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Krauthof schließt und steht vor dem Abriss

Im ehemaligen Hotel Krauthof werden in den kommenden Monaten Ukrainer untergebracht. Archivfoto: Holm Wolschendorf
Im ehemaligen Hotel Krauthof werden in den kommenden Monaten Ukrainer untergebracht. Foto: Holm Wolschendorf
Hört auf: Peter Kraut.
Hört auf: Peter Kraut.
Der Krauthof in Hoheneck stellt zum 31. August den Betrieb von Restaurant und Hotel ein. Das hat der Betreiber und bisherige Eigentümer Peter Kraut im Gespräch mit unserer Zeitung bestätigt. Die Weichen sind bereits auf Abriss und Wohnungsbau in größerem Stil gestellt. Neuer Eigentümer des Areals ist der Bietigheimer Bauträger Regio Bau GmbH.

Ludwigsburg. Schon seit mehreren Tagen wurde eifrig spekuliert und vermutet, an wen das Krauthof-Grundstück an der Beihinger Straße in Hoheneck wohl verkauft wird. Es sind ganz verschiedene Namen gehandelt worden. Jetzt hat Peter Kraut für Klarheit gesorgt: Das Areal in Hoheneck an der Beihinger Straße geht an die Regio Bau GmbH. Beim neuen Eigentümer war gestern wegen Betriebsferien niemand zu erreichen. Das Unternehmen bezeichnet sich als größter unabhängiger Bauträger in Bietigheim-Bissingen. Aktuell vermarktet das Unternehmen unter anderem Projekte mit Mehrfamilienhäusern etwa in Ludwigsburg (Marbacher Straße), Großbottwar, Leonberg oder Stuttgart-Botnang.

Das Krauthof-Grundstück, das jetzt den Eigentümer wechselt, ist rund 4500 Quadratmeter groß. Baurechtlich können dort nach einem Abriss der bestehenden Gebäude Wohnungen gebaut werden, das hat auch die Stadtverwaltung auf Anfrage bestätigt. Fachleute sprechen davon, dass bis zu 50 Wohneinheiten in Mehrfamilienhäusern entstehen könnten.

Nach Informationen unserer Zeitung hat Peter Kraut auch seinen Anteil an einem Grundstück veräußert, das hinter dem Krauthof-Anwesen liegt, derzeit eine ungenutzte Brache. Wie es mit diesem Grundstück weiter geht, ist noch offen. Baurechtlich ist es als Gewerbegebiet ausgewiesen.

Für Peter Kraut sind Schließung und Verkauf in vielerlei Hinsicht sehr emotional. Er beendet mit Mitte 60 sein Lebenswerk. 1982 hatte er einen kleinen Landgasthof mit elf Fremdenzimmern übernommen und den Krauthof schrittweise ausgebaut zu einem Tagungshotel mit 50 Zimmern und einem großen Restaurantbetrieb, samt Catering- und Eventangebot. Es gibt in Ludwigsburg wohl kaum ein Gasthaus, in dem über die Jahrzehnte eine so breite Palette des gesellschaftlichen Lebens eine feste Anlaufstelle für ihre Veranstaltungen und Treffs gefunden hat, von Familienfeiern über Vereine und Parteien bis hin zu Kultur und den unterschiedlichsten Gruppen. Für so manchen ist Peter Kraut zu einer Gastro-Legende geworden. Dass er vor ein paar Jahren die Türen auch für die AfD mit deren Rechtsaußen Björn Höcke öffnete, das hat ihn am Ende Sympathien gekostet.

Zum 31. August ist alles vorbei. Ein Aus nicht ohne Vorgeschichte. Kraut kritisiert einen wachsenden Berg an behördlichen Auflagen in der Gastronomie, er beklagt mit zunehmender Digitalisierung den Verlust an persönlicher Begegnungen. „Das ist immer weniger meine Welt, das Persönliche geht verloren“, sagt Kraut. Der Gastronom als Entertainer am Zapfhahn, das sterbe leider aus.

Zum Schluss, so Kraut, habe Corona vollends den Stecker gezogen. „Wie lange dauert es, bis man in Zeiten von Homeoffice wieder Tagungen bekommt? Wann kehren die Reisebusse zurück? Wann sind wieder Großveranstaltungen möglich?“ Kraut ist wenig optimistisch. Er will sich nur noch bei allen bedanken, die ihn über die Jahre begleitet haben, von Mitarbeitern über treue Gäste bis hin zu Handwerkern und auf Behördenseite die Polizei, wo er über die Jahre immer Verständnis gefunden habe, wenn es um Klagen über Lärm ging.

Ein paar seiner Mitarbeiter, das sagt Kraut noch zum Schluss, werden weitermachen und in Großbottwar ein Vereinsheim übernehmen und es zum Restaurant machen. Dort sollen die traditionellen Krauthof-Rezepte weiter leben.