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Inklusion: Diese Menschen und Aktionen machen Mut

Markus Manthey (links) und Gabriele Sponner von Theater inklusiv im Gespräch mit Moderator Florian Sitzmann. Foto: Holm Wolschendorf
Markus Manthey (links) und Gabriele Sponner von Theater inklusiv im Gespräch mit Moderator Florian Sitzmann. Foto: Holm Wolschendorf
Auch wenn die Corona-Pandemie die Menschen trennt, geht zusammen viel: Das bewies die lange Nacht der Inklusion, die wie im Vorjahr als Online-Veranstaltung erlebbar war. In vier Stunden wurden Menschen und Aktionen vorgestellt, die Mut machen.

Ludwigsburg. Mit Handicap ist ebenfalls vieles möglich, das bewies der vom Verein Tragwerk für Chancengleichheit und vom Scala realisierte Abend, der von Videoeinspielungen, Live-Gesprächen sowie Abstechern in die Friedenskirche mit einer von Orgelmusik umrahmten Lichtinstallation zum Abschluss geprägt war. „Viele Menschen in der Stadt arbeiten an der Inklusion“, sagte Ludwigsburgs Oberbürgermeister Matthias Knecht zum Auftakt. Und damit auch jeder in der Stadt dazu gehört und teilhaben könnten, müssten Barrieren angebaut werden.

Landrat Dietmar Allgaier machte deutlich, dass die Corona-Pandemie gerade auch für Menschen mit Beeinträchtigungen eine besondere Herausforderung darstelle. Als Signal, dass es der Landkreis mit seinem Einsatz für die Inklusion ernst nimmt, bezeichnete er die Einrichtung einer hauptamtlichen Stelle der Behindertenbeauftragten. Seit 1. April ist Claudia Lychacz als Nachfolgerin von Dr. Eckart Bohn, der diese Aufgabe ehrenamtlich ausübte, tätig. Nach über fünf Jahren sei ein Stabwechsel angebracht, sagte Bohn und wünschte Lychacz eine erfolgreiche Arbeit. Ihr selbst ernanntes Ziel: Dass Inklusion kein Fremdwort mehr und als Menschenrecht selbstverständlich ist.

Den Abend moderierte der Behindertensportler und Buchautor Florian Sitzmann, der bei einem Motorradunfall beide Beine verlor und seither mit ungebrochenen Willen dem Leben wieder Beine macht. Er stellte ganz unterschiedliche Menschen vor, beispielsweise den Choreographen Pascal Sangl, der mit Akteuren des Tanzensembles Zartbitter der Tanz- und Theaterwerkstatt pandemiebedingt rein virtuell trainiert. Wie das funktioniert war ebenso zu erleben wie die Rolli-Tour durch Ludwigsburg mit Fabian und Philipp. „Das war ganz schön anstrengend“, meinte Fußgänger Philipp der fürs Video erstmals im Rollstuhl unterwegs war.

Und dann war da noch die Stuttgarter Paralympics-Biathletin und Medaillengewinnern Anja Wicker, die gerade vom Training in den italienischen Alpen kam. Vorgestellt wurde überdies das Ludwigsburger Theater inklusiv am Kunstzentrum Karlskaserne. Regisseurin Gabriele Sponner und Darsteller Markus Manthey informierten über eine Arbeit, die Grenzen sprengt. Ob Klassiker oder Krimi, ausgenommen ist da keiner. Anrührend auch der Videobeitrag über eine musikalische Kooperation zwischen der Schule am Favoritepark und der Gemeinschaftsschule Ludwigsburg unter der Schirmherrschaft von Musikprofessor Siegfried Bauer: Mit der allen Menschen einen Zugang zur Musik bietenden Veeh-Harfe und der klassischen Hakenharfe wird Inklusion zum Klingen gebracht.

Instagram-Star Hülya Marquardt lebt ohne Beine und hilft Berührungsängste abbauen. Im Interview mit Silke Rapp vom Verein Tragwerk machte sie deutlich: „Wir sind alle okay, so wie wir sind“. Vorgestellt wurde auch ein Kunstprojekt aus Vaihingen/Mühlacker mit Paradiesfischen aus Holz, es gab einen Streifzug durch eine Ausstellung in der Friedenskirche, einen Einblick in die Gebärdensprache und pantomimisch wurde die Isolation überwunden.

Auch musikalisch war die lange Nacht der Inklusion aus dem Ludwigsburger Scala ein Erlebnis. Der Sound von Trommelmusikern aus Gambia faszinierte ebenso wie das Projekt „Einfach Singen“ aus Sachsenheim, das auch die Internetgemeinde eng zusammenschweißte. Eine Kostprobe ihres Könnens gab außerdem die britische Sängerin und Gitarristin Beth Munroe.