvertreterin Anke Kollmar. Sie soll die Schule erst einmal kommissarisch führen. Für eine dauerhafte Lösung ist das Regierungspräsidium zuständig.