„Hym“ wird getragen von einer wavigen Bassfigur und entwickelt eine nervöse, post-rockige Punk-Jazz-Energie. Mit einer an diesem Abend „1.4.0. Radio Moskau“ genannten Kollektivimprovisation gestatten sie einen überraschenden Blick auf ihren Background: Obwohl die Musik von Yosai zumindest in groben Zügen durch Elemente des Pop und Rock organisiert wird, liegt ihr frühster gemeinsamer Nenner im Feld der improvisierten Musik, was mit dieser Collage aus Geräuschen im Sinne der Musique concrète offenkundig wird: Aus Kratzen, Schaben, Rauschen, Klingeln modellieren sie ein Szenario anschwellender Intensität, Schorndanner spielt mit Doppler-Effekten, vorbeihuschenden Fliegen oder Automobilen gleich.
Vielfach grundiert Americana Narrs Stilistik, manchmal ist ihre Phrasierung ganz nah an Country und Western dran, etwa in „Gedankenwanderung“, das sie wie das Solo-Stück „Fargo“ selbst geschrieben hat. Durchweg erweist sie sich als so experimentelle wie kreative Gitarristin, setzt neben ihren Pedaleffekten auch Bogen, E-Bow und andere Hilfsmittel ein, um gespenstische Luftzugklänge und sinistre Feedback-Drones zu erzeugen. Ein Drumsolo mit gestrichenen Becken und Trommelrändern zeigt, dass Litschko ihr in keiner Weise nachsteht. Jazzrock, noch einmal anders.
Wie eine Sound-Wolke verdichten sie die melancholisch-pastorale Stimmung von „AWG“. Von Rainald Goetz’ erstem Roman „Irre“ inspiriert „Dr. Raspe“, dem Rapper Textor, einst Mastermind der so famosen wie unterschätzten Ulmer Hip-Hop-Formation Kinderzimmer Productions, gewidmet das balladeske „SKUN“. Ein sehr gelungener Auftritt, dem etwas mehr Publikum zu wünschen gewesen wäre. Wer aber den Weg zu Yosai auf sich genommen hat, ahnt: Von dieser Band wird noch einiges zu hören sein.