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In Ludwigsburg geht eine Ära zu Ende: Was wird aus dem Blüba-Bähnle?

Marta und Wolfgang Marx mit einer Diesellok im Lokschuppen. Fotos: Ramona Theiss
Marta und Wolfgang Marx mit einer Diesellok im Lokschuppen. Foto: Ramona Theiss
Blick in die Schaltzentrale.
Blick in die Schaltzentrale.
Hier stehen all die Schätze.
Hier stehen all die Schätze.
Wenn die diesjährige Saison im Blühenden Barock zu Ende geht, dann verabschieden sich auch Wolfgang und Marta Marx. Über zwei Jahrzehnte haben sie das Bähnle im Märchengarten betrieben. Diese Saison soll ihre letzte sein. Ob es weitergeht, steht noch nicht fest.

Ludwigsburg. „Wir gehen beide auf die 70 zu. Irgendwann muss Schluss sein“, sagt Marta Marx.

Bis zu seiner Pensionierung war Wolfgang Marx ein echter Lokführer. „Er ist ein begeisterter Eisenbahner“, sagt seine Frau. Kein Wunder, dass er seine Leidenschaft zum Beruf gemacht hat. Auch in der Freizeit dreht sich bei ihm vieles um die Schiene, und als Wolfgang Marx in den 80er Jahren in Mühlacker eine zugfähige Kleinanlage gesehen hatte, war klar, dass er so etwas auch haben möchte. „Wir haben einen relativ großen Garten, da dachten wir, dass das was für uns wäre.“ Aber so eine Anlage ist relativ teuer. Deshalb wurde es eine Anlage, eine sogenannte Junior-Bahn, die man auf Festen aufbauen kann. Vieles hat Wolfgang Marx selbst gebaut. „14 Jahre lang waren wir damit fast jedes Wochenende unterwegs.“ Niemals hätten sie sich vorstellen können, dass das so gut läuft.

Ob Stammgäste oder Touristen: Seit 20 Jahren sind sie Lokführer für ihre Gäste

Doch das ständige Auf- und Abbauen ist anstrengend. Darum hatten die beiden etwas Dauerhaftes gesucht. „Im Blüba hat sich das so ergeben.“ 2001 war ihre erste Saison. Zehn Jahre später hatten sie schon eine Million Fahrgäste transportiert. Es sind nicht nur Kinder, die mit den Dieselloks oder den Dampfloks ihre Runden ziehen. Manchmal überwiegt auf den kleinen Bänken sogar der Anteil der Erwachsenen. „Wir haben Stammgäste, die rufen extra an und fragen, welche Lok am Wochenende fährt“, erzählt Marta Marx. Denn die Dampfloks fahren nur sonn- und feiertags, vorausgesetzt, es regnet nicht. Zu aufwendig wäre das Trocknen und Putzen, damit die Lok nicht rostet. Die Dieselloks werden unter der Woche eingesetzt.

„Für Kinder ist das toll, da bewegt sich was, aber es ist nicht schnell oder laut.“ Gerne wird den Kindern eine Fünfer-Karte gekauft. „Dann gehen die Eltern so lange in den Biergarten.“

„Es macht so viel Freude!“

17 Mitarbeiter gehören zum Betrieb, alles geringfügig Beschäftigte. An Feiertagen sind bis zu acht Mitarbeiter im Einsatz. Vorne an der Lok darf aber nur sitzen, wer eine kleine Prüfung abgelegt hat. Das sei zwar keine Vorschrift, „aber uns ist das wichtig, da geht es um Sicherheit!“

Das Bähnle gehört zum Märchengarten wie der sprechende Mülldrache oder die Geschichten von Max und Moritz. Eltern, die heute mit ihren Kindern kommen, sind früher selbst schon mit dem Bähnle gefahren. Manche haben sogar Fotos von damals dabei. „Es macht so viel Freude“, sagt Marta Marx. „Wenn die Kinderaugen strahlen, ist das für uns das Schönste!“ Die Begeisterung für die Bahn hat bei den Blüba-Besuchern nicht nachgelassen. Ganz im Gegenteil. „Es fahren immer mehr Leute mit.“

Und jetzt soll wirklich Schluss sein? „Ja, wir sind in einem Alter, da kommen wir an unsere Grenzen“, sagt Marta Marx. Sie selbst habe über die Jahre fast im Blüba gewohnt. Zwei freie Tage pro Woche habe sie sich gegönnt, Urlaub war nur möglich, wenn die eigene Tochter und der Schwiegersohn einspringen konnten. Im letzten Jahr haben sogar die Enkel schon mitgeholfen. Sei es an der Kasse oder als Schaffner. „Unser Enkelsohn fängt jetzt eine Ausbildung bei der Bahn an.“

Im Winter ist Tüfteln und Pflege gefragt

Im Winter, wenn im Blühenden Barock der Publikumsverkehr ruht, müssen die Maschinen gewartet und die Anlage instand gesetzt werden. „Wenn es nach meinem Mann gehen würde, würde er nicht aufhören.“ Erst diesen Winter habe er drei neue Wagen zusammengebaut. „Er macht das aus Freude.“

Aber vielleicht gilt auch hier, dass man aufhören soll, wenn’s am schönsten ist. Und so lange man selbst die Dinge regeln kann. „Der Märchengarten ohne das Bähnle, das geht nicht!“, sagt Marta Marx. Aber noch ist offen, was mit der Anlage geschieht. „Es wäre schade, wenn wir die abbauen müssten.“ Zwei Mitarbeiter haben Interesse, die Anlage weiterzubetreiben. Aber da geht es nicht zuletzt auch um die finanziellen Mittel. Blüba-Direktor Volker Kugel zeigt sich zuversichtlich: „Es wird weitergehen, und vielleicht schaffen wir sogar einen nahtlosen Übergang.“ Marta und Wolfgang Marx würde wohl ein Stein vom Herzen fallen. Jetzt aber gönnen sie sich noch ein paar schöne Tage, bevor es im Blühenden Barock wieder rundgeht. Ihre letzte Saison wollen sie noch einmal genießen.

Im eigenen Garten in Horrheim steht übrigens bis heute noch keine Junior-Bahn.