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Immer mehr Schnelltests möglich

Mehr Tempo bei den Impfungen wünscht sich Landrat Dietmar Allgaier. Archivfoto: Sven Hoppe/dpa
Mehr Tempo bei den Impfungen wünscht sich Landrat Dietmar Allgaier. Foto: Sven Hoppe/dpa
Corona und kein Ende: Wie kommt man im Kreis mit den Impfungen voran, wie sieht die Infrastruktur für die Schnelltests aus, wie entwickelt sich die Sieben-Tage-Inzidenz? Landrat Dietmar Allgaier, sein Stellvertreter Jürgen Vogt und Gesundheitsdezernentin Karlin Stark informierten am Freitag bei einer Pressekonferenz.

Kreis Ludwigsburg. Wie ist die Situation in den beiden Kreisimpfzentren?

Wegen des Mangels an Impfstoff arbeiten auch die beiden Kreisimpfzentren (KIZ) in Ludwigsburg längst nicht an ihrer Kapazitätsgrenze. 2500 Menschen könnten in der Grönerstraße täglich geimpft werden, tatsächlich werden etwa 700 Dosen verabreicht. Für Landrat Dietmar Allgaier ist diese Situation „sehr unbefriedigend“ und er könne die große Frustration vieler Bürger verstehen. „Das ist ein Stück weit ein Trauerspiel“ sagt Allgaier, der mit einem deutlichen Seitenhieb auf Gesundheitsminister Jens Spahn von der großen Politik fordert, Ankündigungen auch einzuhalten.

Seit Beginn der Impfungen wurden im Landkreis knapp 22 000 Dosen verimpft. In den KIZ waren es 8019 Dosen des Biontech-Impfstoffs und 6657 Dosen des Herstellers Astrazeneca. Die mobilen Impfteams, die vorwiegend in den Alten- und Pflegeheimen unterwegs waren, haben 7179 Dosen des Biontech-Vakzins verabreicht. Laut Landrat haben mittlerweile alle Heimbewohner die erste Impfung erhalten, die zweite Impfrunde soll Ende des Monats abgeschlossen sein.

Menschen, die impfberechtigt, aber nicht mobil sind, sollen vom 18. März an von mobilen Impfteams vor Ort versorgt werden. Laut Jürgen Vogt beginnt das „Pop-up-Impfen“ am kommenden Donnerstag in Remseck, es folgen zunächst Pleidelsheim und Großbottwar.

Wo sind im Landkreis Schnelltests möglich?

Solange das Impftempo schleppend bleibt, sind Schnelltests eine Möglichkeit, Infektionen zu entdecken und für sichere Kontakte zu sorgen. Deshalb will der Bund allen Bürgern die Möglichkeit bieten, sich einmal pro Woche auch ohne Symptome testen zu lassen. Viele Kommunen im Landkreis haben in den letzten Wochen eine entsprechende Infrastruktur aufgebaut, so dass Stand 12. März im Kreis 61 Schnellteststellen registriert sind; allein 20 in Ludwigsburg (siehe Karte oben). Die Übersicht ist auch auf der Startseite der Homepage www.landkreis-ludwigsburg.de im Kasten „Coronavirus“ zu finden und wird ständig aktualisiert. Der Landrat hofft, dass es technisch gelingt, über diese Karte auch Terminvereinbarungen treffen zu können.

Der Landkreis öffnet außerdem seine Drive-in-Teststelle an der MHP-Arena in Ludwigsburg nun auch für die Allgemeinheit. Montags bis samstags kann man sich dort zwischen 9.30 und 12 Uhr kostenlos testen lassen. Eine Terminvereinbarung ist aber erforderlich unter der Telefonnummer (07141) 14496100.

Für Gesundheitsdezernentin Dr. Karlin Stark sind die Schnelltests ein Baustein der Anti-Corona-Strategie. Dass es dabei auch immer wieder falsch positive Ergebnisse geben wird, nehme man in Kauf. Sie weist aber auch darauf hin, dass bei einem positiven Schnelltest-Ergebnis rasch ein PCR-Test folgen muss. Grundsätzlich sei es zu begrüßen, ergänzt Allgaier, wenn auch in den Betrieben getestet würde. Das Landratsamt geht ab der kommenden Woche mit gutem Beispiel voran und stellt seinen Mitarbeitern Selbsttests zur Verfügung.

Gibt es Aussicht auf weitere Lockerungen für den Einzelhandel?

Auch wenn die Coronaverordnung den Landkreisen einen gewissen Ermessensspielraum lässt – der zum Beispiel von den Landräten in Calw und Göppingen auch genutzt wurde –, so hat sich Dietmar Allgaier dagegen entschieden, im Landkreis Ludwigsburg weitergehende Lockerungen zuzulassen. Es gilt, dass bei einer Sieben-Tage-Inzidenz zwischen 50 und 100 „Click and collect“ beziehungsweise „Click and meet“ erlaubt ist. Zuletzt „dümpelte“ die Inzidenz im Kreis knapp unter 50, seit einigen Tagen steigt der Wert aber wieder an. „Wir wollten nicht Gefahr laufen, ab dem 8. März Öffnungen zu genehmigen und die Erlaubnis wenige Tage später zurücknehmen zu müssen“, so Allgaier mit Blick auf die steigenden Fallzahlen und den steigenden Inzidenzwert. „Ich habe bei den Öffnungsschritten sehr zur Vorsicht geraten“, sagt Karlin Stark, die nicht zuletzt wegen der immer stärkeren Ausbreitung der Virusmutanten wieder mit mehr Infektionen rechnet.

Wie ist der Landkreis hinsichtlich der neuen Virusmutationen aufgestellt?

Karlin Stark, die erst seit Februar Gesundheitsdezernentin des Landkreises ist und zuvor das Landesgesundheitsamt geleitet hat, lobt die Struktur zur Nachverfolgung von Kontaktpersonen, die hier aufgebaut wurde. Die Zahl der Mitarbeiter, die nichts anderes machen, als das Umfeld und die Kontakte von Infizierten anzurufen, aber auch die Einhaltung der Quarantäne zu überprüfen, werde nun voraussichtlich wieder erhöht. Und da nach Starks Vermutung die Mutante bald der Regelfall sein wird, sollten aus ihrer Sicht dann auch die dafür geltenden strengeren Quarantänebestimmungen zum Regelfall werden. Dafür sei allerdings eine landeseinheitliche Regelung anzustreben, „wir senden entsprechende Impulse in Richtung Sozialministerium“, ergänzt der Landrat.

Die Schüler sollen nach und nach in den Präsenzunterricht zurückkehren. Verträgt sich das mit steigenden Fallzahlen?

Karlin Stark hat nach eigener Aussage schon immer dafür plädiert, Schulen und Kitas früh zu öffnen. „In den Entwicklungsphasen von Kindern gibt es Fenster, die sich irgendwann wieder schließen“, weist die Gesundheitsdezernentin auf möglicherweise geringere Bildungschancen hin. Letztlich sei es ein Abwägungsprozess, aber „in der augenblicklichen Situation würde ich die Schulen offen lassen“. Auch wenn durch die Virusmutationen die Inzidenzen bei den unter 15-Jährigen mittlerweile gestiegen sind.