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Kampf gegen die Schwindsucht

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Szene aus der TV-Serie „Charité“: Robert Koch lässt sich von Paul Ehrlich das vermeintliche Wundermittel Tuberkulin spritzen.
Tuberkulose scheint heute kein Thema mehr zu sein, aber weltweit zählt sie nach wie vor zu den zehn häufigsten Todesursachen. So beschäftigte sich auch der Lungenkongress in Stuttgart mit der Erkrankung. Und das nicht ohne Grund, denn es gibt inzwischen multiresistente Erreger und deren Behandlung ist schwierig.
Ludwigsburg. Rund zehn Millionen Menschen infizierten sich 2015 weltweit mit Tuberkulose, davon wiesen 480 000 einen multiresistenten Erreger auf. Jedes Jahr sterben 1,4 Millionen Menschen an der Tuberkulose, der Großteil der Erkrankten kommt aus ärmeren Ländern. Das berichtete Professor Dr. Torsten Bauer, Generalsekretär des Deutschen Zentralkomitees zur Bekämpfung der Tuberkulose (DZK) und Chefarzt in Berlin beim Lungenkongress. „Von ihrem Ziel, die Tuberkuloseepidemie bis zum Jahre 2035 zu beenden, ist die Weltgesundheitsorganisation weit entfernt“, sagte Bauer. Mit ein Grund: Eine ausreichend wirksame Impfung steht in den nächsten Jahren voraussichtlich nicht zur Verfügung. Robert Koch entdeckte zwar die Bakterien, die mit der Atemluft in die Lunge transportiert werden, sich dort ansiedeln und Entzündungen verursachen, doch das von ihm entwickelte Medikament Tuberkulin erfüllte die Erwartungen nicht.

Er probierte es an sich selbst und an Hedwig, seiner jungen Geliebten, aus. Die Wirkung war heftig, wie die Serie „Charité“ zeigt. Erst die Entdeckung der bei bakteriellen Erkrankungen wirksamen Antibiotika brachte den Durchbruch. Die Krankheit bezeichnete Torsten Bauer heute als sehr gut heilbar, erforderlich sei aber eine medikamentöse Therapie über sechs Monate, die Kosten betragen 5000 Euro. Problematischer sei hingegen die Behandlung der resistenten Erreger. Diese Therapie dauere 24 Monate und koste pro Fall 100 000 Euro. Globalisierung und Migration bringt die Tuberkulose dabei wieder nach Deutschland, wobei die Zahl der Patienten mit Multiresistenz laut Bauer äußerst gering ist. Das liege zum einen daran, dass es in den Ländern, aus denen die meisten Menschen in jüngster Zeit geflüchtet seien, wenig Multiresistenzen gebe. Anders sehe das beispielsweise in der Ukraine aus, wo 25 Prozent der Tuberkulosefälle resistente Formen aufwiesen.

Um Tuberkulosefälle in den Flüchtlingsunterkünften zu vermeiden, führen die Gesundheitsämter dem Fachmediziner zufolge Screening-Untersuchungen durch, eine Übertragung der Erkrankung auf die Allgemeinbevölkerung komme nur sehr selten vor. Die Ansteckung erfolgt normalerweise durch das Einatmen kleinster Tröpfchen, die ein Erkrankter beim Sprechen, Husten oder Niesen ausstößt, wobei nur etwa fünf bis zehn Prozent der Infizierten überhaupt erkranken. Der Großteil wird durch den Kontakt immunisiert und ist somit lebenslang geschützt. Ein Krankheitsrisiko haben vor allem Menschen mit schwachem Immunsystem.