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Kita-Eltern fordern verlässliche Betreuung

Wer einen Betreuungsplatz ergattert hat, kann sich glücklich schätzen.Symbolfoto: Rainer Jensen/dpa
Wer einen Betreuungsplatz ergattert hat, kann sich glücklich schätzen.Symbol Foto: Rainer Jensen/dpa
Es ist nicht neu, dass Fachkräfte an Kitas fehlen. In Remseck hat sich die Situation in einer Einrichtung aber nun so zugespitzt, das Betreuungszeiten verkürzt und Gruppen zeitweise geschlossen wurden. Drei Mütter schildern die Lage aus ihrer Sicht und kritisieren die Verwaltung.

REMSECK. Yvonne Zeides, Annika Sailer und Sabrina Trautwein sind unzufrieden – und inzwischen auch verärgert. Der Grund: In der Kita Lange Straße im Remsecker Stadtteil Aldingen, die ihre Töchter und Söhne besuchen, herrscht schon seit Monaten enormer Personalmangel. Seit Ende vergangen Jahres sind die Betreuungszeiten verkürzt. An einigen Tagen wurden Gruppen kurzfristig komplett geschlossen. „Da hat man Eltern und Kinder morgens teilweise einfach wieder heimgeschickt“, berichtet Sabrina Trauwein, die Elternbeiratsvorsitzende, im Gespräch mit unserer Zeitung.

„Das Erste, was ich morgens tue, ist in die E-Mails schauen und ich hoffe, dass nichts von der Kita dabei ist“, sagt Yvonne Zeides, die erst in der vergangenen Woche wieder von einem Schließtag in der Krippengruppe betroffen war. Die unstabile Lage stelle nicht nur die Eltern vor große Herausforderungen, die immer wieder sehr schnell Ersatzbetreuung organisieren müssen, sondern vor allem die Kinder, meinen die drei Mütter. Es gebe keine Kontinuität mehr in ihrem Alltag, in dem feste Bezugspersonen doch eigentlich eine wichtige Rolle spielen sollten.

Auch die Betreuungsqualität leide, weil die verbliebenen Mitarbeiter alle Ausfälle kompensieren müssten. „Die können einem wirklich leidtun“, findet Annika Zeidler. Die Eltern seien sich bewusst, wie viel diese Kräfte leisten müssen. „Die geben alles“. Dennoch kritisieren die drei Frauen, dass durch die Personalnot vieles auf der Strecke bleibt. Ausflüge, besondere Projekte – all das gebe es nicht mehr.

Nur noch Standardprogramm

Es werde nur noch das Standardprogramm gefahren. „An manchen Tagen kommen die Kinder nicht einmal mehr raus in den Garten“, berichtet Yvonne Zeides. Ganz übel sei es schon in den gemischten Gruppen gewesen, in denen sowohl Halb- als auch Ganztagsbetreuung angeboten wird. Die Buben und Mädchen, die nicht in der Kita Mittagessen, hätten zuschauen müssen, wie es sich die anderen schmecken lassen, weil niemand da war, der sie – wie eigentlich vorgesehen – anderweitig betreuen konnte. „Die Kommune muss sicherstellen, dass unsere Kinder adäquat und vor allem verlässlich betreut werden“, fordern die drei Mütter. Schließlich bezahlten sie dafür – und zwar nicht gerade wenig.

In Gesprächen und E-Mails hätten sie sich schon mehrfach an die Stadt gewandt, so Annika Sailer. „Aber wir fühlen uns nicht ernst genommen.“ Vorschläge, wie die Situation möglicherweise verbessert werden könnte, würden abgeblockt. Als Beispiele nennt sie das Erstellen eines Notfallplans, den Einsatz von Kräften im Ruhestand und die Zusammenarbeit verschiedener städtischer Kitas. „Es werden immer haftungs- und versicherungstechnische Hinderungsgründe vorgeschoben“, sagt Sabrina Trautwein. Vielen Familien fehle inzwischen die Perspektive, wie es weitergehen kann – und manche wollten am liebsten die Kita wechseln.

Im Rathaus ist man sich durchaus bewusst, dass es nicht rund läuft in der Kita Lange Straße. Es sei die einzige Einrichtung in der Stadt mit so großen Personalproblemen, heißt es auf eine Anfrage unserer Zeitung. Die Ganztagsbetreuung bis 15 Uhr für 40 Kinder könne nicht mehr angeboten werden. Alle 80 Kinder würden in den sogenannten verlängerten Öffnungszeiten nur noch bis 13.30 Uhr betreut.

Als Ursache nennt die Stadtverwaltung unbesetzte Stellen. Neben der „normalen Personalfluktuation“ und Langzeiterkrankten seien mehrere Kolleginnen schwanger. Sie fielen während der Coronapandemie durch ein Beschäftigungsverbot in der Kita sofort aus.

Die offenen Stellen seien ausgeschrieben, die Wiederbesetzung in der Kita Lange Straße habe hohe Priorität. Die Personalsuche gestalte sich derzeit, wie in den anderen Kommunen auch, sehr schwierig, laufe aber auf Hochtouren. Eine Mitarbeiterin habe inzwischen ihren Beschäftigungsumfang dauerhaft deutlich erhöht, eine eingesetzte Springkraft arbeite befristet mehr. Außerdem würden zwei Kräfte einer Leiharbeitsfirma befristet eingesetzt. Wenn möglich, ziehe man zudem vorübergehend weitere Springkräfte in anderen Kitas ab und setze sie in der Lange Straße ein.

Ziel sei es, versichert die Stadtverwaltung Remseck, dauerhaft Personal zu gewinnen, um den Kindern kontinuierlich die gleichen Bezugspersonen zu geben und den Betrieb der Kita für die Eltern verlässlich gestalten zu können.