1. Startseite
Logo

Zahnimplantate
Künstliche Wurzel statt Prothese

350_0900_3542_.jpg
Zahnlücke ade: Das Implantat wird in den Kiefer eingepflanzt und ist hier fest verankert. Foto: Fotolia.
Künstliche Zahnwurzeln, die in den Kiefer eingepflanzt werden, lösen immer mehr herkömmliche zahntechnische Lösungen ab. Implantate versprechen eine deutlich höhere Lebensqualität. Laut der Deutschen Gesellschaft für Implantologie werden sie mittlerweile über eine Million Mal im Jahr eingesetzt.

Ludwigsburg. „In den vergangenen zehn Jahren hat es einen enormen Zuwachs an Implantaten gegeben“, betont der Ludwigsburger Zahnarzt Evangelos Gimoussiakakis. Als Hauptgrund für den Boom dieser Behandlungsmethode nennt der Mediziner, der sich auf Implantate spezialisiert hat, den heutigen Stand der Röntgendiagnostik, der eine sichere Verpflanzung in den Kieferknochen ermöglicht.

Evangelos Gimoussiakakis beantwortet die wichtigsten Fragen rund um die künstlichen Zahnwurzeln und die dafür notwendige zahnmedizinische Behandlung.

LKZ: Was sind eigentlich Zahnimplantate?

Evangelos Gimoussiakakis: Das sind künstliche Wurzeln meist aus Titan, die im Kiefer platziert sind. Darauf wird dann eine Krone oder eine Verankerung für eine Prothese gesetzt.

Wie verläuft eine Behandlung und wie lange dauert sie?

Insgesamt muss man mit etwa vier Monaten rechnen, denn nach dem chirurgischen Teil dauert es rund drei Monate, bis die künstliche Zahnwurzel eingewachsen ist.

Welche Vorteile bieten Implantate gegenüber herkömmlichem Zahnersatz?

Implantate sitzen wie die eigenen Zähne fest im Kiefer.

Das bedeutet für den Patienten deutlich mehr Wohlbefinden, wenn beispielsweise keine herausnehmbare Prothese mehr nötig ist. Falls nur ein Zahn fehlt, kann er durch ein Implantat problemlos ersetzt werden.

Es müssen dafür also nicht mehr gesunde Nachbarzähne für die Erstellung einer Brücke abgeschliffen werden.

Wie teuer ist ein implantierter Zahn, was zahlt die Krankenkasse und gibt es Finanzierungsmöglichkeiten?

Knapp 2000 Euro für ein Zahnimplantat muss man schon rechnen, wobei die gesetzlichen Krankenkassen einen Festzuschuss von rund 500 Euro zahlen.

Es gibt auch Zahnzusatzversicherungen und den Patienten wird überdies angeboten, die Kosten in sechs Monatsraten zinsfrei zu begleichen. Das wird gerne in Anspruch genommen.

Was ist ein Knochenaufbau?

Gerade bei Patienten, die viele Jahre Brücken oder Prothesen getragen haben, fehlt die natürliche Stimulation und Belastung am Kieferknochen, er bildet sich zurück. Nun kann er mit Knochenersatzmaterial oder mit der Verpflanzung von Eigenknochen für eine Implantation wieder aufgebaut werden. Das ist heute alles möglich.

Sieht oder spürt man die Implantate?

Wenn die künstliche Zahnwurzel gut eingeheilt ist, dann spürt man sie nicht mehr, sie ist Teil des Kieferknochens und es gibt dort keine Nervenstränge. Die Implantate sind auch nicht sichtbar.

Kann man damit wieder kraftvoll zubeißen?

Ja, denn das ist Sinn der Sache, dass man wie mit den eigenen Zähnen kauen kann.

Wie lange halten Implantate und wie hoch ist die Erfolgsquote?

Es gibt kein Verfallsdatum, sie halten eigentlich ein Leben lang. Ich habe eine Patientin, die hat schon seit 40 Jahren ein Implantat im Mund. Die Erfolgsquote beträgt bis zu 98 Prozent, es handelt sich also um sehr sichere Eingriffe.

Zahn raus und Implantat rein – geht das?

Der Sofortimplantation gehört die Zukunft. Wenn ein Zahn entfernt werden muss, dann entsteht eine Wunde, die in der Regel wenige Wochen später abheilt. Das Zahnimplantat wird hier nun gleich eingepflanzt, das Einwachsen verkürzt sich dadurch. Außerdem kommt es dann nicht zum Knochenabbau. Der Zahn muss dafür aber schonend entfernt werden und es darf kein Entzündungsherd vorhanden sein.

Funktionieren Implantate auch bei einem völlig zahnlosen Kiefer?

Ja, und zwar mit fest verankerten Brücken. Dafür braucht man im Unterkiefer sechs und im Oberkiefer acht Zahnimplantate. Das kostet bis zu 12 000 Euro.

Wann wird von Implantaten abgeraten?

Durch die heute gängigen minimalinvasiven Eingriffe können auch Diabetiker sowie Patienten, die blutverdünnende Medikamente einnehmen, behandelt werden.

Ein Problem sind lediglich die Bisphosphonate, das sind Medikamente, mit denen beispielsweise Osteoporose therapiert wird. Hier kann es zu Komplikationen kommen. Welche Medikamente der Patient einnimmt, muss im Vorgespräch geklärt werden.

Wie werden Zahnimplantate gepflegt und wie wichtig sind regelmäßige ärztliche Kontrollen?

Grundsätzlich werden Implantate so gepflegt wie die eigenen Zähne. Wichtig ist außerdem die Reinigung der Zahnzwischenräume mit einer speziellen Bürste. Empfohlen wird auch eine professionelle Zahnreinigung. Die ärztlichen Kontrollen sollten zweimal im Jahr stattfinden.