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Hochzeit der Einbrecher beginnt

Über eine Terrrassentür wollte jemand in eine Wohnhaus in der Gschwister-Scholl-Straße eindringen. Symbolfoto: dpa
Über eine Terrrassentür wollte jemand in eine Wohnhaus in der Gschwister-Scholl-Straße eindringen. Symbol Foto: dpa
Wenn die Uhren zurückgestellt sind, beginnt wieder die Hochzeit der Einbrecher. Früh, lange vor Feierabend wird es jetzt dunkel. Wer dann von der Arbeit nach Hause kommt, erlebt manchmal eine böse Überraschung. Sie hatten ungebetene Gäste.

Ludwigsburg. Die Terrassentür ist aufgehebelt, Schubladen sind durchwühlt, in den Zimmern herrscht Chaos. „Die Beute von Einbrechern sind Dinge, die sie auf die Schnelle wieder loswerden können“, sagt Kriminalhauptkommissarin Andrea Glück von der Polizei Ludwigsburg. Geld, Schmuck und Münzen also. Sachen, für die sie keinen Käufer suchen müssen und die sie auf der Flucht zur Not auch mal aus dem Autofenster werfen können.

Der Täterkreis ist schwer einzugrenzen. Gelegenheitsdiebe sind ebenso unterwegs wie organisierte Banden. Und die Tatorte scheinen meist zufällig gewählt. „Es gibt keine speziellen Brennpunkte“, meint Glück bei einem Informationstag. Die einen Täter würden schnelle Fluchtwege schätzen, andere die Anonymität von Wohngebieten, wo die Gärten neben der Dunkelheit Sichtschutz bieten.

Hohe Hecken zum Beispiel können nicht nur vor neugierigen Blicken der Nachbarn schützen, sondern Verbrechern auch Deckung geben. Gartentische und Mülltonnen künnen zu perfekten Kletterhilfen werden, um auch im ersten Stock einzudringen. Gekippte Fenster sind für Einbrecher so gut wie offen. Rollläden werden nicht etwa hochgeschoben, sondern einfach aus den Führungsschienen herausgezogen.

Oft bekommt die Polizistin zu hören, „bei mir ist doch eh‘ nichts zu holen“. Ihre Antwort: „Das sieht man dem Haus aber nicht an.“ Jede verlassen scheinende Wohnung sei zwielichtigen Gestalten immer einen Versuch wert und lohnend, sei es nur die Spardose.

Ein 58-Jähriger aus Vaihingen bewohnt eine Erdgeschosswohnung. Die Fenster sind nicht mehr die jüngsten. Von der Polizei will er wissen, wie die aufgerüstet oder gewechselt werden können. Bei Nachbarn und Freunden wurde schon eingebrochen, er selbst sei bislang verschont geblieben. Er will sich aber wappnen, damit es nicht doch noch passiert.

„Seit ich alleine lebe, wache ich schon beim kleinsten Geräusch auf“, klagt eine Witwe aus Poppenweiler. Sie hat Angst, dass eines Nachts ein Maskierter neben ihr am Bett steht. „Das kommt Gott sei Dank selten vor“, beruhigt Glück. Einbrecher würden die Konfrontation meiden. Sie rät allerdings, nicht den Helden zu spielen, sondern nur auf sich aufmerksam zu machen. Licht an und rufen, aber nicht versuchen, die Einbrecher zu stellen.

Viel schlimmer als der Schaden, den die Diebe oft hinterlassen, sind psychische Traumata, die einen lange verfolgen können. Im Hinterkopf bleibt immer hängen, dass jemand Wildfremdes in die Privatsphäre eingedrungen ist.

Das Referat „Prävention“ der Polizei Ludwigsburg berät deshalb bei Hausbesuchen. Vor Ort werden dann Sicherheitslücken gesucht und geeignete Maßnahmen zum Einbruchschutz besprochen. Unter (07141) 188001 oder www.ludwigsburg.pp.praevention@polizei.bwl.de können Termine vereinbart werden. Es kostet nur rund eine Stunde Zeit. Dort kann auch der Ratgeber „Sicher Wohnen“ angefordert werden.